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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder
Autoren: Jason Dark
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das gab vielen Menschen Hoffnung.
    Die kleine Gedenkstätte erschien an der rechten Wegseite. Die Figur des Heiligen St. Patrick stand nicht frei, sie war eingebaut in ein nischenartiges Haus, erhob sich von einem kleinen Sockel und war zu ihren Füßen mit Herbstblumen geschmückt, die allerdings schon anfingen zu verwelken.
    Hier sollte ich nicht anhalten. Die Figur hatte nur als Markierung und Orientierung gedient. Bis zur nächsten Kreuzung mußte ich vor. Da würde mich der rote Ryan erwarten.
    Immer wenn ich ihn traf, hatte ich ihn zunächst gehört, bevor ich ihn sah, denn sein Flötenspiel war typisch für ihn. Er glich der Gestalt des Papageno aus der Zauberflöte. Ich ging fest davon aus, daß Mozart Aibon gekannt hatte und durch den roten Ryan inspiriert worden war.
    Die Gedenkstätte hatte sich am Ende eines kleinen Waldstückes befunden, das nun hinter mir lag. Mein Blick öffnete sich. Ich bekam etwas von der unermeßlichen Weite dieses Landes zu spüren, die erst weit im Norden von den sich schattenhaft abzeichnenden Bergen der Galty Mountains begrenzt wurden.
    Ich stoppte, kaum daß ich den Waldrand hinter mir gelassen hatte.
    So etwas wie eine Kreuzung war zu erkennen, denn von zwei Seiten strebten sehr schmale Feldwege auf den Weg zu, über den ich gefahren war.
    Aus der Wärme des Fahrzeugs stieg ich hinaus in die Kühle, die mich wie feuchte Tücher umwehte. Es war leicht dunstig geworden, sehr weit konnte ich nicht sehen.
    Ich schloß die Tür, schaute auf meine Uhr und wartete. Eine genaue Zeit hatte der rote Ryan nicht angeben können, so etwas verlangte ich auch nicht, er würde sich irgendwann melden, ich mußte nur Muße genug haben und warten können.
    Die Zeit verstrich. Niemand kam, weder Mensch noch Tier. Nur dunkle Vögel bewegten sich hoch über meinem Kopf und durchschnitten die graue Luft.
    Plötzlich hörte ich etwas!
    In der Stille klang auch ein leises Geräusch ziemlich laut. Ich blieb steif stehen, duckte mich, spürte auf meinem Rücken die Gänsehaut und atmete scharf durch die Nase ein.
    Das war Musik…
    Aber es war nicht der rote Ryan, der diese Musik produzierte. Er war bekannt für sein Flötenspiel, die Klänge, die ich vernahm, stammten von einer Harfe.
    Wer spielte hier Harfe?
    Ich glaubte einfach nicht daran, daß der rote Ryan sein Instrument gewechselt hatte, die Musik, die mich erreichte, mußte von einem anderen stammen.
    Aus welcher Richtung drang sie?
    Es fiel mir ziemlich schwer, mich auf eine zu konzentrieren, weil ich das Gefühl hatte, sie käme von allen Seiten. Dabei mußte ich mich zu einer entscheiden.
    Vor mir sah ich das »leere« Land. Dort wuchs kein Wald. Wellige Felder, Weiden und Grasflächen breiteten sich wie ein braungrüner Teppich vor mir aus.
    Jemand, der ein Instrument spielte, war nicht zu sehen. Es blieb nur eine Möglichkeit.
    Hinter mir!
    Dort lag der Wald, nicht verwunschen, sondern völlig normal. Ich hatte ihn auf dem normalen Weg durchfahren und wußte natürlich nicht, was sich rechts und links davon tat.
    Ich ging wieder zurück. Das Denkmal schimmerte an der linken Seite. Es bestand aus dunklem Stein, über den jetzt ein geheimnisvolles grünes Leuchten floß.
    Sofort blieb ich stehen.
    Die Farbe grün stand für Aibon. Selbst wenn mein Kreuz mit der Magie dieses Landes in Berührung kam, entstand dieser geheimnisvolle grüne Flimmer, der sich wie ein Schleier ausbreitete und davon berichtete, daß es Aibon gab.
    Aber wo spielte die Harfe?
    Da ich mit dem Gesicht zum Wald stand, hörte ich die Klänge deutlicher. Sie wehten mir wunderbar sanft entgegen, nichts deutete auf eine Gefahr hin, denn das Spiel der Harfe konnte die Nerven eines Menschen schon beruhigen.
    Dennoch blieb ich vorsichtig und mißtrauisch, holte zunächst mein Kreuz hervor und schaute es mir genau an.
    Nein, da hatte sich nichts verändert. Aibons Magie floß noch nicht über meinen Talisman hinweg.
    Vor der Figur des Heiligen St. Patrick blieb ich stehen. Das Licht war nur schwach, das über den Stein huschte. Die Figur spielte keine Harfe, aber die Melodie erklang hinter ihr auf, wo sich Buschwerk und Unterholz zusammendrängten, als wollten beide verhindern, daß dort jemand seinen Weg suchte.
    Ich kümmerte mich nicht darum und umging die Figur an der linken Seite.
    In der Tat wuchsen Büsche und Unterholz fast so hoch, daß sie mir die Sicht nahmen.
    Aber sie besaßen kein Laub, es gab Lücken, kleine Inseln, die eine Sicht zuließen.
    Ich duckte mich
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