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069 - Der Vampir von Venedig

069 - Der Vampir von Venedig

Titel: 069 - Der Vampir von Venedig
Autoren: Dämonenkiller
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Grassi schüttelte den Kopf. Nein, er hatte einfach Angst, einen Hinweis zu geben. Emilio drehte sich zu seiner Mutter um, sah sie abwartend an.
    „Du darfst nichts sagen, Anna!" Gellend laut war die Stimme ihres Mannes.
    „Sie holen eine Blonde", sagte Anna Grassi. Dabei sah sie ihren Mann verächtlich an. Er zuckte unter diesem Blick förmlich zusammen, bekam einen roten Kopf. Paolo Grassi, ein Mann, dessen Wort in der Familie Gesetz war, wurde gedemütigt und verachtet von der sonst so stillen Frau.
    „Was weißt du sonst noch, Mutter?" Emilio kniete vor seiner Mutter nieder, die körperlich erschöpft auf dem Bett saß.
    „Sie wohnt in einem Hotel", redete Emilios Mutter weiter. „Den Namen kenn ich nicht."
    „Und wohin soll sie geschafft werden?"
    „Auch das weiß ich nicht, Emilio. Ich weiß es nicht."
    „Ich glaube dir, Mutter."
    Emilio stand auf und ging auf den nachdenklichen Dorian Hunter zu, der unwillkürlich an das junge Ehepaar im Principe dachte.
    Weder Paolo noch Luigi Grassi machten den Versuch, Hunter und Emilio am Verlassen der kleinen Wohnung zu hindern. Sie standen da mit hängenden Armen, beschämt und verzweifelt, wußten nicht, was sie tun sollten.
    Es klopfte an der Tür.
    Siegfried Gruber winkte seine Frau in Deckung, ging an die Tür und lauschte.
    „Ja, bitte?" fragte er, um einen forschen Ton bemüht.
    „Ein Brief für den Signore."
    Es war eine junge, knabenhafte Stimme, die da antwortete. Sie klang beflissen.
    „Schieben Sie ihn unter der Tür durch!“ verlangte Siegfried Gruber und dachte an die Warnung Dorian Hunters; er sollte die Tür um keinen Preis öffnen.
    Prompt erschien der Brief unter der Tür. Gruber legte sein Ohr gegen die Türfüllung und horchte. Schnelle Schritte entfernten sich.
    Siegfried Gruber bückte sich, hob den Umschlag auf und öffnete ihn dann zögernd. Er überflog die wenigen Zeilen auf dem Notizzettel und drehte sich zu Christa um, die auf ihn zukam und ihn neugierig anschaute.
    „Von Mr. Hunter", sagte der junge Deutsche. „Er hat uns eine Gondel geschickt. Wir sollen das Hotel sofort verlassen."
    „Gott sei Dank!"
    Christa dachte nur an die Angst, die sie in diesem Hotel und in diesem Zimmer hatte.
    „Er kann uns völlig sicher unterbringen", fügte Siegfried hinzu, der den Zettel herumgedreht hatte und weiterlas. „Wir sollen das Gepäck im Hotel lassen."
    „Worauf warten wir noch?" Christa Grubers Stimme klang hoffnungsvoller.
    „Ich weiß nicht recht, Christa", dämpfte Siegfried den Optimismus seiner Frau. „Warum ruft er nicht an?"
    „Ich weiß es nicht. Ich will es auch gar nicht wissen, Siegfried. Ich will nur raus aus diesem Hotel." „Ob der Brief echt ist?"
    „Natürlich ist er das. Glaubst du etwa, ein Vampir hätte ihn geschrieben?"
    Sie lachte nervös, griff nach ihrer Handtasche und vergewisserte sich, daß Lippenstift und Puderdose vorhanden waren. Dann ordnete sie ihr Haar und sah ihn abwartend an.
    „Momentchen, Christa! Ich will mir wenigstens mal die Gondel ansehen."
    Er öffnete eines der Bogenfenster und sah zum Wasser hinunter. Vor dem Hotel hatte eine völlig regulär aussehende Gondel festgemacht. Der Gondoliere trug den quergestreiften Pullover, auch er machte einen offiziellen Eindruck.
    „Komm!" sagte er entschlossen. „Wir werden es riskieren. Hier fällt mir auch die Decke auf den Kopf."
    Er faßte sie an der Hand, ging mit ihr zu Tür, entriegelte sie, schloß auf, warf aber dennoch einen prüfenden Blick in den Hotelkorridor.
    Er war leer.
    Die beiden jungen Eheleute gingen schnell zur Treppe, dann nach unten und erreichten die Halle. Auch hier war nichts zu sehen, was ihren Verdacht hätte erregen können. Der Nachtportier hinter dem Empfang sah nur flüchtig hoch und grüßte.
    „Wer hat Sie geschickt?" fragte Siegfried den Gondoliere und sah den untersetzten lächelnden Mann prüfend an.
    „Ein Engländer. Den Namen habe ich vergessen."
    Gerade das überzeugte Siegfried Gruber. Hätte der Gondoliere flüssig den Namen genannt, wäre er vielleicht mißtrauisch geworden; das hätte nach einer Falle ausgesehen. Er stieg in die Gondel, half seiner Frau beim Herübersteigen und übersah das erleichterte Gesicht des Gondoliere, der sofort ablegte.
    Es war inzwischen weit nach Mitternacht. Der Verkehr auf den Kanälen war noch beträchtlich. Siegfried und Christa Gruber aber hatten keinen Blick für die Romantik dieser Nacht. Siegfried Gruber schaute sich immer wieder ungeniert um. Er versuchte
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