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0625 - Lucifuges Mörder-Horden

0625 - Lucifuges Mörder-Horden

Titel: 0625 - Lucifuges Mörder-Horden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sein können. Und er war der einzige Sklave seines Herrn. Die meisten Arbeiten verrichteten Tagelöhner, und selten genug wurde es Zamorra selbst bewußt, wie wenig er eigentlich in der Gesellschaft galt, wie niedrig sein Stand war. Der eiserne Ring um seinen Hals war keine Last, eher Schmuck im Hause seines Herrn. Und doch… der Herr gefiel dem Sklaven plötzlich nicht mehr, seit er von seiner langen Reise zurückkehrte, die er allein getan hatte.
    Irgend etwas war dort vorgefallen, worüber Santor niemals sprach.
    Und mit einem sehr unguten Gefühl erhob Zamorra sich an diesem Morgen, um sein Tagewerk zu beginnen…
    ***
    »Was machst du für ein seltsames Gesicht, Zamorra?« fragte der Dominus lächelnd. »Bist du krank heute morgen, oder hat dir die Sonne beim Aufwachen auf die Nase geschienen?«
    Der Sklave schüttelte den Kopf und sah seinen Herrn nachdenklich an.
    »Mein Herr, ich bin gesund«, sagte er leise. »Doch habe ich ein ungutes Gefühl, das mir verrät: irgend etwas wird heute geschehen.«
    »Da, wirst du recht haben, mein lieber Zamorra«, sagte der Dominus. »Wir werden nämlich auf den Markt gehen.«
    Zamorra sah ihn verwundert an. »Du, Herr? Du willst selbst auf den Markt gehen? Traust du mir nicht mehr zu, einen gesunden Kohlkopf von einem zu unterscheiden, in dem bereits ein ganzer Volksstamm von Maden Quartier bezogen hat?«
    Santor lachte leise.
    »Ich will keine Kohlköpfe kaufen«, sagte er. »Aber die Auswahl eines neuen Sklaven möchte ich doch lieber selbst treffen, wenn Du gestattest.«
    Zamorra starrte ihn entgeistert an.
    »Einen neuen Sklaven, Dominus? Du willst einen neuen Sklaven kaufen?«
    »Ja«, erwiderte Santor knapp.
    Warum das? fragte sich Zamorra. Reiche ich ihm nicht mehr aus für die anfallenden Arbeiten? Oder will er fürderhin auf Tagelöhner verzichten und statt dessen mehr Sklaven einsetzen?
    Nun, dachte er schließlich, der Dominus wird wohl seine Gründe haben.
    Doch das ungute Gefühl, das ihn seit dem Aufstehen begleitete, ließ ihn nicht mehr los.
    ***
    Verborgen hinter den Stämmen mächtiger alter Bäume, halb verdeckt von den Schatten, standen zwei Gestalten in weiten Mänteln, deren hochgeschlagene Kapuzen selbst die Gesichter fast unkenntlich machten. Es war ein befremdlicher Anblick an diesem Sommermorgen, doch die beiden Gestalten hatten ihre Gründe, sich trotz der Wärme so zu vermummen.
    »Da«, flüsterte einer der beiden. Der andere schaute jetzt ebenfalls wieder zu der weißen, hohen Außenmauer hinüber, die den parkähnlichen Garten des Santor-Hauses umgab. Das eiserne, goldbeschlagene Tor schwang nach innen auf, und zwei Reiter erschienen. Sekundenlang wurde der kantige Schädel eines großen Tieres sichtbar, das Ähnlichkeit mit einem der grauen Wölfe aus den dunklen Wäldern hatte, aber ein scharfer Zuruf trieb das Tier zurück. Darauf schloß sich das Tor wieder.
    »Wölfe!« zischte der zweite Mann. »Gut, daß wir es jetzt wissen. Er hat halbwilde Wölfe als Wächter! Es war doch gut, daß wir die Morgenstunde nutzten, uns hierher zu bewegen…«
    Sein Gefährte unterbrach ihn mit einer kurzen Handbewegung.
    Die beiden Reiter entfernten sich in die entgegengesetzte Richtung; ihre bestickten Mäntel, die sie sich locker um die Schultern geschwungen hatten, wehten hinter ihnen her.
    »Der Dominus und sein Sklave… schau dir das an! Bei dem feinen Herrn möcht' ich auch Sklave sein! Der ist kaum weniger prächtig gekleidet als sein Herr, und er trägt sogar ein Kurzschwert!«
    »Vielleicht fungiert er als Leibwächter«, brummte der zweite.
    »Ein Sklave? Wahrscheinlich trägt er es nur zur Zierde. Aber dreist genug von beiden, es so offen zu zeigen! Bei mir würde der Sklave gefälligst zu Fuß hinter dem Pferd herlaufen, statt wie ein Freier im Sattel zu sitzen…«
    »Bei mir würde er voranlaufen, um den Weg freizuräumen«, sagte der zweite. »Sitten sind das heutzutage… man möchte meinen, die Welt ginge unter!« Er spie auf den Boden.
    »Was nun?« fragte der erste. »Kehren wir wieder zurück?«
    Stechende Augen im tiefen Schatten der Kapuze verengten sich. »Warte. Ich glaube…«
    Der Mann sprach nicht weiter, sondern begann plötzlich am mächtigen Stamm des Baumes hinaufzuturnen. Dann stand er auf einem starken Ast, fast zwei Mannslängen über dem Kopf seines Begleiters. Das Laub verdeckte ihn völlig, als er über die Straße spähte.
    Niemand außer den beiden Reitern, die sich zügig entfernten, war auf den Beinen. In dieser
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