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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder
Autoren: Jason Dark
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sehen.
    Sie wußte, daß ihr nichts geschehen konnte. Auf dieser Lichtung war sie sicher, und das geheimnisvolle Mondlicht kam ihr dabei vor wie ein Leibwächter.
    Der Mann stapfte näher. Nahezu brutal zertrat er das Gras. Den Mund hatte er verzogen. Er zeigte seine innerliche Vorfreude auf das Kommende.
    Eliza verließ sich auf die Stimmen. Beruhigend sprachen sie auf sie ein. ›Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Du bist hier sicher.
    Wir beschützen dich…‹
    »Wer seid ihr?« flüsterte sie, allerdings noch so laut, daß der Fremde die Worte gehört hatte.
    »Was sagst du?«
    »Nichts für Sie.«
    Er lachte bellend. »Du bist gut, Süße, wirklich. Keine Sorge, ich werde dich schon packen!«
    Er ging wieder und schaute nicht zurück. Eliza jedoch blickte an ihm vorbei, und sie sah auf eine Stelle zwischen den Bäumen, wo der dünne Nebel durch das Mondlicht waberte und sich dort etwas schattenhaft bewegte.
    Es war eine Gestalt!
    Auch ein Mann oder ein Geist?
    Die Gestalt floß aus dem Mondlicht hervor und näherte sich dem ahnungslosen Fahrer. Sie war mehr ein Streifen, dunkel, geheimnisvoll, gefährlich und unheimlich…
    Selbst Eliza schauderte zusammen, nur bekam sie keine Angst, denn sie wußte, daß sie von dieser Gestalt nichts Böses zu erwarten hatte. Sie war erschienen, um sie zu beschützen.
    Der Fahrer merkte nichts. Mit einer heftigen Bewegung zog er seine Jacke aus und schleuderte sie zu Boden. Dann senkte er den Kopf, stierte Eliza an und nickte.
    »So, jetzt noch…«
    Da schrie er auf.
    Es war ein schreckliches Brüllen, das die Stille auf der Waldlichtung zertrümmerte. Der Fahrer zuckte, als hätte er einen Stromstoß bekommen. Hinter ihm war die geheimnisvolle Gestalt sehr dicht an ihn herangekommen und hielt ihn umfangen. Auf seiner linken Gesichtshälfte entstand plötzlich ein langer Riß. Da war die Haut gespalten worden, und aus der Wunde drang Blut hervor.
    Er stand ungläubig auf dem Fleck, tastete gegen seine Wange, zog die Finger wieder zur Seite, starrte das Blut an und gab einen schluchzenden Laut von sich.
    Saugend atmete er die Luft ein. Der Schmerz fraß noch in ihm, aber er schrie nicht mehr.
    Seine Augen standen so weit offen, daß sie fast aus den Höhlen quollen. Aus den Mundwinkeln rann der Speichel wie eine gelbe Soße. Der Mann begriff nichts, und einen Moment später erwischte es ihn abermals. Vor seinem Gesicht wischte ein Schatten durch die Luft, nicht Mensch – nicht Geist, aber brandgefährlich.
    Etwas blitzte auf.
    Dann erfüllte der nächste Schrei die Luft. Diesmal war der Schlitz im rechten Hosenbein des Mannes entstanden, in Höhe des Oberschenkels. Auch dort quoll das Blut hervor und tränkte den Stoff.
    Der Fahrer jammerte. Seine Augen waren schockgeweitet, er schüttelte sich, als hätte er Schläge bekommen, wollte gehen, knickte aber ein, weil der Schmerz einfach zu rasend wurde.
    Dann fiel er hin.
    Das Gras wirkte wie Arme, die ihn verschlingen wollten. Es wuchs so hoch, daß es über ihm zusammenklappen konnte, aber es ließ eine Lücke frei. In ihr tanzte der Schatten.
    Eine Gestalt aus dem Märchenreich, grausam und geheimnisvoll zugleich. Es gab keine Erklärung für sein Erscheinen. Eliza Farland hatte sie auch nicht. Sie stand nur da, hielt die Arme angewinkelt und die Hände gegen ihr Gesicht gepreßt.
    Sie hatte das Grauen erlebt, einen furchtbaren Vorgang mitbekommen, doch sie spürte keine Furcht.
    Der Schatten tanzte über dem am Boden liegenden Mann. Aus dem dichten Grasteppich quoll schauriges Stöhnen hervor und wehte über die freie Fläche, wobei es auch die Lücken zwischen den Bäumen erreichte, wo bleiches Mondlicht und Dunst es verschluckten.
    Dann zuckte der Schatten nach unten.
    Sekunden später spritzte Blut. Auch der Mann erschien noch einmal. In einem Reflex hatte er sich aufgebäumt, bevor er wieder zurückfiel. Eliza hörte das dumpfe Geräusch des Aufpralls, das selbst der Dunst nicht verschlucken konnte, dann senkte sich eine drückende Stille über die Waldlichtung, die unnatürlich war.
    Eliza Farland hörte sich selbst ausatmen. Sie merkte ebenfalls den Schwindel. Der Boden schwankte, sie hatte die Gewißheit, gleich fallen zu müssen oder aus einem tiefen Traum zu erwachen. Als die kalten Handflächen jedoch ihre heiße Stirn berührten, da war alles anders. Nun wußte sie, daß es Realität war, was sie hier erlebte, und die Stille war die Stille des Todes.
    Intervallweise hob sie den Kopf. Den Ausdruck in ihren
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