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Leben aus der Asche

Leben aus der Asche

Titel: Leben aus der Asche
Autoren: Clark Darlton & Robert Artner
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1.
     
    Abends war es am schönsten. Dann strahlte die Stadt in einem diffusen, violetten Licht, das die Umrisse der Häuser verschwimmen ließ, und der Himmel leuchtete in allen Farben des Regenbogens. Es gab nur noch die Farben und die Stille. Nicht nur abends. Denn auch tagsüber war in dieser Stadt nichts zu hören. Schon lange nicht mehr.
    Die fünf Männer, die durch eine Seitenstraße des ehemaligen Vergnügungsviertels gingen, hatten es nicht eilig. Ihre Schritte hallten unnatürlich laut auf dem Pflaster. Ab und zu blieb einer der Männer stehen, um sich die Bilder in den Schaukästen anzusehen, die vor den Eingängen der Lokale an beiden Seiten der Straße hingen. Sie drehten sich um, als sie merkten, daß einer von ihnen zurückgeblieben war und sich vom Anblick der Bilder nicht losreißen konnte.
    »Nimm's doch mit«, rief ihm einer zu.
    Der Mann sah ihn an, als ob er ihn nicht verstünde. Dann überzog ein Grinsen sein stoppelbärtiges, zerfurchtes Gesicht. Mit einer schnellen, heftigen Bewegung seines Ellenbogens schlug er die Scheibe ein und riß ein Bild heraus. Während er versuchte, die anderen wieder einzuholen, starrte er pausenlos auf das Bild.
    »Zeig mal her!«
    Der Mann stieß einen langanhaltenden Pfiff aus.
    »Ein Trauerspiel, daß es sowas nicht mehr gibt«, meinte er.
    »Woher weißt du denn das?«
    Der Mann sah irritiert hoch.
    »Was meinst du damit?«
    »Woher willst du denn das wissen, Idiot?«
    »Was?«
    »Daß es solche Miezen nicht mehr gibt!«
    »Hast du vielleicht welche gesehen?«
    Der andere schwieg verbittert. Sie gingen weiter.
    »Und nenn mich nicht wieder Idiot«, sagte der andere.
    »Ach, halt doch die Schnauze!«
    »Ich habe gesagt, du sollst mich nicht wieder Idiot nennen, hast du das gehört?«
    »Ich hab's gehört!«
    »Dann richte dich gefälligst danach!«
    Der Mann sah ihn höhnisch an und zerriß langsam das Bild.
    »Du verdammter ...«
    Der Mann, der die kleine Kolonne anführte, sah sich um und fixierte die Männer scharf.
    »Ich will keinen Ärger«, knurrte er. Und seine Stimme klang nicht sehr freundlich.
    »Ist ja schon gut, es war ja bloß wegen ...«
    »Das ist mir egal, warum ihr Holzköpfe euch streitet! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Die Männer schwiegen und sahen verbissen vor sich hin.
     
    *
     
    Es war ein kleiner Raum im Keller eines Hochhauses. Zwei Männer saßen an einem Funkgerät, zwei weitere beschäftigten sich mit Landkarten.
    »Eben habe ich ihn deutlich drin gehabt, Pete!«
    Der Angesprochene sah von der Karte auf.
    »Versuch's weiter! Wenn du ihn schon gehabt hast, findest du ihn auch wieder!«
    »Hast du noch mehr solche klugen Sprüche auf Lager?«
    »Dutzende!«
    Der Mann wandte sich resigniert wieder seinem Funkgerät zu.
    Sein Nebenmann ließ die Kopfhörer fallen und reckte sich.
    »Das ist ja alles gut und schön«, sagte er. »Aber was nützt es uns, wenn wir sie wirklich 'reinbekommen?«
    »Dann fahren wir 'rüber«, sagte Pete. »Mann, Sleepy, das haben wir doch oft genug durchgekaut, hast du es denn vergessen, oder was?«
    »Das nicht, aber ich frage mich, wie du das anstellen willst. Schließlich kannst du ja nicht mehr einfach zum Flughafen gehen und ein Ticket bestellen, oder?«
    »Wir werden so eine Kiste schon in die Luft kriegen, das wäre ja gelacht!«
    Sleepy wandte sich an den Mann am Funkgerät.
    »Hast du gehört, John? Er wird so eine Kiste schon in die Luft kriegen, sagt er.«
    »Ich hab's gehört«, sagte John. »Und ich verstehe dich auch nicht ganz, Sleepy. Hast du plötzlich keine Lust mehr, oder was ist mit dir?«
    »Ich glaube einfach nicht dran!« knurrte Sleepy aufgebracht. »Stell dir mal vor, da drüben in den Staaten sind wirklich noch Überlebende. Wie zum Teufel sollen wir die denn finden?«
    »Jedenfalls finden wir sie nicht, wenn du hier weiter herumstehst und Volksreden hältst. Geh wieder an das Funkgerät!« fuhr Pete ihn scharf an.
    Sleepy seufzte und setzte sich wieder auf seinen Schemel. Mit einer heftigen Bewegung stülpte er sich die Kopfhörer über und drehte an den Skalenknöpfen.
    »Soviel Naivität hatte nicht mal meine Mutter«, murmelte er vor sich hin, »und die hat noch an den Klapperstorch geglaubt, ehe sie mich zur Welt brachte.«
     
    *
     
    Der Regen traf die Männer unerwartet und heftig. Dicke, schwere Tropfen prasselten auf sie nieder, während sie die Straße entlanggingen.
    »Das fehlt uns gerade noch«, knurrte einer.
    »Stört mich nicht, kann uns sogar
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