Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0642 - Voodoo-Man

0642 - Voodoo-Man

Titel: 0642 - Voodoo-Man
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
wollten, ohne Dritte. So sehr beide ihre Freunde und Mitstreiter schätzten, gab es doch Momente, in denen man einfach allein sein wollte. Und wenn Zamorra ehrlich war, mußte er sich eingestehen, daß auch die Ereignisse in Paris ein Grund waren, allein zu verreisen. [1]
    Beide wußten, daß sie die Zeit miteinander brauchten.
    Schließlich hatten sie sich mittels der Regenbogenblumen vom Château Montagne nach Lyon bringen lassen, wo ein Taxi sie von dem Park abholte, in welchem die magischen Transportpflanzen an versteckter Stelle wuchsen, und sie zum Flughafen nach Lyon brachte. Dort opferten sie einen kleinen Teil ihrer Vielflieger-Bonus-Meilen für den nächsten freien Flug in die Karibik.
    Natürlich hätten sie auch mittels der Regenbogenblumen direkt nach Florida, nach Tendyke's Home, gehen können, um dann von Miami aus ein Flugzeug zu nehmen; das wäre der kürzeren Flugstrecke wegen wesentlich preiswerter bekommen. Aber dann wäre eben eine Begegnung mit Rob Tendyke und den Peters-Zwillingen unvermeidbar gewesen - aber genau das wollten sie ja diesmal nicht.
    Zamorra bemerkte schon jetzt, wie die Spannungen der letzten Tage und Wochen von ihm abzufallen begannen.
    Wir sind so von Kampf und Tod umgeben, daß uns nicht mehr auffällt, wie sehr uns das verändert, dachte er. Vielleicht tut es uns gut, eine Weile wie »normale« Menschen zu leben.
    Ein Schwall kalten, salzigen Wassers riß ihn aus seinen Gedanken. Prustend setzte er sich auf und wischte sich das Wasser aus den Augen. Über ihm, grinsend wie ein Kobold, stand Nicole. In der Hand hielt sie noch das triefende Bikini-Unterteil, das sie zur Wasserbombe zweckentfremdet hatte.
    »Wenn du nicht zum Meer kommst, muß das Meer eben zu dir kommen«, stellte sie trocken fest, bevor sie ihr Heil in der Flucht suchte.
    »Na warte!« Zamorra sprang auf. Er verfolgte Nicole durch den tiefen weißen Sand zum Meer und tauchte in die Wellen. Nach mehreren Metern erwischte er sie und verwickelte sie in eine wilde Rangelei.
    Nicole wollte gerade einen erneuten Angriff starten, zögerte aber, als sie zufällig einen Blick zum Ufer warf.
    »Chef, da ist jemand am Strand.«
    Zamorra gab seine Deckung auf und sah ebenfalls zum Ufer. Aus dem Dickicht am Ende des breiten Sandstrands war ein Mann hervorgetreten, der sich jetzt unsicher umsah. Nicole folgte seinem Blick bis zu dem gemieteten Jeep, den sie auf dem Sand geparkt hatten.
    »Ich hab' die Schlüssel steckenlassen«, sagte sie plötzlich und schwamm los. Zamorra tauchte ebenfalls ein. Es wäre zwar kein Weltuntergang, wenn der Wagen gestohlen würde, aber allzu leicht wollte er es dem Dieb auch nicht machen.
    Der Mann bemerkte die Hektik, die auf einmal im Wasser ausbrach, und lief los. Als Zamorra das nächste Mal wieder hinsah, war der Fremde schon dicht am Jeep. Den kriegen wir nicht mehr, dachte er frustriert. Aber dann lief der potentielle Dieb zu seiner Überraschung an dem Wagen vorbei und auf ihr Handtuch zu.
    Im nächsten Moment spürte Zamorra Boden unter den Füßen und rannte los. Nicole war direkt neben ihm. Aber in dem feinen Sand konnten sie beide nicht so schnell rennen wie auf normalem Untergrund. Wenigstens hatte der Dieb das gleiche Problem. Der stoppte in diesem Moment, schien die Entfernung zwischen ihm und dem Handtuch abzuschätzen und mit der Entfernung zwischen sich und den auf ihn zulaufenden Europäern zu vergleichen. Dann verließ ihn der Mut. Er drehte sich um und rannte wieder auf das Dickicht zu. Sein Vorsprung war zu groß, um ihn weiter zu verfolgen.
    Zamorra und Nicole blieben neben dem Handtuch stehen.
    »Das war wohl nichts«, stellte Nicole fest.
    »Eins mußt du mir bitte mal erklären«, sagte der Dämonenjäger etwas außer Atem. Wie Nicole war er zwar gut trainiert, aber die vorangegangene Rangelei und der Lauf durch den Sand waren auch für ihn anstrengend gewesen.
    »Wieso«, fuhr er fort, »rennt jemand an einem startbereiten Wagen vorbei, um ein Handtuch zu klauen?«
    Nicole zuckte die Schultern: »Handtuch-Fetischist? Geistig verwirrter Per Anhalter durch die Galaxis-Leser ? Ein neuer Kult?«
    Unwillkürlich mußte Zamorra grinsen. »Ein Kult? Vielleicht sollten wir Merlin Bescheid sagen. Der alte Zauberer wird sich bestimmt für die neue Handtuch-Religion interessieren.«
    »Eher schon sein dunkler Bruder… Kulte, Sekten und dergleichen sind doch meist eher diabolisch und pekuniär als theologisch orientiert…«
    Zamorra runzelte die Stirn. »Wo waren wir vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher