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0738 - Die Nächte der Ratten

0738 - Die Nächte der Ratten

Titel: 0738 - Die Nächte der Ratten
Autoren: W.K. Giesa
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hinunter ins Dorf und forsche nach, ob Mostache seine Kneipe für mich zum Frühschoppen aufmacht.«
    Er betrachtete seine Hand und fügte dann kopfschüttelnd hinzu: »Notiz an Großhirn: Es gibt Menschen, sogar mit akademischer Bildung, die nicht bis drei zählen können. Anwesende eingeschlossen.«
    Nach dieser tiefschürfenden Erkenntnis beschloss er, Möglichkeit drei zu erproben. Er verließ das Schlafzimmer, um sich unter der Dusche zu erfrischen, und kollidierte mit dem Drachen…
    ***
    »Ups!«, machte Fooly, etwa 1,20 m hoch und mindestens ebenso breit, mit grünbrauner Schuppenhaut, einem Rückenkamm mit dreieckigen Hornplatten, die sich verjüngend bis zur Schwanzspitze hinzogen, Stummelflügeln und einem Krokodilkopf mit großen Telleraugen. Der Jungdrache, nur wenig älter als 100 Jahre, war in seiner tolpatschigen Art Stets für jeden Unfug zu haben und richtete meist mehr Flurschaden als Nutzen an. Aber irgendwie konnte ihm dafür niemand wirklich lange böse sein.
    »Das ist es, was die Welt braucht«, krähte er etwas erheitert. »Ein nackter Professor frühmorgens auf der Pirsch. Schon wieder wach, Chef? Mit dir hatte ich gerade gar nicht gerechnet!«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich auch nicht. Könntest du vielleicht bitte einen Schritt beiseite treten, damit ich an dir vorbeikomme?«
    Fooly hatte sich mit gespreizten Flügeln so postiert, dass er fast die gesamte Korridorbreite einnahm, obgleich die mehr als doppelt jungdrachenbreit war.
    Fooly machte Platz. Als Zamorra halb an ihm vorbei war, wandte der Drache sich ihm wieder zu. »Auf ein Wort, Chef. Ich brauche deinen Rat. Ich hatte da eben einen sehr schlimmen Albtraum.«
    Zamorra sah ihn alarmiert an. »Du auch?«
    »Wer denn noch?«
    Zamorra ging nicht darauf ein. »Erzähl. Wovon hast du geträumt?«
    »Von Ratten«, berichtete Fooly. »Böse, hungrige Ratten. Sie begannen mich aufzufressen. Bin gerade noch rechtzeitig wach geworden, ehe sie sich auch noch an meinem wertvollen Schweif vergreifen konnten mit ihren häßlichen Zähnen.«
    »Träume sind Schäume«, sagte Zamorra. »Vergiss es einfach.«
    »He, Chef, machst du es dir nicht zu einfach?«, fragte Fooly. »Ich sehe dir doch an der Nasenspitze an, dass da mehr dran ist, als du mir erzählen willst. Willst du deinen Glücksdrachen nicht einweihen?«
    »Da ist nichts dran«, sagte Zamorra.
    »Glaube ich dir nicht. Warum beschwindelst du mich? Du hattest auch so einen Traum, nicht?«
    »Ich will dich nicht beschwindeln, kleiner Freund«, sagte Zamorra. »Ich will dich nur nicht in irgendetwas hineinziehen. Dass zwei so unterschiedliche Wesen ähnlich träumen, gibt mir zu denken.«
    »Also doch!«, sagte Fooly. »Ich geh mal raus und kontrolliere die M-Abwehr, ja? Vielleicht ist da wieder mal eine Lücke.«
    »Mach das«, sagte Zamorra.
    Der Drache watschelte auf seinen kurzen Beinen davon und stapfte die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Zamorra sah ihm nach, dann suchte er das Bad auf und stellte sich unter die Dusche.
    Aber noch ehe er das Wasser aufdrehen konnte, kamen die Ratten…
    ***
    Fooly marschierte nach draußen. Château Montagne lag im südlichen Loire-Tal an einem Berghang. Trotzdem gab es eine Burgmauer und sogar einen Burggraben. Der führte logischerweise kein Wasser, aber man munkelte, das sei in früheren Zeiten anders gewesen. Da habe zu Zeiten des unseligen Leonardo de Montagne der Graben durchaus Wasser geführt, in dem sich gefräßige Bestien tummelten - und das Wasser sei der Hanglage zum Trotz durch Magie gehalten worden.
    Ob das stimmte, hatte Zamorra noch nicht herausgefunden, und er war an der Lösung dieses Rätsels auch nicht sonderlich interessiert.
    Vor fast einem Jahrtausend hatte sein Vorfahre Leonardo, der Schwarzmagier und Höllenknecht, das Château erbauen lassen. Bis heute hatte sich am äußeren Aufbau nicht viel geändert. Es war damals architektonisch seiner Zeit weit voraus gewesen und war heute noch eine gelungene Stilmischung aus mittelalterlicher Burg und barockem Schloss, mit Einflüssen der Gotik und der Renaissance. Seit es in Zamorras Besitz übergegangen war, hatte sich allerdings im Inneren eine ganze Menge geändert und würde sich auch künftig noch ändern.
    Wie auch immer - die Mauer, die das Château und das Grundstück umschloss und talwärts sogar über eine Zugbrücke verfügte, war mit weißmagischen Zeichen gesichert. Sie war die Basis einer Schutzkuppel, die das Grundstück unsichtbar einschloss und
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