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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder
Autoren: Jason Dark
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Weg. Sie klangen nicht nur lockend, auch der Tonfall hatte sich verändert, war jetzt glockenhell und klar.
    Sie blickte, während sie sich wie eine Tänzerin auf der Stelle drehte, dorthin, wo es zwischen den Baumstämmen ungewöhnlich blaß und silbrig schimmerte.
    An dieser Stelle hatte das Mondlicht seinen Schleier ausgebreitet.
    Wie ein wundersamer Vorhang umgab es die Lichtung. Zwischen den Bäumen klemmte es fest, vibrierte dort, zitterte und ließ sich von dünnen Dunstschwaden durchwehen.
    Es war eine völlig andere Atmosphäre, die mit Worten kaum beschrieben werden konnte. Man mußte sie einfach fühlen, so wie Eliza es tat. Auf ihrem Gesicht und den übrigen freien Flächen der Haut spürte sie das geheimnisvolle Kribbeln, als wären zahlreiche Fingerspitzen dabei, die Haut anzureizen.
    Konnte Glück schöner sein?
    Vor kurzem hatte sie noch den Film »The Wizzard of Oz« gesehen, den alten Streifen mit der jungen Judy Garland. Bei einem schweren Sturm wird sie in ein geheimnisvolles Land getragen. Im Film hatte sie das Mädchen bewundert, nun widerfuhr ihr ähnliches. Auch diese Welt war so geheimnisvoll. Nur wenige kannten sie, aber Eliza hatte von ihr gehört und zielsicher den Weg gefunden.
    Das hohe Gras schmiegte sich um ihre Beine. Es liebkoste die Waden, wenn sie mit tänzerischen Bewegungen über die Lichtung schritt. Nur von der Natur umgeben, fühlte sich Eliza selbst als ein Stück Natur, wobei ihr das silbrig schimmernde Mondlicht den nötigen Schutz gab. Die Welt draußen war dunkel, der Abend mußte längst hereingebrochen sein, sie aber kam sich vor wie auf einer Wolke, die sie durch das wunderschöne Licht trug.
    Bis zu dem Augenblick, als er kam!
    Eliza hatte sich wieder einmal gedreht, war mit einer grazilen Bewegung herumgefahren, stoppte – und entdeckte zwischen zwei Baumstämmen den Schatten, der sich in die Lücke hineinschob.
    Es war ein Mann!
    Groß, mit einem flachen Kopf, aber nur deshalb, weil er eine Mütze aufgesetzt hatte.
    Eliza erstarrte!
    Für einen Augenblick wurde sie aus den wunderbaren Träumen gerissen, Eiseskälte drang in ihren Körper und umklammerte das Herz wie mit Fingern aus Raureif.
    Sie blieb unbeweglich stehen, schaute auf die männliche Gestalt, die noch immer wartete und sich nur allmählich aus dem blassen Mondschleier löste.
    Der Mann betrat die Lichtung, es war der Fahrer, und er sprach sie sofort an.
    »Jetzt habe ich dich, Süße!«
    ***
    Normalerweise hätte Eliza Farland versucht, wegzulaufen. Erst einmal die Flucht ergreifen, egal, wohin, das jedoch tat sie nicht. Sie blieb einfach stehen, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren.
    Eine ungewöhnliche Sicherheit hatte sie überkommen, die sie einhüllte wie ein Mantel. In ihrem Kopf vernahm sie wieder die ungewöhnlichen Stimmen, die damit anfingen, sie zu beruhigen.
    Der Mann hatte sie nicht gehört. Er merkte überhaupt nichts von dem geheimnisvollen Zauber der Lichter. Sein starrer Blick galt einzig und allein dem Mädchen.
    »Hast du wirklich gedacht, mir entkommen zu können, Kleine? Nein, wen ich einmal aufs Korn genommen habe, den lasse ich nicht aus den Augen.« Er nickte. »Tatsächlich, du hast dir ein tolles Plätzchen ausgesucht. Richtig anheimelnd, einfach schön. Bist wohl für Romantik, wie?«
    »Gehen Sie!«
    Der Fahrer lachte und hielt dabei seinen Bauch. »Natürlich werde ich gehen, aber erst nachher, verstehst du das? Ich verschwinde, wenn ich mit dir fertig bin.«
    »Gehen Sie jetzt!«
    »Weshalb?«
    »Weil ich es gut mit Ihnen meine.«
    Nach dieser Antwort blieb der Mann stehen, legte seinen Kopf schief und schüttelte ihn. Es wollte ihm einfach nicht in den Schädel, dermaßen angesprochen zu sein. »Das darf nicht wahr sein, Süße. Du meinst es gut mit mir.«
    »So ist es.«
    »Weshalb denn?«
    »Weil dies kein Ort für Sie ist, glauben Sie mir.«
    Der Mann fuhr mit der Spitze des Zeigefingers über seinen Nasenrücken. »Wenn das kein Ort für mich ist, Süße, und du es gut mit mir meinst, dann kannst du das beweisen, indem du dich ausziehst. Du bist viel zu dick angezogen, Kleine. Los, runter mit den Klamotten!«
    »Nie!«
    »Dann meinst du es auch nicht gut mit mir.« Der Fahrer grinste und fuhr dabei über seine Lippen.
    Dann ging er weiter.
    Eliza wunderte sich über sich selbst, daß sie nicht einmal zurückwich. Sie blieb stehen und wartete auf den Mann. Da war tatsächlich eine Kraft in ihr, die ihr die nötige Ruhe verlieh, dem anderen direkt ins Gesicht zu
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