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069 - Der Vampir von Venedig

069 - Der Vampir von Venedig

Titel: 069 - Der Vampir von Venedig
Autoren: Dämonenkiller
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die beiden sich heranpirschenden Männer immer wieder zu kleinen Umwegen. Dann hatten sie endlich das Haus erreicht.
    „Nichts zu hören", sagte Emilio enttäuscht.
    „Das sagt überhaupt nichts, Emilio", erwiderte Hunter leise.
    Ihm waren die magischen Rituale der Dämonen nur zu gut bekannt. Er nickte Emilio zu, und sie schoben sich durch eine rissige Maueröffnung ins Haus.

    Als das Tor hinter ihnen ins Schloß gefallen war, wußte Siegfried Gruber endgültig Bescheid.
    Er hatte sich mit seiner Frau Christa durch dieses weit geöffnete Tor geflüchtet und gehofft, dahinter einen neuen Fluchtweg zu finden. Sie waren indessen in einem völlig zugewachsenen Garten gelandet, den sie nur auf dem Umweg über den verfallenen Palazzo wieder verlassen konnten.
    Er hatte ihr nichts gesagt, war einfach weitergegangen. Siegfried Gruber hatte immer noch damit gerechnet, dem blutsaugenden Vampir entwischen zu können; jetzt tat er es nicht mehr.
    Sie hatten eine breite Treppe hinter sich gelassen und waren in den Palazzo hochgestiegen. Die zugenagelten Fenster und Türen hatten sie dazu gezwungen. Außerdem waren sie von dem milden Lichtschein magisch angezogen worden. Siegfried und Christa Gruber standen in der breiten Tür zu einem Saal, in dem es gespenstisch-grotesk zuging. Seltsam gekleidete Menschen drehten sich gravitätisch in einem Tanz, obwohl keine Musik zu hören war. Die Menschen trugen brüchige Lackschuhe und zerrissene Strümpfe und Kniehosen aus der Zeit des Rokokos. Sie hatten Perücken und Dreispitze auf, und alles war modrig und mit Mörtel und Staub bedeckt. Die Tanzenden trugen zudem faszinierende, unheimliche Masken. Sie stammten aus der Zeit Casanovas. Es waren lange Schnabel- und Halbmasken, die den Köpfen das Aussehen von Fabeltieren verliehen. Erstaunlicherweise waren es die Frauen, die dort den Tanz anführten, der in eine Art Quadrille überging. Alle trugen blonde Perücken und waren in Kleidern, die fast ohne Ausnahme viel zu eng oder zu weit waren. Die Frauen mußten sich diese Kostüme hastig und ohne Sinn für Koketterie übergestreift haben.
    Auf einem Platz neben dem Kamin hatte eine Art Streichquartett Platz genommen. Vier Männer mit Schnabelmasken spielten auf zerbrochenen Instrumenten, die kaum noch zu erkennen waren. Nicht ein einziger Laut war zu hören. Mechanisch wurden die Spielbewegungen ausgeführt und angedeutet.
    Das Licht war wesentlich schwächer, als Siegfried Gruber zuerst angenommen hatte. Zwei brennende, vielarmige Kerzenleuchter sorgten für ein Halbdunkel.
    „Das ist doch Wahnsinn", flüsterte Christa ihrem Mann zu. „Was hat das zu bedeuten?"
    „Ein Fest", gab der junge Ehemann leise zurück.
    „Aber mit Menschen", sagte sie und war trotz ihrer Angst erleichtert. Sie löste sich von ihrem Mann und ging schnell auf ein Paar zu, das sich in ihrer Nähe bewegte.
    „Hören Sie", sagte sie hastig, „wo sind wir hier? Was hat das zu bedeuten?"
    Sie erhielt keine Antwort.
    Das Paar deutete eine Art Kratzfuß an, der aber völlig verunglückte. Es wich vor Christa zur Seite und bewegte sich hinüber zum Kamin.
    „Hören Sie doch", sprach Christa das nächste Paar an, „wo sind wir hier? Was hat das zu bedeuten?" Eine erneute Verbeugung, doch keine Antwort. Das seltsame Paar mit den langen Vogelmasken tanzte weiter, als sei es niemals angesprochen worden.
    Christa wandte sich zu ihrem Mann Um. Ihr Gesicht hatte einen verzweifelten und ängstlichen Ausdruck angenommen.
    „Warum antworten sie nicht?" rief sie Siegfried zu. Dann faßte sie sich ein Herz und lief zum nächsten Paar hin. Sie schnappte nach dem Kostüm der Frau, wollte die Tänzerin veranlassen, doch endlich stehenzubleiben. Zurück in ihrer Hand blieb nur ein Fetzen Stoff, während das Paar weiterschritt, als sei überhaupt nichts geschehen.
    „Siegfried!" Christa Gruber hatte nun endlich ebenfalls begriffen. Sie lief zu ihrem Mann zurück, sah ihn flehend an.
    „Das Fest des Vampirs", sagte er leise und irgendwie sehr müde. „Er hat es geschafft."
    „Geschafft? Siegfried, was soll das heißen?"
    „Du weißt es doch, Christa."
    „Du glaubst, daß er uns..."
    Sie wagte einfach nicht, den Satz zu beenden. Unwillkürlich faßte sie nach ihrem Hals, als würde ihr die Luft abgeschnürt, drehte sich wieder um und sah fassungslos auf die Tanzpaare. Unmerklich schüttelte sie den Kopf, doch dieses ungläubige Schütteln wurde von Bewegung zu Bewegung immer nachdrücklicher und schneller. Ihr Verstand
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