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069 - Der Vampir von Venedig

069 - Der Vampir von Venedig

Titel: 069 - Der Vampir von Venedig
Autoren: Dämonenkiller
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sie das Pflaster noch in den Händen hielt. Sie rannte zurück und klebte es wieder über seine Lippen. Nein, von ihr war keine Hilfe zu erwarten. Sie stand völlig unter dem Einfluß dieser Menschen, die dem Vampir gehorsam und willig dienten. Er war verloren, brauchte nicht auf Gnade zu rechnen. Diese verblendeten und verängstigten Menschen opferten sogar ihre eigenen Kinder, um die Gier des Vampirs zu befriedigen.
    Die Tür wurde langsam, quälend langsam geöffnet. Paolo Grassi trat ein, gefolgt vom Großvater Luigi.
    „Sie werden dich gleich holen", sagte Emilios Vater mit monotoner Stimme. „Warum mußte alles so kommen? Ich bin sehr traurig, Emilio. Es zerreißt mir das Herz."
    Emilio konnte nicht antworten. Das Pflaster verschloß ihm den Mund. Er bäumte sich nur wütend auf.
    „Es wird schnell vorüber sein. Emilio", schaltete sich Luigi ein. Der Großvater glaubte wirklich, ihn mit diesem Hinweis trösten zu können.
    „Warum hast du dich auch gegen ihn gestellt?" fragte sein Vater weiter. „Gegen ihn ist kein Kraut gewachsen. Er nimmt sich, was er will."
    „Und wir müssen gehorchen", fügte der Großvater hinzu, ergeben und ohne jede Energie.
    „Er will heute ein großes Fest feiern", schloß Paolo Grassi. „Vielleicht trinkt er sich satt und verschont dich. Ich werde für dich beten."
    Emilio lachte hysterisch, doch das Pflaster machte daraus ein ersticktes Röcheln. Warum nahmen sie ihm dieses verdammte Pflaster nicht ab, damit er ihnen seine Verachtung entgegenschleudern konnte? Hatten sie Angst vor seiner Stimme?
    Hinter den beiden Männer erschien jetzt Anna, Emilios Mutter. Die stille und stets ein wenig scheue Frau drängte sich an ihrem Mann und am Großvater vorbei. Erst jetzt erkannte Emilio, daß sie ein langes Brotmesser in der Hand hielt.
    Panik schoß in Emilio hoch. Was bedeutete das? Wollte seine Mutter ihn töten, vorzeitig seine Qual beenden?
    Wie selbstverständlich beugte sie sich über Emilio, der sie entsetzt anstarrte. In den Augen seiner Mutter war ein Leuchten, wie er es an ihr noch nie gesehen hatte. Das war nicht mehr seine stille Mutter, das war eine Wölfin, die ihr Junges verteidigte.
    Erst als die Stricke durchschnitten waren, begriffen Paolo und Luigi Grassi. Sie brüllten auf vor Zorn und Überraschung, rannten auf das Bett zu und wollten Anna daran hindern, auch die Fußfesseln zu lösen.
    Sie fuhr herum und riß das lange Messet hoch.
    „Keinen Schritt weiter!", sagte sie eindringlich. „Ich steche zu. Bleibt stehen."
    Paolo sah seine sonst so demütige Frau völlig überrascht an.
    „Anna", stieß er dann hervor, „weißt du, was du tust?"
    „Ich steche zu. Zurück!"
    „Der Vampir wird uns alle holen", keuchte Luigi ängstlich.
    „Aber nicht meinen Sohn."
    Anna reichte Emilio das Messer, der damit blitzschnell die Fußfesseln durchschnitt und sich dann aufrichtete. Er riß sich das Pflaster vom Mund.
    „Danke, Mutter", sagte er und sah sie zärtlich an. „Danke."
    Anna Grassi schluchzte plötzlich auf, taumelte und fiel gegen ihren Sohn. Er drückte sie behutsam auf das Bett und legte seine linke Hand auf ihre Schulter. Emilio wußte, was sie das gekostet hatte. Sie war über sich hinausgewachsen.
    „Nehmt euch ein Beispiel an Mutter!" sagte er zu seinem Vater und Luigi Grassi. „Sie ist mutiger als ihr alle zusammen."
    „Du bringst uns alle um", flüsterte Luigi Grassi. „Der Vampir wird uns alle holen, wenn wir ihm nicht mehr dienen."
    Emilio hörte plötzlich seinen Namen und wußte sofort, daß der Engländer im Treppenhaus war. „Hierher!" schrie Emilio laut. „Hierher!"
    Dorian Hunter tauchte hinter Paolo und Luigi Grassi auf. Er sah mit einem Blick die durchschnittenen Stricke auf dem zerwühlten Bett, die weinende Mutter und das Messer in Emilios Hand.
    „Das war wohl knapp", sagte Hunter aufatmend. „Alles in Ordnung, Emilio? Was geht hier vor?" „Gehen wir", antwortete Emilio. Er beugte sich über seine Mutter und küßte sie. Dann dachte er an den Hinweis, den sein Vater ihm gegeben hatte. „Wie war das mit dem großen Fest, das der Vampir feiern will?" fragte er.
    Paolo senkte den Kopf und preßte die Lippen zusammen.
    „Vater!" sagte Emilio eindringlich. „Wo will er dieses Fest feiern? Und warum hätte ich vielleicht Glück gehabt? Erwartet der Vampir ein bestimmtes Opfer?"
    „Warum reden Sie nicht, Signore Grassi?" Dorian Hunter schaltete sich ein. „Wollen Sie sich noch schuldiger machen? Wen erwartet der Vampir?"
    Paolo
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