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0642 - Voodoo-Man

0642 - Voodoo-Man

Titel: 0642 - Voodoo-Man
Autoren: Claudia Kern
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vergangene Kolonialzeiten.
    Zamorra schloß die zweiflügelige Tür auf, die zur Suite führte. Ein aufmerksames Zimmermädchen hatte einen Früchtekorb auf dem Couchtisch abgestellt und die Klimaanlage auf angenehme 25 Grad eingestellt. Zamorra warf Handtuch und Badesachen auf einen Sessel und zog den Vorhang der verglasten Fensterfront auf.
    Das Ocean View machte seinem Namen alle Ehre. Ein Stück unterhalb lag die langgezogene Bucht, an der sie eben noch gebadet hatten. Fischerhütten und Geschäfte säumten die Straßen, die zu dem kleinen Hafen im Süden der Bucht führten. Hier war von der mörderischen Unberechenbarkeit des Atlantiks nichts zu bemerken. Die Wellen rollten, durch die lange, flache Bucht gebremst, nur sanft in den Hafen und ließen die Fischerboote schaukeln. Saint Lucia hatte in mehr als einer Beziehung Glück gehabt, fand der Parapsychologe. Keine Revolutionen, keine Springfluten, selbst die Hurrikane, die im Herbst häufig die Karibik verwüsteten, sorgten hier nur selten für Unruhe.
    Auch der jüngste Hurrikan, den die Meteorologen »Georges« nannten und der weltweit Schlagzeilen gemacht hatte, war weiter nördlich vorbeigezogen.
    Zamorra ließ den Vorhang wieder zufallen, um den Raum nicht unnötig durch das Sonnenlicht aufzuheizen.
    Es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis Nicole ihren Einkaufsbummel beendet hatte. Das gab ihm genug Zeit, zu duschen und sich umzuziehen.
    Die Bewegung sah er nur aus den Augenwinkeln. Er fuhr herum und prallte mit einem Mann zusammen. Dessen Gewicht warf ihn zu Boden. Aber auch der Angreifer verlor das Gleichgewicht, stürzte und begann wie wild um sich zu schlagen. Zamorra duckte sich unter den Hieben und kam gleichzeitig mit seinem Gegner auf die Beine. Der warf sich erneut auf ihn.
    Ineinander verkrallt rollten sie über den Boden. Plötzlich hörte Zamorra das charakteristische Klicken eines Springmessers. Instinktiv trat er mit beiden Beinen zu, um sich aus der direkten Reichweite zu bringen. Der Tritt trieb seinem Gegner die Luft aus der Lunge. Zamorra richtete sich auf und konnte zum ersten Mal den Angreifer richtig sehen.
    Es war der verhinderte Dieb vom Strand!
    Für einen Moment standen sie sich gegenüber, dann stürzte sich der Schwarze mit einem Schrei auf ihn. Zamorra sprang zurück und versuchte, die Deckung des Angreifers zu unterlaufen. Ein heißer Schmerz zuckte über seinen Handrücken und ließ ihn aufschreien. Mit der anderen Hand griff er nach dem Arm des Schwarzen und hebelte ihn mit einem geschickt angesetzten Judogriff herum. Der Dieb wurde um seine eigene Achse geschleudert und landete auf dem Boden. Blitzschnell setzte der Damonenjäger ihm den Fuß auf den Hals. Dabei hielt er den Arm des Angreifers so stark gedreht, daß dieser ihn nicht mehr bewegen konnte, ohne einen Bruch zu riskieren.
    »Was zum Teufel wollen Sie von mir?« fuhr Zamorra ihn an.
    Der Dieb schwieg und starrte ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an.
    Der Parapsychologe warf einen kurzen Blick auf seine rechte Hand, wo das Messer eine rote Spur hinterlassen hatte. Erleichtert erkannte er, daß es nur eine oberflächliche Schnittwunde war.
    »Also gut. Wenn Sie nicht mit mir reden wollen, müssen wir eben die Polizei einschalten.« Er hoffte, daß die Erwähnung des Wortes »Polizei« ausreichen würde, um das Schweigen zu brechen.
    Zamorra sah ein plötzliches Aufblitzen in den Augen des Diebes. Hier stimmt was nicht, durchfuhr es ihn, aber da war es auch schon zu spät. Der Schlag explodierte in seinem Nacken.
    Zamorra brach zusammen. Auf dem Boden liegend, konnte er verschwommen erkennen, wie ein zweiter Mann dem Dieb auf die Beine half. Für einen Moment blieben sie neben dem hilflosen Parapsychologen stehen, dann wandten sie sich ab und gingen zur Tür. Zamorra bemerkte noch, daß der zweite Mann eine Uniform trug.
    Dann wurde alles um ihn herum schwarz.
    ***
    Marie Colbert schloß die Eingangstür der Gaststätte ab. Jetzt, am späten Nachmittag, erwartete sie ohnehin noch keine Kundschaft. Die Männer würden erst bei Sonnenuntergang von den Feldern kommen und jene, die Arbeit in der Hauptstadt Castries gefunden hatten, konnten wegen der schlechten Straßen auch nicht früher zu Hause sein. Erst nach Sonnenuntergang würde sich die Gaststätte, die einzige in dem kleinen Dorf Bartes, rasch füllen und mit dem Lärm Rum trinkender, billige Zigarren rauchender Männer erfüllt sein. Frauen kamen nicht zu Marie. Die blieben zu Hause, kümmerten sich um die
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