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0738 - Die Nächte der Ratten

0738 - Die Nächte der Ratten

Titel: 0738 - Die Nächte der Ratten
Autoren: W.K. Giesa
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Ziersträucher in Brand!
    »Och nöh«, murmelte Fooly und sah sich Hilfe suchend um. »Was nun?«
    Die durch die Sommerhitze der letzten Tage recht trocken gewordenen Hölzer brannten wie Zunder. Noch während Fooly nach einer Ausrede suchte, um seinen Fehler zu entschuldigen oder zu beschönigen, loderte es hell auf. Und es sah danach aus, als könnte der Funkenflug auch noch mehr in Brand setzen!
    Derweil hatten die Ratten sich jetzt ringsum verteilt und belauerten den Drachen weiterhin.
    »Auspusten«, erkannte er. »Die Flammen einfach auspusten.«
    So wie man eine Geburtstagskerze ausblies. Wieder holte er tief Luft, schnaubte kräftig - und hatte dabei vergessen, vorher daran zu denken, dass er sich auf »Nicht-Feuer« hätte konzentrieren müssen. So jagte ein weiterer Feuerstrahl aus Nüstern und Rachen und vergrößerte das Flammenchaos noch.
    Er erhob sich wieder in die Luft. Das heftige Flattern seiner Stummelflügel hatte zur Folge, dass das Feuer noch weiter angefacht wurde. Mittlerweile breitete es sich auf weitere Gewächse aus, die rechts und links der Treppe angepflanzt waren, und da rankten auch Kletterpflanzen empor…
    Die brannten jetzt auch.
    »Nein«, jammerte Fooly. »Nicht! Feuer, erlisch! Geh aus! Sofort! Ich bin ein Drache, ich bin der Herr des Feuers, und ich befehle es dir! Hör sofort auf zu brennen!«
    Natürlich beachteten die Flammen sein Gezeter nicht.
    Dafür tauchte hinter der großen Glastür, dem einzigen Stilbruch der Frontfassade, die aber wenigstens genug Licht in die Eingangshalle ließ, Butler William auf, einen großen Feuerlöscher mit sich schleppend. Fauchend jagte das Löschpulver aus der Schlauchduse. Mit kräftigen Löschstößen sorgte der Butler dafür, dass zumindest die gefährlichsten Brandstellen gesichert wurden. Der Rest würde von selbst erlöschen - sofern der Drache nicht noch einmal kräftig aus atmete.
    »Mister MacFool!«, rief William den Drachen streng an. »Was hat dieses flammende Inferno zu bedeuten? Willst du das gesamte Montagne-Castle abfackeln? Nichtsnutz, der du bist!«
    »Ich wollte doch nur die Ratten verbrennen, äh, verscheuchen«, ächzte Fooly. »Die wollten mich nicht ins Gebäude lassen. Ehrlich, ich wollte nichts abfackeln, nur diese Biester…«
    »Auch flambierte Ratten schmecken nach Ratten«, stellte William klar.
    »Und für heute sieht Madame Claires Speiseplan ausdrücklich keine Ratten vor. Außerdem: Von welchen Ratten redest du überhaupt?«
    Irritiert sah Fooly sich um.
    Die Biester waren spurlos verschwunden.
    »Eben waren sie noch da«, stöhnte er, zusätzlich bestürzt darüber, dass William scheinbar annahm, er habe die Nager braten wollen! Dabei lag ihm nichts ferner als das. Er schüttelte sich innerlich.
    »Eben war auch das Feuer noch da«, sagte William düster und betrachtete wachsam die langsam verlöschende Restglut hier und da an den Pflanzen. »Das, mein lieber Mister MacFool, geht alles von deinem Taschengeld ab.«
    »Schon wieder«, klagte Fooly. »Dabei bin ich doch schon mit über hundert Neuro im Minus!«
    »Erstens heißt das Euro, und zweitens sind es über tausend«, korrigierte der Butler und bedauerte einmal mehr, dass er sich seinerzeit bereit erklärt hatte, so etwas wie der Adoptivvater des Jungdrachen zu werden. Das Taschengeld bezahlte er zwar nicht aus seiner eigenen Tasche, sondern es kam aus dem allgemeinen Personaletat des Châteaus, aber auch Professor Zamorra war, wenngleich vermögend, kein Dukatenesel, und die Versicherungsprämien waren in den Jahren, die Fooly mittlerweile hier lebte, drastisch erhöht worden. William sah es als seine Aufgabe an, diesem dem Drachen nachhaltig begreiflich zu machen, indem er in seiner Eigenschaft als Personalchef zumindest einen Teil dieser Sonderausgaben vom Taschengeld abzog beziehungsweise verrechnete.
    Aber zu seinem Bedauern zeigte das bislang noch keine effektive erzieherische Wirkung. Irgendwie schien es in der Natur des Drachen zu liegen, dass er immer und überall Chaos verbreitete.
    Allerdings, wenn William jetzt von seinem Vorgehen abwich, bedeutete das seine Kapitulation. Und das konnte er sich dem Jungdrachen gegenüber nicht erlauben. Er würde seine Autorität verlieren.
    »Über tausend?«, seufzte Fooly derweil. »Das ist doch zu viel! Soweit kann ich gar nicht zählen!«
    »Und ob du das kannst - du willst nur nicht. Wie war das jetzt mit den Ratten?« fragte William und setzte den Feuerlöscher ab. Es hatte ohnehin keinen Sinn, ihn
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