Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0625 - Lucifuges Mörder-Horden

0625 - Lucifuges Mörder-Horden

Titel: 0625 - Lucifuges Mörder-Horden
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
»Als der Herausgeforderte«, sagte Lucifuge Rofocale, »wähle ich die erste Figur.«
    Aufmerksam sah Merlin ihn an. Er ahnte, welche Wahl der Erzdämon treffen würde. Warum sollte er einen von Merlins Freunden schonen?
    Die Art des Spiels brachte es mit sich, daß die eigenen Figuren jeweils vom Gegner bestimmt wurden. Das erhöhte Reiz und Schrecken. Denn sie waren echte, lebende Personen, und die Welt, in der sie gegeneinander agierten, war absolut realistisch, schon seit unzähligen Äonen. Wer in dieser Welt getötet wurde, konnte auch in der Wirklichkeit nicht mehr leben. Nur wem es gelang, bis zum Ende des Spiels zu überleben, der konnte auch in seine richtige Welt zurückkehren.
    Es war ein schnelles, tödliches Spiel in einer Welt voller Gefahren und Überraschungen. Es gab bestimmte Vorgaben, die unveränderlich waren. Es gab allerdings auch Möglichkeiten, das Spiel immer wieder neu zu gestalten und in seinem Verlauf andere Akzente zu setzen.
    Sonst wäre es eintönig gewesen. Immer gleich und berechenbar.
    Aber für die Abwechslung sorgten die Figuren, die weitgehend selbständig agierten, und die Variationen, welche von den Spielern eingebracht wurden.
    Lucifuge Rofocale spielte nicht zum ersten Mal.
    Viele tausend Male war er schon gegen Gegner angetreten.
    Es war sein Spiel.
    Merlin dagegen spielte es zum ersten Mal.
    Dennoch hatte er Lucifuge Rofocale herausgefordert.
    Er wußte nicht, wie oft der Erzdämon bisher gewonnen oder verloren hatte. Er war bestimmt nicht immer Sieger geblieben.
    Aber wenn er diesmal verlor, war es anders als bisher.
    Denn diesmal ging es nicht um Macht.
    Diesmal ging es um die Ehre - und um das Leben.
    Deshalb spielte Merlin, der Alte von Avalon, mit dem höchsten Risiko.
    Und es gab einen Zuschauer, der nichts vergessen würde, was bei diesem Spiel geschah.
    Hinter den beiden Kontrahenten loderte eine undurchdringliche Flammenwand.
    Und hinter dieser Flammenwand befand sich der Zuschauer.
    LUZIFER, der Kaiser der Hölle…
    Lucifuge Rofocale, sein Ministerpräsident, benannte die erste Spielfigur seines Gegners.
    »Ich wähle Zamorra!«
    Merlin nickte. Er hatte es erwartet, und er konnte nichts dagegen tun; Widerspruch war unmöglich. Aber Zamorra war zugleich sein Joker. Er war in unzähligen Kämpfen und Gefahren gestählt. Er würde es schaffen!
    Merlin war zuversichtlich.
    Und er benannte seinerseits die erste Figur seines Gegners.
    ***
    Professor Zamorra, Parapsychologe von Beruf und Dämonenjäger aus Berufung, konnte in dieser Nacht nicht schlafen. An Baba Yaga mußte er denken, die alte russische Hexe, die alles andere als eine Märchenfigur war. Zum zweiten Mal waren sie sich vor ein paar Tagen begegnet, und wieder war Zamorra nur knapp mit dem Leben davongekommen, aber ihm klangen auch noch die Worte des Asmodis in den Ohren, daß er, Zamorra, Baba Yaga töten werde:
    »Jetzt hast du die Wahl, Babuschka: Entweder du tötest Zamorra, dann wirst du auf deine Tochter verzichten müssen und leben. Oder du läßt ihn am Leben und bekommst dafür einen Hinweis darauf, wo sich deine Tochter aufhält, wirst aber von Zamorra getötet werden. Nun entscheide dich.«
    Die Hexe hatte gewählt. Zamorra verstand nicht, weshalb sie sich auf diesen für sie selbst tödlichen Handel eingelassen hatte. Was nützte ihr das Wissen um ihre Tochter, wenn sie selbst starb? Aber dann hatte sie sich Zamorras Zugriff blitzschnell mit einem Zaubertrick entzogen.
    War sie vielleicht jetzt schon in Broceliande, um dem Hinweis nachzugehen, den es dort geben sollte?
    In Merlins Zauberwald, der für jeden gesperrt war? Merlin hatte ihr jedoch Zugang gewähren müssen, um seinerseits durch den Kuhhandel, den Asmodis eingefädelt hatte, Zamorras Leben zu retten, aber war es ihm wirklich so leicht gefallen, Baba Yaga damit gleichzeitig zum Tode zu verurteilen?
    Plötzlich konnte Zamorra nicht mehr daran glauben, daß Asmodis' Prophezeiung wahr wurde. Darauf hätte sich ein Wesen wie Merlin niemals eingelassen. Er hätte einen anderen Weg gesucht, zu helfen und beiden Seiten gerecht zu werden.
    Der Gedanke an die verschollene Tochter der Baba Yaga ließ Zamorra kaum noch los, führte ihn allerdings auch zu einer anderen Person, die ermordet worden war. Das geheimnisvolle Para-Mädchen Eva mit den rätselhaften magischen Fähigkeiten. Niemand wußte, wer Eva wirklich war und woher sie gekommen war, aber diesmal war es Asmodis gewesen, der Zamorra einen Hinweis gegeben hatte.
    Zamorra solle Merlin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher