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0642 - Voodoo-Man

0642 - Voodoo-Man

Titel: 0642 - Voodoo-Man
Autoren: Claudia Kern
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dieser unfreundlichen Störung noch gleich stehengeblieben? Ach ja, richtig, bei dem, was mich an diesem Bild stört.«
    Sein Blick blieb an Nicoles Bikini-Oberteil hängen.
    »Wag es nicht! FKK ist hier verboten,« entgegnete Nicole mit gespieltem Entsetzen und setzte erneut zur Flucht an.
    Dem merkwürdigen Dieb widmeten sie keinen Gedanken mehr.
    Das war ein Fehler…
    ***
    Fagan Tomas rannte durch das Urwald-Dickicht, bis er sicher war, daß niemand ihm folgte. Sein Herz schlug bis zum Hals. Erschöpft ließ er sich gegen einen Baumstamm sinken und rang nach Atem.
    Er hatte versagt.
    Sinistre hatte ihm den Auftrag gegeben, die Quelle der weißen Magie zu finden und zu beobachten, aber nichts zu unternehmen. Fagan hatte von ihm sogar einen Talisman erhalten, der ihn direkt zu dieser Quelle führen würde. Beobachten, aber nicht handeln, so hatte der direkte Befehl seines Herrn gelautet. Und er hatte ihn ausführen wollen, so wie er bisher alles getan hatte, was man ihm auftrug. Aber als der Talisman ihn zu den beiden Europäern führte und er etwas Persönliches im Sand liegen sah, hatte es ihn einfach übermannt. Dieses Handtuch hätte für einen Zauber gegen den Mann, von dem die Magie ausging, gereicht. Im Geiste hatte er sich bereits vor Sinistre stehen sehen - voll des Triumphes. Das hätte seine Position gefestigt, und Sinistre hätte ihn vielleicht sogar seine Magie gelehrt.
    Und jetzt? Der Träger der Magie und seine Begleiterin waren gewarnt. Das war eine Katastrophe, soviel erkannte Fagan in diesem Moment. Er wußte auch, daß er jetzt nicht zu Sinistre zurückkehren konnte. Der würde ihn umbringen. Einfach zu lügen, schied auch aus. Sein Herr hätte ihn sofort durchschaut.
    Wütend schlug er mit der Faust gegen den Baum. Was sollte er tun?
    Ruhig bleiben, dachte er. Bleib ruhig und überlege, was du über die Europäer weißt. Er war ihnen vom Hotel aus gefolgt, wußte also, daß sie im renommierten Ocean View Hotel in Port George, nur wenige Meilen von der Hauptstadt Castries entfernt, abgestiegen waren.
    Ocean View? Er kannte den Namen, hatte ihn schon mal in einem anderen Zusammenhang gehört.
    Er erinnerte sich und lächelte plötzlich.
    Die lora hatten ihn also doch nicht verlassen.
    ***
    Nicole stoppte den offenen Jeep schwungvoll vor dem Haupteingang des Hotels.
    »Geh ruhig schon vor«, sagte sie zu Zamorra. »Ich fahre nur eben den Wagen in die Tiefgarage.«
    Der Parapsychologe sah sie stirnrunzelnd an.
    »Werden die Hotelboys nicht dafür bezahlt, die Wagen zu parken?« fragte er unschuldig.
    Dabei wußte er natürlich genau, daß Nicoles Spazierfahrt zur Tiefgarage nur der Auftakt zum ausgedehnten Bummel durch die Hotel-Boutiquen war, die sie bereits beim Einchecken kurz inspiziert hatte. Die Läden waren zwar sehr klein, aber Zamorra hatte in langen Jahren die leidvolle Erfahrung gemacht, daß es einen direkten Zusammenhang zwischen der Höhe der Preise und der Größe der Boutique gab: Je kleiner, desto teurer. Zahlreiche Kreditkarten-Rechnungen bestätigten die Theorie.
    »Oh, du weißt doch, wie gerne ich einparke«, antwortete Nicole augenzwinkernd. Sie wußte, daß sie durchschaut war.
    Zamorra grinste und stieg aus.
    Auf dem Weg zu der Suite, die sie im obersten Stockwerk gemietet hatten, bewunderte er erneut die Architektur des kleinen, aber exklusiven Hotels. Die Halle war hell und einladend, ebenso wie die Fahrstühle und die breite Treppe, die zusätzlich nach oben führte. Die dezente Dekoration bestand aus Bildern und Photographien, die ein wenig von der wechselhaften Geschichte der Insel erzählten.
    Saint Lucia war im 15. Jahrhundert von den Spaniern entdeckt und erstmals kolonisiert wurden. Zwei Jahrhunderte später hatten die Franzosen bei ihrem Kolonisierungsfeldzug durch die Karibik die Insel für sich beansprucht und ihr einen nachhaltigen Stempel aufgedrückt. Noch heute sprachen die Bewohner Kreolisch und einen seltsamen französischen Dialekt, der nur auf den Inseln vorkam. Aber auch die Herrschaft der Franzosen dauerte nicht ewig. Schließlich wurde die Insel von den Engländern erobert und im 20. Jahrhundert in die Unabhängigkeit entlassen. Bis heute blieb Saint Lucia aber Teil des Commonwealth, was man an den Porträts Königin Elizabeth II sah, die einem an allen möglichen und unmöglichen Stellen auf der Insel entgegenstarrten. Der kleine Fischerort, in dem sich Zamorra und Nicole niedergelassen hatten, erinnerte mit seinem Namen King George auch an längst
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