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0738 - Die Nächte der Ratten

0738 - Die Nächte der Ratten

Titel: 0738 - Die Nächte der Ratten
Autoren: W.K. Giesa
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Ein offener Porsche Turbo rollte heran. Wurde langsamer, als der Fahrer im Streulicht der Scheinwerfer Rokor am Straßenrand entdeckte.
    Der Fahrer?
    Es war eine Fahrerin!
    Sie stoppte den Turbo neben Rokor. Der brach den Kontakt zu dem nackten Mädchen hinter dem Fenster sofort ab und wandte sich seinem neuen Opfer zu.
    Das Mädchen tanzte nicht mehr. Etwas stimmte nicht. Einem seltsamen Gefühl folgend, trat die nächtliche Hobbytänzerin ans Fenster und sah hinaus.
    »He«, sagte die Porschefahrerin. Langes dunkles Haar fiel über schmale Schultern und eine durchsichtige Bluse. »He, Mann, du gehörst doch ganz bestimmt nicht in diese verlauste Gegend?«
    »Du aber auch nicht.« Während er sprach, näherte er sich dem knallgelben Porsche und erhöhte dabei kaum merklich, aber stetig die Attraktivität seines eigenen Aussehens.
    Topmodel, dachte er. Oder hübsche Tochter eines reichen Vaters. Oder Geliebte eines reichen Idioten. Auf jeden Fall empfing er Wellen großer Zufriedenheit. Diese zufriedene, glückliche junge Dame in die Tiefen höllischer Qual zu stürzen, das war etwas! Diese Seele war außerordentlich geeignet!
    Hatte sie schon einmal Böses getan, oder musste er sie erst noch dazu verleiten?
    Nicht, dass ihm das sonderlich schwer fallen würde…
    Sie lächelte ihn an. »Wieso treibst du dich in dieser Ecke herum statt in der Disco?«
    »Wollte ich hin. Aber mein Auto ist verreckt.« Er wies auf eines der annähernd schrottreifen Fahrzeuge. Es sah plötzlich aus wie ein moderner Mittelklassewagen. »Der Motor will nicht mehr. Nimmst du mich mit? Morgen lasse ich die verflixte Karre abschleppen. Wollte schon ein Taxi rufen, aber der Akku ist leer.« Er deutete auf das Handy am Gürtelclip. »Wie immer, wenn man's mal braucht…«
    »Steig schon ein«, sagte sie. »Ich bin übrigens Lou.«
    »Und ich bin Roul«, log er. Er verzichtete darauf, die Tür zu öffnen, sondern flankte einfach sportlich hinüber und fiel regelrecht in den Beifahrersitz.
    Lou grinste und trat das Gaspedal voll durch.
    Der Porsche wurde zur Rakete. Der Andruck presste Rokor gegen die Sitzlehne. »He, hier ist Tempo 50 angesagt!«
    »Bist du so gesetzestreu? Hat doch keiner gesehen!« Sie lachte und jagte den Porsche weiter. Die Tachonadel zitterte knapp unter der Hundert-Marke. Das Ende der Straße flog regelrecht heran.
    »Vorsicht«, warnte er. »Kann sein, dass hier allerlei Müll auf die Fahrbahn kullert, und selbst wenn du nur über eine Ratte rollst, schlägt dir das die Stoßdämpfer kaputt.«
    »Ratten! Du hast recht!« Sie stieg voll auf die Bremse. Stützte sich dabei am Lenkrad ab, während der auf die Aktion nicht vorbereitete Rokor nach vorn katapultiert wurde und beinahe mit der Stirn gegen den Rahmen der Frontscheibe geschlagen wäre.
    Der Porsche stand wieder.
    »Magst du Ratten?«, fragte Lou.
    »Nur, wenn sie gut durchgebraten und gewürzt sind. Und bitte mit Cremesauce«, spöttelte er.
    »Die Ratten sehen das bei dir ähnlich«, sagte Lou trocken. »Allerdings sind sie etwas anspruchsloser und verzichten auf Gewürze und sonstiges.«
    Rokor grinste. Die Süße hatte einen sonnigen Humor.
    Noch. Aber wenn sie erst mal im Höllenfeuer brannte…
    Sie machte eine schnelle Handbewegung.
    Aus dem Stauraum hinter den Sitzen schnellte eine übergroße Ratte hoch und schlug ihre Zähne in Rokors Nacken. Im nächsten Moment war er nicht mehr fähig, sich zu bewegen.
    Der Porsche Turbo fuhr wieder an.
    ***
    Ein am Fenster stehendes Mädchen wunderte sich.
    Der Porsche hielt an, und ein Mann stieg ein. Dann fuhr der Sportwagen weiter, verschwand in der Nacht.
    Irgendetwas war seltsam an diesem Kerl gewesen. Es schien fast, als hätte er keine feste Form gehabt, sondern sei nur eine Art dunkler Schatten.
    Aber das war doch unmöglich, oder?
    Mit seinem Verschwinden war aber auch eine Art Druck fort, der sich zwischenzeitlich über das Mädchen gelegt hatte.
    Vielleicht habe ich das alles nur geträumt, dachte sie. Aber dann, als sie sich auf ihr Bett warf, konnte sie bis in die Morgenstunden nicht einschlafen.
    Der schattenhafte Mann zeigte sich immer wieder in den Bildern ihrer Erinnerung.
    Aber da war noch etwas anderes.
    Was, zum Teufel, hatte am Lenkrad des Porsche gesessen?
    ***
    In einem dunklen Raum stand Rokor und konnte sich immer noch nicht wieder bewegen. Lähmende Magie hinderte ihn daran.
    Die Porschefahrerin hatte ihn hierher gebracht und dann allein gelassen.
    Er versuchte seine Geistfühler nach ihr
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