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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte!
Autoren: Alyson Noël
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Vorbereitung zur Notlandung
    Bei außerplanmäßigen Wasserlandungen ist dasAnlegen einer Rettungsweste unerlässlich.
     
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    Ich machte gerade die absurdesten akrobatischen Verrenkungen, um mir die USA Today vor meiner Hoteltür zu angeln, während ich alles daransetzte, die schwarze, blickdichte Bauch-weg-Strumpfhose zu ignorieren, die mir schier die Luft abdrückte. Just in dieser Pose hörte ich das gedämpfte Klingeln des Telefons.
    An jedem anderen Tag hätte ich mir die Zeitung geschnappt und wäre zum Aufzug gehetzt. Ein Anruf um fünf vor vier frühmorgens konnte nur eines bedeuten: Eine aufgeblasene Vorgesetzte vom Typ Oberstreberin wollte mir Dampf unterm Hintern machen, obwohl mir noch satte zweiunddreißig Sekunden blieben, ehe ich in der Hotellobby zu erscheinen hatte.
    Doch dieses Mal war alles anders. Abgesehen davon, dass ich geschlagene fünf Minuten zu früh dran war und meinen achtundzwanzigsten Geburtstag feierte, wusste ich, dass mein Freund-Schrägstrich-Mitbewohner, mit dem ich seit vier Jahren zusammen war, mir noch heute einen Heiratsantrag machen würde.
    Begonnen hatte alles am Tag vor meiner Abreise. Ich war dabei gewesen, das Schlafzimmer aufzuräumen, während ich hemmungslos zur neuen CD von U2 mitsang. Bono und ich trällerten gerade »Un, dos, tres … catorce!« im Duett, als ich mit dem Becken gegen Michaels Pilotenkoffer stieß. Er fiel im hohen Bogen von der Kommode und schlug mit einem lauten Knall auf dem Fußboden auf.
    Bis zu jenem denkwürdigen Moment hatte ich mich nie sonderlich für sein Gepäck interessiert. Er war nichts weiter als eine Art Aktenkoffer – das männliche Pendant zu einer Frauenhandtasche. Etwas, das ich zwar zur Kenntnis nahm, das aber absolut tabu war. Während ich auf den gestrandeten Inhalt blickte, sank ich instinktiv auf die Knie und untersuchte jedes Objekt, als handelte es sich um den Schlüssel zu einem Geheimnis, von dessen Existenz ich lange nichts geahnt hatte.
    Natürlich stieß ich dabei auf eine Reihe wenig spektakulärer Gegenstände wie abgegriffene Navigationskarten, angebissene Proteinriegel, seinen Firmenausweis und eine große gelbe Notfalltaschenlampe. Aber es wartete auch die eine oder andere Überraschung auf mich: eine nagelneue Tube Haarwuchsmittel, die neben einer halb leeren Flasche eines Potenzmittels lag, welche wiederum auf einer roten Plastikkarte gelandet war, die sich bei genauerem Hinsehen als Mitgliedsausweis einer Videothek entpuppte, die sich auf den Verleih von nicht jugendfreien Filmen spezialisiert hatte. Als ich das klobige Flughandbuch der staatlichen Flugbehörde beiseiteschob, fiel mein Blick auf eine kleine saphirblaue Schatulle mit einer kunstvoll gebundenen Schleife aus weißem Satin.
    Mein Atem wurde flacher, mein Puls schneller, und meine Hände begannen zu zittern. Vorsichtig hielt ich sie mir ans Ohr und schüttelte sie. Im Geiste sah ich Michael, wie er mit verklärtem Blick vor mir niederkniete und mich darum bat, seine Frau zu werden …
    Ich war mir ziemlich sicher, dass ich annehmen würde.
     
    In freudiger Erwartung eines frühmorgendlichen Geburtstagsanrufs meines Fast-Verlobten, öffnete ich also die Tür zu meinem Zimmer, sprang über den Stapel klitschnasser Handtücher, den ich auf dem Fußboden des Badezimmers aufgetürmt hatte, und riss den Telefonhörer von der Wand, der praktischerweise direkt neben der Toilette angebracht war. Bevor ich mich melden konnte, ertönte eine geisterhafte Stimme mit starkem Südstaatenakzent: »Hailey Lane? Hier spricht Bob, Ihr Disponent für heute.« Die dreizehn Worte, die nun folgen sollten, waren Musik in den Ohren eines jeden Flugbegleiters. »Ihr nächster Flug wurde gestrichen, und Ihr Einsatz ist damit für heute beendet.«
    Wow.
    Obwohl ich etwas Großartiges erwartet hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich nicht auch ein wenig skeptisch war. »Komm schon, Clay, hör auf mit dem Scheiß. Ich war gerade auf dem Sprung nach unten«, sagte ich, blickte in den Spiegel und strich mir über die widerspenstige Lockenmähne, während ich meine Zähne nach Lippenstiftresten untersuchte.
    »Miss Lane, dürfte ich Sie daran erinnern, dass wir alle Telefonate aufzeichnen?«, hörte ich eine leicht angesäuerte Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Bist du’s wirklich nicht, Clay?«, flüsterte ich, weil ich kaum noch ein Wort hervorbrachte.
    »Sie fliegen mit Flug 001 nonstop von San Diego zurück nach Newark«, sagte Bob ruhig und gedehnt.
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