Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0625 - Lucifuges Mörder-Horden

0625 - Lucifuges Mörder-Horden

Titel: 0625 - Lucifuges Mörder-Horden
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
der Herr denn? War er auch durch den tobenden Sturm nicht erwacht?
    Oder war Zamorra der einzige, der keinem Zauber unterlag…?
    Die schmerzende Hand haltend und reitend sprang der Sklave zurück zum Fenster. Da sah er die Schatten wieder. Mit ihrer Last jagten sie über den nassen Rasen, und auch jetzt rührten die Wölfe sich nicht. Ebensowenig das schlanke Mädchen, das hilflos auf den Schultern eines der beiden Schatten lag.
    Da waren sie die Mauer hinauf, und da sah Zamorra auch den anderen.
    Er erschauerte.
    Glühende Augen in einem schwarzen Nichts! Blasse Hände in ständiger Bewegung, lange, spinnenbeindürre Finger, die blitzschnell Muster in die Luft woben und erst davon abließen, als auch der zweite Fremde hinter der Mauer verschwunden war.
    Ein dämonisches Sigill…
    Erkannte es! Es war das Sigill des…
    Noch ehe ihm klar wurde, was er da gedacht hatte, schwanden ihm die Sinne. Er sank zusammen und sah nicht mehr, wie sich der Zauberer auf der Mauerkrone jäh verflüchtigte wie ein Nebelstreif in der Sonne.
    Das Toben des Sturms verebbte. Kein Regen fiel mehr vom klaren Himmel.
    Und im Santor-Haus war es still.
    Totenstill…
    ***
    Irgend etwas weckte Nicole auf.
    Sie wußte nicht, was es gewesen sein konnte. Aber das Bett neben ihr war leer. Zamorra, in dessen Armen sie selig eingeschlafen war, lag nicht mehr neben ihr.
    Sie drehte sich herum, und da sah sie ihn in der beginnenden Morgendämmerung am Fenster stehen.
    »Kannst du wieder nicht schlafen?« fragte sie leise. »Du solltest aufhören, dir Gedanken um Dinge zu machen, die du ohnehin nicht ändern kannst. Warte einfach ab, bis die Lösungen der Rätsel zu dir kommen, statt ihnen vergeblich na chzu jagen.«
    Er antwortete nicht, stand nur stumm am Fenster und sah hinaus. Einer Statue gleich.
    Nicole richtete sich auf und schwang die langen Beine aus dem Bett. Sie ging zu ihm, umarmte ihn, schmiegte sich an ihn, Haut an Haut. Er reagierte immer noch nicht.
    »He, was ist los?« fragte sie überrascht, glitt um ihn herum. Sein Körper fühlte sich kühl an, trotz der schwülen Hitze, die Delhi selbst in den Nachtstunden noch in einen Brutofen verwandelte. Er mußte schon lange hier stehen, ohne sich auch nur um eine Kleinigkeit bewegt zu haben.
    Seine Augen waren geschlossen.
    »Cheri! Zamorra! Chef!«
    Immer noch keine Reaktion. Sein Atem ging flach und ruhig, als würde er schlafen, aber wer schläft schon aufrecht stehend? Nicole wollte eines seiner Augenlider hochziehen, aber im gleichen Moment kippte er einfach nach hinten um.
    Steif wie ein Brett!
    Sie schaffte es nicht, seinen Sturz zu verhindern, doch sie konnte verhindern, daß er mit dem Hinterkopf hart an die Bettkante schlug. Dann lag er vor ihr auf dem Boden, rührte sich immer noch nicht und atmete nach wie vor gleichmäßig ruhig.
    Da tastete sie telepathisch nach seiner Gedankenwelt.
    Da war nichts!
    Sie konnte nicht einmal seine Grundaura erfassen.
    Zamorras Gehirnfunktionen waren erloschen.
    Nur noch sein Körper funktionierte, vom vegetativen System gesteuert. Er lebte, aber sein Geist befand sich nicht mehr in ihm.
    Er hätte ebenso gut tot sein können…
    ***
    Irgendwann später, vielleicht nur Minuten, vielleicht auch Stunden nach dem unheimlichen Geschehen, wachte Zamorra wieder auf. Mit einem Satz war er an der Tür, riß sie auf. Keine Barriere hielt ihn mehr auf. Sie gab es seit dem Augenblick nicht mehr, in dem der Zauberer sein finsteres Wirken einstellte und auch der Sturm sein Toben beendete.
    Im Nebenraum fand Zamorra Parco, den Jungen.
    Zusammengerollt wie ein kleines Kind kauerte er unter seiner Decke. Zamorra marschierte zu ihm, von Zorn erfüllt. Nicht einmal einen einzigen Versuch hatte Parco gemacht, zu helfen.
    »Die Domina wurde entführt!« fuhr Zamorra ihn an. »Und was tatest du, es zu verhindern?«
    Furchterfüllt starrte der Junge ihn an.
    »Ich hörte dich toben, Zamorra«, flüsterte er. »Und da dachte ich, ich würde mein Zimmer auch nicht verlassen können…«
    »Nicht einmal versucht hast du es, Narr«, murmelte Zamorra. »Dabei hättest du es gekonnt. Niemand wußte, daß du hier bist. Der verdammte Zauberer kann nichts von dir gewußt haben. So hat er auch dein Zimmer nicht versperrt… hier!«
    Er hob einen Ast auf, der mitten im Zimmer lag. Vom Orkan von einem Baum abgerissen und durchs offene Fenster geschleudert. Fenster und somit auch Tür waren nicht magisch verschlossen gewesen…
    »Wo etwas hinein kann, kann auch jemand hinaus«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher