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0738 - Die Nächte der Ratten

0738 - Die Nächte der Ratten

Titel: 0738 - Die Nächte der Ratten
Autoren: W.K. Giesa
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undurchdringlich für jeden Schwarzmagier, Dämon oder Dämonisierten war. Allerdings unterlagen die mit Weißer Magie aufgeladenen Kreidezeichen, die diese »M-Abwehr«, wie sie genannt wurde, den Witterungseinflüssen und verblassten irgendwann oder wurden vom Regen verwischt. Sie mussten ständig erneuert werden.
    Fooly befürchtete, dass gerade wieder mal eines oder mehrere der Zeichen verwischt waren, sodass dunkle Magie eindringen könnte. Die M-Abwehr war wie eine Kette - sie war immer nur so stark wie das schwächste ihrer Glieder. Entstand irgendwo eine Lücke in der schützenden Sphäre, wurde sie überall durchdringbar.
    Deshalb machte der Drache sich auf, die Mauer eingehend zu inspizieren und Professor Zamorra darauf hinzuweisen, wo es eventuelle Lücken gab, damit diese schleunigst wieder geschlossen werden konnten.
    Er begann am Tor, wandte sich nach rechts und sah nach einigen Dutzend Metern etwas Unglaubliches.
    Da war tatsächlich jemand dabei, die Kreidezeichen zu verwischen!
    Und dieser Jemand war - Raffael Bois!
    ***
    Zamorra machte einen weiten Sprung aus der Duschkabine hinaus über die Ratten hinweg. Entsetzt starrte er die Biester an.
    Sie füllten das Duschbecken jetzt komplett aus, ohne dass er sehen konnte, woher sie gekommen waren.
    Ratten im Château Montagne - das hatte es noch nie gegeben, seit er hier wohnte, und das nun immerhin schon seit rund 28 Jahren! Gut, vielleicht gab es in den Kellergewölben welche, aber im bewohnten Teil des Châteaus hatten sich nie Schädlinge vier- oder mehrbeiniger Art gezeigt.
    Nun gut, Zamorra war auch nicht über alles informiert, was sich hier abspielte. Vielleicht hatte ja der alte Diener Raffael Bois seinerzeit regelmäßige Ratten- und Ungezieferjagden organisiert, ohne dass Zamorra das mitbekommen hatte, weil er häufig auf Reisen war. Und jetzt, da Raffael seit gut anderthalb Jahren tot war, mochten sich die Nager sicherer fühlen.
    Normal war das hier trotzdem nicht.
    Zamorra wollte gerade das Bad verlassen, um es von außen sorgfältig zu verschließen, als er plötzlich keine einzige Ratte mehr sah.
    Wieder nur ein Albtraum?
    Aber er war doch wach! Wie konnte er da Ratten sehen, die ihn in seinem Traum verfolgt und angefressen hatten?
    Diesmal war er ihnen rechtzeitig entkommen, aber wieso hatte er sie überhaupt im Wachzustand sehen können?
    Er verzichtete auf eine Dusche, schüttete sich am Waschbecken mit schöpfenden Händen eine Menge Wasser über den Körper, dass sich auf dem Fußboden verteilte und allmählich dem Bodenablauf entgegenrann, dann verließ er das Badezimmer wieder.
    Etwas brachte ihn dazu, sich nach einigen Metern umzuschauen.
    Er hinterließ blutige Fußabdrücke auf dem Korridorteppich!
    Er sah seine Füße an.
    Sie waren skelettiert…
    ***
    »Monsieur Raffael?«, stieß Fooly überrascht hervor. »Was tun Sie da?«
    »Ich tue, was getan werden muss«, sagte der alte Mann.
    Erst im nächsten Moment realisierte der Drache, dass Raffael tot war. Raffael Bois, der alte Diener, der nie von seiner Arbeit hatte lassen wollen, weil sie sein Leben darstellte und er sonst nichts als seine stetige, zuverlässige Pflichterfüllung hatte, woran er sich aufrichten konnte, hatte sich im Alter von fast hundert Jahren geopfert, um ein Kind vor einem Angriff durch Schwarze Magie zu retten. [1]
    Aber selbst im Tod konnte Raffael nicht von seiner Aufgabe lassen. Er war immer noch hier, als »guter Geist von Château Montagne«. So hatte man ihn schon zu Lebzeiten genannt, und jetzt war er es wirklich.
    Aber war es gut, dass er die magischen Schutzzeichen verwischte und löschte und damit dunklen Mächten Zugriff auf die Menschen im Château erlaubte?
    »Bei allem Respekt«, sagte der Jungdrache und holte tief Luft, »aber das kann ich nicht zulassen. Bitte hören Sie auf, die Zeichen zu löschen. Die Schwingen böser Träume gleiten über das Château und berühren Menschen und Drache.«
    »Und doch muss es sein«, sagte Raffael.
    Fooly schüttelte den Krokodilkopf.
    Er war so ernst, wie man ihn kaum jemals erlebte. »Bitte, Monsieur«, sagte er. »Beenden Sie das, was Sie tun. Es ist nicht gut. Sie wissen das so gut wie ich und der Chef.«
    »Ich kann es nicht beenden«, sagte Raffael und verwischte das nächste Zeichen, nur ein paar Meter von seinem bisherigen Standort entfernt. Blitzartig war er von hier nach dort gelangt, auf eine Weise, die nur Gespenstern zur Verfügung stand.
    »Sie müssen es beenden, Monsieur!«, drängte
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