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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder
Autoren: Jason Dark
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die Gegend für ein gewisses Vorhaben günstig war. Sehr einsam, keine Zeugen, der Fahrer wußte das auch, was an seinem Gesichtsausdruck abzulesen war.
    »Lassen Sie mich bitte in Ruhe!«
    »Bestimmt nicht!« Er sprach schon heiser. Seine Augen hatten sich verengt, auf der Stirn und den Wangen malte sich der dünne Schweißfilm deutlich ab.
    Zwar erst achtzehn, wußte Eliza Farland doch sehr genau, was ihr bevorstand.
    Nur wollte sie nicht.
    Der Fahrer griff wieder zu. Diesmal mit beiden Händen und an verschiedenen Stellen des Körpers.
    Das wiederum war für Eliza das Startsignal. Sie hatte es geschafft, in die Nähe der Tür zu rutschen und sich auch gemerkt, wo sie den Hebel finden konnte.
    Den zog sie auf und rammte gleichzeitig mit der Schulter gegen die Tür. Etwas zu heftig. Für einen Moment sah es so aus, als wollte sie aus dem Fahrerhaus kippen. An der nach außen schwingenden Tür konnte sie sich gerade noch festhalten, die Beine schwangen zuletzt über die Kante.
    Eliza ließ die Tür los, fiel nach unten, spürte Boden und warf sich herum.
    Hinter ihr brüllte der Fahrer. Er erinnerte an ein Raubtier, das sich um seine Beute betrogen sah. Sekunden dauerte es, bis er sich wieder gefangen hatte.
    Da war es Eliza gelungen, einen Vorsprung herauszuholen. Sie rannte nicht über die Straße, sondern hatte einen Weg eingeschlagen, der sie querfeldein führte.
    Das Gras war hoch, wuchs dicht wie ein gut geknüpfter Teppich und bedeckte einen leicht ansteigenden Hang, an dessen Ende sich der Wald wie ein Stück Mauer abzeichnete.
    Links, wo die Landschaft flacher wurde und in eine Talschüssel hineinführte, schimmerte die grünblaue Oberfläche eines kleinen Sees. Dort wollte Eliza nicht hin, für sie war der Wald richtig, denn in ihm konnte sie sich verstecken.
    Einmal – sie hatte bereits eine ziemlich weite Strecke hinter sich – schaute sie sich um.
    Im gleichen Augenblick hörte sie das Echo des Knalls, als der Fahrer die Tür zuhämmerte. Mit sich überschlagender Stimme brüllte er hinter dem Mädchen her.
    »Ich kriege dich, du kleine Nutte, du! Ich werde dich schon packen, verlaß dich drauf.«
    Eliza wollte antworten, da waren wieder die Stimmen in ihrem Hirn, die sie lockten, die ihr rieten, weiterzulaufen.
    Eine Erwiderung gab sie sich selbst. »Mal sehen, ob du es schaffst, Mann…«
    ***
    Fast eine Stunde später!
    Längst hatte die Dunkelheit das Land übergossen und den Wind angewiesen, die Wolken zu vertreiben, denn der Himmel präsentierte sich in einer wunderschönen Klarheit, und der volle Mond stand dort, als hätte ihn ein Künstler besonders liebevoll gezeichnet.
    Sein Licht war klar, bleich und milchig. Es floß wie ein auseinanderfächernder Vorhang der Erde entgegen und gab der Welt ihre eigenen Stempel.
    Ein weiches, wunderbares Licht, in dem man baden konnte. Jedenfalls fühlte sich Eliza Farland so, als sie die Lichtung erreichte, auf die es ihr angekommen war.
    Wegen dieses Platzes hatte sie die weite Fahrt unternommen.
    Noch nie zuvor war sie an der Stelle gewesen, aber sie hatte sie mit einer nahezu traumwandlerischen Sicherheit gefunden und eingesehen, daß die Lichtung für sie wie geschaffen war.
    Bäume umstanden den Kreis. Die freien Räume zwischen ihnen waren nie gleich groß. Manche eng, andere wieder weit. Auf der Lichtung wuchs saftiges Gras, für die Tiere des Waldes ein Leckerbissen, für Eliza ein wunderschöner Teppich, der ihre Schritte federn ließ, wenn sie sich bewegte.
    Nicht daß ihr Gesicht ein anderes geworden wäre, doch auf den Zügen lag ein ungewöhnliches Strahlen.
    Für sie war die Landschaft schwer zu begreifen. Märchen- und Legendenhaft kam ihr der Wald nebst seiner Lichtung vor. Wie aus einem wundersamen Traum oder einer andern Welt herausgeschnitten, ein Stück Fantasy in der Realität.
    Als Kind hatte sie des öfteren Märchenfilme gesehen. Sie war auch mit ihren Eltern ins Theater gegangen, um Ballettaufführungen zu sehen, das alles fühlte sie dermaßen intensiv wie nie zuvor. Eliza stand selbst auf einer Bühne und produzierte sich.
    Sie ging anders, sie bewegte die Arme anders. Sie schlenkerte sie, manchmal lächelte sie breit, dann lachte sie auf, warf die Arme hoch, ließ sie wieder sinken und folgte dieser Bewegung mit ihrem gesamten Körper, so daß ihre Fingerspitzen über die Kuppen der dicht wachsenden Grashalme streiften.
    Es war ein wundersames Gefühl, und die Stimmen in ihrem Kopf kehrten zurück.
    Diesmal anders als auf dem
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