Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0738 - Die Nächte der Ratten

0738 - Die Nächte der Ratten

Titel: 0738 - Die Nächte der Ratten
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
auszustrecken, aber er fand keine Verbindung. Sie verfügte über eine mentale Abschirmung!
    Warum hatte er das nicht schon viel früher festgestellt, Narr, der er war?
    Er war ihr blind ins Messer gelaufen.
    Er hatte geglaubt, sie sei das perfekte Opfer, dabei war sie es, die ihn zu ihrem Opfer gemacht hatte.
    Wer oder was war diese Frau?
    Sie schien menschlich zu sein. Aber wie hatte sie ihn dann überwinden können? Sie musste über besondere Fähigkeiten verfügen.
    Aber er war momentan nicht in der Lage, diese zu erforschen.
    Er war momentan nicht in der Lage, überhaupt etwas zu tun. Er wurde vollständig blockiert.
    Warum hatte sie ausgerechnet ihn als ihr Opfer auserkoren?
    Wusste sie etwa, wer beziehungsweise was er war? Aber woher sollte sie es wissen? Sie konnte es nur, wenn sie von seiner Art war, aber dann hätte sie diese Ähnlichkeit doch erkennen müssen! Dennoch hatte sie ihn angegriffen!
    Wieder versuchte er, sich zu bewegen, aber er schaffte es nicht. Das Einzige, was ihm gelang, war, die Augen zu bewegen. Damit schuf er ein Sichtfeld, das nicht optimal war, aber ihm immerhin einen Teil dessen verriet, was unmittelbar um ihn herum vorging.
    Und da sah er die Ratten.
    Sie huschten unruhig hin und her. Einige von ihnen hatten blutige Schnauzen.
    Rokor bewegte seine Augen weiter. Er sah Skelette, aber er konnte nicht genau erkennen, ob sie menschlich oder etwas anderes waren. Dazu hätte er den Kopf weiter drehen müssen, was ihm aber nicht möglich war.
    Er sah wieder nach unten.
    Plötzlich schaffte er es, en Kopf weit genug zu beugen, um seine Füße zu sehen.
    Auch da waren Ratten!
    Und obgleich er keinen Schmerz fühlte, stellte er entsetzt fest, dass die Biester ihm das Fleisch von den Knochen fraßen.
    Seine Füße waren bereit skelettiert.
    Ohne dass er es gefühlt hatte.
    Und die Ratten waren immer noch da und immer noch hungrig.
    »Weg mit euch!«, wollte er schreien. »Verschwindet! Laßt mich in Ruhe, oder ihr spürt meinen Zorn!«
    Aber er konnte nicht schreien. Er konnte die Ratten nicht verscheuchen, weder mit Bewegungen noch mit der Stimme, und nicht einmal mit Magie.
    Und sie setzten ihr grausiges Werk fort…
    ***
    Zamorra sprang mit einem heftigen Ruck auf. Um ihn herum war alles dunkel, und er hatte Schwierigkeiten, sich zu orientieren.
    Er schnipste mit den Fingern. Die Schlafzimmerbeleuchtung wurde sanft hochgedimmt. Er schlug die Decke zurück, starrte seine Füße an.
    Sie waren unversehrt.
    Ratten waren auch nicht zu sehen.
    »Verdammt«, murmelte er. »Was zur Hölle war denn das für ein beschissener Traum?«
    Das Bett neben ihm war leer. Nicole Duval - seine Lebensgefährtin, Kampfpartnerin und Sekretärin - hatte es entweder vorgezogen, in ihrem eigenen Refugium zu schlafen, oder sie war noch oder schon wieder an der Arbeit. Es hatte sich in den letzten Tagen wieder einiges angestaut, und er selbst hatte sich einfach davor gedrückt.
    Lediglich einen Bericht über die eigenartige Geschichte, die er mit Asha Devi in Indien erlebt hatte, hatte er in Kurzform diktiert. Mochte Nicole ihn ausarbeiten. Er selbst verstand noch nicht so ganz genau, wie es möglich war, dass Devi erschossen worden war und trotzdem »wieder« lebte, dass der Mord an ihr ungeschehen war, und das alles, ohne dass es zu einem jener gefährlichen Zeitparadoxa gekommen war!
    Dass Nicole nicht neben ihm schlief, war vielleicht gut, so hatte er sie nicht mit seinem schreckhaften Aufwachen ebenfalls aus dem Schlaf reißen können. Zamorra erhob sich und ging zum Fenster. Er zog die Jalousie hoch, eine der wenigen Tätigkeiten, die im Château Montagne noch nicht per Knopfdruck oder Computersteuerung ausgeführt wurden, sondern noch »ehrlicher Handarbeit« bedurften.
    Draußen war es hell.
    Er schnipste wieder. Die Zimmerbeleuchtung dimmte sich auf Null zurück. Ein Blick zur Uhr verriet dem Dämonenjäger, dass es acht Uhr morgens war. Vor etwa drei Stunden hatte er sich zum Schlafen niedergelegt. Er war eine Nachteule, ebenso wie Nicole. Ihre Profession brachte es mit sich, schließlich war die Nacht die Zeit der Dämonen, Geister, Vampire und Teufel.
    Seltsamerweise fühlte er sich nicht richtig müde. Der Albtraum hatte Stresshormone freigesetzt, die ihn jetzt wach hielten.
    »Zwei Möglichkeiten«, murmelte er und hob die Hand mit ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger. »Erstens: Ich versuche weiter zu schlafen. Zweitens: Ich genieße ein großes Glas Whisky auf den Schreck. Drittens: Ich fahre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher