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Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen
Autoren: K. H. Scheer
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1.
     
    »Was Sie dort se­hen, war bis vor we­ni­gen Wo­chen die Stadt Bris­ba­ne!«
    Der Mann, der das sag­te, war Ge­ne­ral Re­ling – Ar­nold G. Re­ling, um ge­nau zu sein – Hau­de­gen par ex­cel­lence, Chef der Ge­hei­men Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr und ei­ne Ge­stalt wie aus der Ah­nen­ga­le­rie der bri­ti­schen Ko­lo­ni­al­zeit. Me­lier­te Bors­ten­haa­re, ein strup­pi­ger Ober­lip­pen­bart und son­nen­ge­bräun­te Haut schu­fen das Bild ei­nes Man­nes, der, in an­de­rer Uni­form, vor ein­hun­dert oder mehr Jah­ren das Recht Ih­rer Ma­je­stät, der Kai­se­rin von In­di­en, zu wah­ren ge­wußt hät­te.
    Aus sei­nen grau­en Au­gen leuch­te­ten Be­stür­zung und Trau­er. Die Ma­schi­ne glitt im Lang­sam­flug et­wa acht Ki­lo­me­ter hoch über das ehe­ma­li­ge Stadt­ge­biet von Bris­ba­ne hin­weg. Wo sich noch vor kur­z­em ei­ne mäch­ti­ge Stadt be­fun­den hat­te, brei­te­te sich jetzt ein Ge­bil­de aus, das ver­däch­ti­ge Ähn­lich­keit mit ei­nem Frei­land-Aus­lie­fe­rungs­la­ger hat­te. Be­häl­ter al­ler Art sta­pel­ten sich un­ter-, über- und ne­ben­ein­an­der, Be­häl­ter von der Grö­ße ei­ner ge­wöhn­li­chen Fracht­kis­te bis zu der ei­nes zwan­zig­stö­cki­gen Bü­ro­hau­ses. Die Stadt war un­ter der Wucht die­ser La­dung zu­sam­men­ge­bro­chen. Nur im Stadt­kern hat­ten ei­ni­ge be­son­ders kräf­tig kon­stru­ier­te Hoch­häu­ser dem An­prall statt­hal­ten kön­nen. Be­woh­ner aber gab es in der ehe­ma­li­gen Stadt Bris­ba­ne nicht mehr. Sie wa­ren eva­ku­iert wor­den – eben­so wie der Rest der Be­völ­ke­rung Aus­tra­li­ens und der um­lie­gen­den In­seln.
    Wir wa­ren drei Mann im Auf­ent­halts­raum des Gleit­boo­tes: Ge­ne­ral Re­ling, Tan­ca­noc von Ye­do­ce­kon und ich, HC-9 ge­nannt oder auch Thor Kon­nat, GWA-Schat­ten, Mäd­chen für al­les, Sor gen­tö­ter, als Trost­pflas­ter für den Man­gel an See­len­frie­den mit dem Rang ei­nes Ge­ne­ral­ma­jors ver­se­hen, im Diens­te der Ge hei­men Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr.
    So­weit der Blick reich­te, dehn­te sich das Aus­lie­fe­rungs­la­ger. Wir wuß­ten, daß es stän­dig wuchs. Drau­ßen vor der Küs­te, zwi­schen dem Land und dem Gre­at Bar­ri­er Reef, gisch­te­te das Was­ser. Stän­dig er­schie­nen neue Be­häl­ter, aus dem Nichts ma­te­ria­li­sie­rend, von ei­ner un­be­kann­ten, ge­heim­nis­vol­len Kraft hier ab­ge­setzt, und ver­san­ken so­fort im Was­ser. Denn die un­be­kann­te Kraft ope­rier­te mit ei­ner Be­schrei­bung der Erd­ober­flä­che, die an die zwei­hun­dert­tau­send Jah­re alt war. Sie nahm an, daß der größ­te Teil des Pa­zi­fi­schen Ozeans noch Fest­land war. Sie wuß­te nicht, wie sich die Geo­gra­phie in der Zwi­schen­zeit ge­wan­delt hat­te.
    Seit ge­rau­mer Zeit war die An­lie­fe­rung ge­heim­nis­vol­ler Be­häl­ter schon im Gan­ge. Sie er­schie­nen ein­fach aus der Luft, we­ni­ge Me­ter über der Erd­ober­flä­che, und san­ken glei­tend zu Bo­den. Man hat­te Be­häl­ter ge­öff­net und ih­ren In­halt un­ter­sucht. Es han­del­te sich um al­le denk­ba­ren Ge­gen­stän­de, von Kon­zen­tra­ti­ons­nah­rung über po­sitro­ni­sches Ge­rät bis zu Ma­schi­nen, de­ren Ver­wen­dungs­zweck wir nicht er­ken­nen konn­ten, weil sie ei­ner Tech­no­lo­gie ent­stamm­ten, die der un­se­ren weit über­le­gen war. Ganz Aus­tra­li­en war be­pflas­tert mit die­sen Be­häl­tern, von de­nen wir nicht wuß­ten, wo­her sie ka­men, und de­ren Zu­strom wir nicht auf­hal­ten konn­ten. Zu Hun­dert­tau­sen­den ver­san­ken sie in den Tie­fen des Pa­zi­fik. Bis in die Ant­ark­tis hin­ab reich­te der un­un­ter­bro­che­ne Fluß un­er­wünsch­ter Kis­ten und Käs­ten. Die La­ge im Pa­zi­fik war ver­zwei­felt. Die Be­völ­ke­rung von Aus­tra­li­en, Neu-Gui­nea und ei­ni­gen um­lie­gen­den In­seln zu eva­ku­ie­ren, war das gi­gan­tischs­te Un­ter­neh­men, das die nun­mehr ver­ein­te Mensch­heit je­mals in An­griff ge­nom­men und durch­ge­führt hat­te.
    Und noch im­mer ma­te­ria­li­sier­ten die Wa­ren­sen­dun­gen aus dem Nichts, Mil­lio­nen, wenn nicht Mil­li­ar­den von Ton­nen pro Tag,
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