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0642 - Voodoo-Man

0642 - Voodoo-Man

Titel: 0642 - Voodoo-Man
Autoren: Claudia Kern
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bin?«
    Nicole versenkte sich wieder in die Zeitschau. Sie hielt an, als das Hotelzimmer ruhig vor ihnen lag. Gemeinsam sahen sie, wie die Tür sich öffnete und der Dieb mit dem Pagen eintrat. Der Hotelboy sah sich nervös um und schien auf den anderen Mann einzureden.
    »Das sieht nicht so aus, als ob der Boy glücklich über die Situation wäre«, bemerkte Zamorra.
    Sie sahen, wie der Dieb ins Bad ging und nach einem Moment mit einem Kamm in der Hand zurückkam. Er nahm ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wickelte den Kamm sorgfältig ein. Plötzlich fuhren beide Männer herum und sahen zur Tür. Der Page flüchtete ins Schlafzimmer, der Dieb zurück ins Bad. Dann ging die Zimmertür ein weiteres Mal auf, und Zamorra trat ein.
    Nicole beendete die Zeitschau und sah Zamorra an. »Jetzt wissen wir, was er von uns wollte.«
    Der nickte.
    »Voodoo«, sagte er leise.
    ***
    Fagan Tomas raste auf seiner mittlerweile fast antiken Vespa über die Dschungelpiste. Rund um die Hauptstadt waren die Straßen noch asphaltiert, aber sobald man von der Hauptroute abwich, zeigte sich die Insel als das, was sie war: ein Entwicklungsland. Die schlecht ausgebauten Lehmpisten waren zur Regenzeit unterspült und während der Trockenmonate so staubtrocken, daß man nur mit einem feuchten Taschentuch vor dem Gesicht atmen konnte. Heute konnte Fagan der Staub jedoch nichts anhaben. Er sonnte sich in seinem Triumph.
    Noch vor ein paar Stunden hatte es so ausgesehen, als hätte er sein Leben verwirkt. Jetzt jedoch — und bei dem Gedanken wagte er es, kurz eine Hand vom Lenker zu nehmen und nach dem Kamm in seiner Hosentasche zu tasten — war das Glück zu ihm zurückgekehrt. Er dankte den Göttern, die seine Erinnerung an William Gauthier geweckt hatten, den Pagen, dessen Schwester in Bartes lebte. Ein kleiner Hinweis auf sie und ihr Kind - unfreundliche Zungen hätten das vielleicht als Erpressung bezeichnet - hatten ausgereicht, um ihm Tür und Tor zu öffnen, und zwar buchstäblich. Daß der Träger der Magie aufgetaucht war, mußte man als unvorhergesehenen Zwischenfall betrachten. Fagan hatte immer noch Schmerzen im Arm, aber selbst die verblaßten, wenn er daran dachte, daß er jetzt etwas Persönliches von ihm besaß. Nur ein Haar reichte aus, um ihn der Macht von Le Roi Sinistre zu unterwerfen.
    Der Europäer war fest in der Hand des dunklen Königs.
    ***
    Währenddessen saßen Zamorra und Nicole in ihrem Hotelzimmer und überlegten, wer hier auf der Insel etwas gegen sie haben könnte. Sorgen machten sie sich weniger. Voodoo-Flüche konnten zwar sehr gefährlich, wenn nicht sogar tödlich sein, aber sie wurden beide durch das Amulett geschützt, das ebenso auf europäische wie afrikanische Magie reagierte. Wenn es schnell genug war…
    »Das macht doch alles keinen Sinn«, äußerte sich Nicole zum wiederholten Mal. »Wir sind noch nie auf dieser Insel gewesen, wir haben hier nie jemandem auf die Füße getreten. Wir haben niemandem hier erzählt, daß wir Dämonen jagen, und daß wir mittlerweile so populär sind, daß man uns auf der Straße erkennt, kann ich mir auch nicht vorstellen. Also, warum will uns jemand ans Leder?«
    Zamorra nickte zustimmend. »Und warum bringen sie die Sache nicht zu Ende, wenn sie die Gelegenheit dazu haben? Sie hätten mich umbringen können, statt dessen klauen sie nur einen Kamm.«
    »Vielleicht geht's weniger ums Umbringen, sondern um Erpressung. Vielleicht braucht uns der Houngan für irgend etwas?«
    »Oder eine Erniedrigung. Versklavung«, spann Zamorra den Faden weiter. Er sah zu Nicole herüber. »Rein interessehalber: war das deiner oder meiner?«
    Nicole zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, aber das läßt sich ja herausfinden.«
    Sie ging ins Bad, kramte einen Moment herum und kam dann mit einem breiten Grinsen zurück ins Zimmer.
    »Egal, was sie mit dem Kamm anfangen wollen. Sie werden damit keine Freude haben.«
    Zamorra sah sie fragend an.
    »Das war nicht dein Kamm und auch nicht meiner«, verkündete Nicole. »Das war der Kamm, den ich benutze, um meine Perücken auszubürsten. Alles, was sich daran befindet, sind Kunsthaare. Und die werden wohl kaum ausreichen, einen von uns zu verfluchen. Schön, daß diese Voodoo-Experten doch immer wieder auf meine Perücken hereinfallen…«
    Zamorra schloß sich ihrem Grinsen an. »Das heißt, sie werden es noch einmal versuchen müssen. Nur, daß wir dieses Mal vorbereitet sind - und natürlich zum Gegenangriff übergehen.«
    »Laß
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