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0642 - Voodoo-Man

0642 - Voodoo-Man

Titel: 0642 - Voodoo-Man
Autoren: Claudia Kern
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Tagen als Scharlatan beschimpft hatte, schloß langsam die Augen und starb.
    Der Voodoo-Priester erhob sich. Es war Zeit, seinen Anhängern das zu geben, was sie wollten. Seine Kraft, zu sehen. Es war eine merkwürdige Fähigkeit, die es ihm erlaubte, die Aura eines Menschen wahrzunehmen, zu sehen, was diesen Menschen ausmachte und in welchem Konsens mit der Welt er stand. Er konnte Ereignisse erkennen und Gefahren erahnen. Es war fast wie Hellseherei. Seine Anhänger wußten, daß sie nur Le Rois Rat folgen mußten, und nichts Böses würde ihnen geschehen. Im Gegenteil: den meisten ging es gesundheitlich und finanziell wesentlich besser, seit sie sich ihm unterworfen hatten. Auch jetzt warteten sie ungeduldig darauf, ihm ihre Fragen stellen zu dürfen.
    Le Roi Sinistre öffnete erneut seinen Geist und sandte einen kleinen Teil der Energie aus, die er gerade bekommen hatte. Er versenkte sich in die Aura der Insel, sah…
    Und zuckte zusammen!
    Da war etwas Neues, etwas, das vorher nicht dagewesen war. Etwas Beängstigendes. Da war eine Quelle weißer Magie, die so ungeheuer stark war, daß sie den dunklen König erschauern ließ.
    Er drehte sich von seinen Anhängern weg, so daß sie seine Bestürzung nicht sehen konnten. Ruhig sagte er: »Die Götter sind heute nicht bereit, zu euch zu sprechen. Geht jetzt. Ich werde euch zusammenrufen, wenn sie bereit sind.«
    Die Mitglieder der kleinen Gruppe sahen sich verunsichert an. Daß sie abgewiesen wurden, war noch nie passiert. Fagan, Sinistres ergebenster Diener, erhob sich als erster. Was auch immer sein Herr tat und sagte - es würde schon richtig sein. »Ihr habt die Worte eures Meisters gehört. Befolgt sie.«
    Erst jetzt standen sie auf und verließen durch einen kleinen, mit Petroleumlampen beleuchteten Gang die Höhle. Keiner von ihnen wagte zu sprechen. Sinistre spürte, daß Fagan ihnen folgen wollte und stoppte ihn.
    »Du nicht, Fagan. Für dich habe ich einen Auftrag.«
    Er warf einen letzten Blick auf die Leiche vor seinen Füßen. Später würde er sie erwecken und zu seiner ständig wachsenden Armee von Zombies hinzufügen, aber im Moment gab es wichtigeres zu tun. Er mußte herausfinden, von wem diese Quelle der Magie ausging…
    ***
    » Cheri! «
    »Hmmmm?«
    »Kommst du mit schwimmen?«
    »Hmmmm…« Zamorra überlegte, ob es der Mühe wert war, die Augen aufzumachen, und entschied sich dagegen.
    »War das ein ja oder ein nein?«
    »Hm…« Im wohligen Dämmerbereich zwischen Schlafen und Wachsein, fand er, war es viel zu kompliziert, ganze Worte zu formulieren. Außerdem hatte er herausgefunden, daß sich die meisten Probleme erledigten, wenn man sie nur lange genug ignorierte.
    »Wohl eher nein. Na gut, gehe ich eben allein.«
    Die Stimme, die schon die ganze Zeit versuchte, ihn aus seinem wohlverdienten Zustand totaler Faulheit zu reißen, gehörte niemand anderem als seiner Kampf- und Lebensgefährtin sowie Sekretärin und Zusatzgedächtnis Nicole Duval. Und das Handtuch, auf dem sie beide lagen, befand sich momentan in einer einsamen Bucht auf der Karibik-Insel Saint Lucia. Die Entscheidung, Urlaub zu machen, war zwei Tage vorher gefallen, als der Herbst endgültig in Frankreich eingefallen war und das Thermometer auf ungemütliche zwölf Grad fallen ließ. Sogar Nicole hatte es vorgezogen, im Inneren des Château Kleidung zu tragen, ein sicheres Zeichen, daß ihr zu kalt war -obgleich die Heizung in allen Räumen für objektiv angenehme Temperaturen sorgte.
    Mehr aus Spaß hatte Zamorra den Vorschlag gemacht, sich doch in wärmere Gefilde zu verziehen. Nicole hatte sofort begeistert zugestimmt. Abgesehen davon, daß Temperaturen und Regentropfen miteinander um die Wette fielen, konnte es gar nicht mal schaden, ein wenig Abstand von allem zu gewinnen. Die letzten Wochen waren doch etwas stressig gewesen. Das Schmetterlingsmädchen T'Carra und die Auseinandersetzungen auf dem Silbermond, der Vampir Tan Morano in Paris, die Zerstörung von Merlins Zauberwald durch die russische Märchenhexe Baba Yaga, dann die Rückkehr des Para-Mädchens Eva in die Gegenwart und die Konfrontation mit einem MÄCHTIGEN, der in Eva seinen persönlichen Schlüssel zu eben jenem Zauberwald gesehen hatte, ohne zu ahnen, daß es den Wald in seiner bisherigen Form nicht mehr gab…
    Da hatten sie sich ein paar Tage Ruhe durchaus wieder einmal verdient.
    Die Zielauswahl war ein größeres Problem gewesen. Beide waren sich einig, daß sie den Urlaub nur miteinander verbringen
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