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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder
Autoren: Jason Dark
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Augen konnte man nur als stier bezeichnen. Die Pupillen hatten die Farbe nicht verloren, sie leuchteten intensiver als sonst, möglicherweise auch ein Zeichen ihrer Erregung.
    Um den Mann erreichen zu können, mußte sie drei Schritte gehen.
    Nur traute sie sich nicht hin. Sie wußte mit Gewißheit, daß er nicht mehr lebte, aber sie wollte ihn nicht sehen.
    Dafür sah sie den Schatten!
    Senkrecht huschte er über die Lichtung. Dunkler als das Mondlicht, ein tanzendes Grau, ein Schemen, der mal zerfloß, dann wieder Gestalt annahm, sich noch einmal zeigte, in ihre Nähe kam, wieder verschwand und seine Pirouetten drehte wie eine Ballerina.
    Sie hatte nur Augen für ihn. Diese geheimnisvolle Welt hatte sich ihr eröffnet, wobei das Mondlicht sie wie eine Mauer zur Realität hin abschirmte.
    Dann wehte er auf sie zu.
    Eliza Farland wollte den Blick nicht wenden. Es war ihr gelungen, die Hemmschwelle zu überwinden, jetzt mußte sie ihren geheimnisvollen Helfer einfach ansehen.
    Er bewegte sich völlig lautlos. Sie entdeckte auch keine Mordwaffe, obwohl der Mann im Gras getötet worden war. Vor ihr kam er zur Ruhe. Eliza erkannte, daß er größer war als sie, und sie versuchte, sein Gesicht zu sehen.
    Es war grau und bleich zugleich. Kam ihr kantig und metallisch vor. In den Augen loderte eine feurige Kraft, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann war das Feuer verschwunden, als hätte jemand Wasser darüber gekippt.
    Die Gestalt befahl ihr auf telepathischem Weg, sie anzufassen. Nur zögernd streckte Eliza ihren Arm vor und damit dem grauen Nebel entgegen, in den sie ihre Hand zwar eintauchen konnte, aber keinen Widerstand spürte.
    Der Mondschein-Mörder war nicht mehr als ein schattenhaftes Nebelwesen.
    Das Mädchen begriff nichts, aber es hörte die Stimme in ihrem Kopf, die ihm einiges erklärte.
    ›Du bist gekommen, denn ich habe dich ausgesucht. Was du hier erlebt hast, ist der Beginn. Noch kann ich mich nicht so bewegen, wie ich möchte, aber ich habe dich ausgesucht, damit ich in der Zukunft, die sich über Jahre hinziehen wird, so sein werde, wie ich es mir gewünscht habe. Du wirst mir helfen!‹ Eliza Farland nickte.
    ›Dann höre weiter zu. Du wirst mich bekannt machen, du wirst über mich sehr viel erfahren, über das Land, das sich versteckt hält und fast nur den Druiden bekannt ist. Menschen haben es kaum gesehen. Wenn ja, sind sie nicht zurückgekehrt. Das jedoch wird sich in Zukunft ändern. Ich weiß, daß Personen erscheinen werden, die die Kraft besitzen, die Grenzen zu diesem geheimnisvollen Druiden-Paradies zu überwinden. Das alles werden die nächsten Jahre ergeben, in denen du genau meinen Befehlen Folge leisten mußt. Hast du mich verstanden…?‹
    »Ja…«
    ›Dann kommen wir nun zu den Einzelheiten…‹ Die geisterhafte Gestalt begann mit ihren Erklärungen, und das Mädchen hörte sehr genau zu.
    Eliza merkte kaum, daß die Zeit verging. Ob sie Stunden oder nur Minuten auf der Lichtung gestanden hatte, konnte sie nicht sagen.
    Es kam ihr alles so traumhaft vor, der Realität entzogen. Außerhalb der Lichtung war es schon stockdunkel; dort löste sich die Gestalt vor ihren Augen auf und trieb hinein in den dünnen Dunst zwischen den Baumstämmen, der sie einfach verschluckte.
    Aus – keine Stimmen mehr. Dafür spürte sie die Kühle der Nacht und den sanften Wind, der über ihr Gesicht strich. Beide Handflächen streifte sie an ihren Wangen ab und erwachte wie aus einem sehr tiefen Traum. Daß es keiner gewesen war, erkannte sie, als sie die männliche Leiche sah, die im hohen Gras wie eingebettet lag.
    Um sie genau sehen zu können, ging sie näher heran – und schauderte zusammen.
    Drei Wunden hatte der Fahrer bekommen, die letzte erst war tödlich gewesen.
    Sie drehte den Kopf, fror, als hätte man sie in Eisschichten gesteckt, und ging auf den Rand der freien Fläche zu. In eine Lücke zwischen den Bäumen tauchte sie ein, erreichte den Wald und ging über den weichen, federnden Boden, der von einer dicken Moos-und Humusschicht bedeckt wurde.
    Sie kam sich vor wie Rotkäppchen, die Gestalt aus dem Märchen.
    Nur daß dieser Wald keine Furcht verbreitete. Eliza gehörte zu ihm.
    Schon jetzt ging sie davon aus, daß sie immer wieder an diesen Ort zurückkehren würde.
    Sie ging, wie ein Mensch, der dem Regenbogen folgte, der ein Ziel hatte, dieses aber nie erreichen würde.
    Dafür erreichte Eliza eine Straße.
    Etwas verunsichert betrat sie die graue Asphaltfläche,
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