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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder
Autoren: Jason Dark
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dabei gegen die Handflächen gestützt.
    »Das ist natürlich nicht einfach, sonst hättest du dich längst daran gemacht, wie ich dich kenne.«
    »Ich kann es aus verschiedenen Gründen nicht.«
    »Nenn sie mir.«
    Der rote Ryan schüttelte den Kopf. »Du mußt mir vertrauen, John. Man hat bereits gewußt, daß ich im Begriff bin, etwas zu unternehmen. Die Skelette erschienen nicht grundlos, um dich mit den gefährlichen Harfensaiten zu töten. Erst haben sie dich abgelenkt, dann schlugen sie zu. Sie sind grausam.«
    »Es weiß also jemand, daß wir uns der Gefahr entgegenstellen wollen. Sehe ich das korrekt?«
    »Natürlich. Ich ahnte, daß eine Falle aufgebaut werden sollte, wußte aber nicht, welche es war.« Er hob die Schultern. »Du hast sie mit Bravour gemeistert.«
    Ich dachte an die Wunde im Nacken. »Na, bravourös war das nicht, aber davon abgesehen, ich soll also den Mondschein-Mörder stellen.«
    »Bitte.«
    »Wo? Hier?«
    »Nein, er hat sich einen anderen Ort ausgesucht. Wenn mich nicht alles täuscht, wird er in London erscheinen, oder er ist bereits dort aufgetaucht, denn es gibt die ersten Spuren. Was vor zehn Jahren geplant wurde, wird nun erfüllt.«
    »Moment mal, welche Spuren? Das Wort Mörder hat etwas mit Tod zu tun. Hat es bereits Tote gegeben? Hat dieser Mondschein-Killer zugeschlagen und die…«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Er hat unsere Welt verlassen.«
    Ich faßte ihn an der Schulter und drehte ihn zu mir herum. »Mal raus mit der Sprache, Ryan, was verschweigst du mir?«
    »Nichts, was für dich wichtig wäre. Ich möchte dich nur bitten, ihn zu fangen. Später, wenn du es geschafft hast, werde ich dir noch etwas dazu sagen müssen.«
    Mein Grinsen fiel schief aus. »Manchmal bin ich ja ein Volltrottel oder verrückt. Okay, ich glaube dir.«
    Der Mann aus Aibon nickte. »Das mußt du auch, John. Es ist sehr wichtig.«
    So ernst hatte ich den roten Ryan selten erlebt. Ich schnickte mit den Fingern. »Okay, bleiben wir beim Mondschein-Mörder. Kann ich davon ausgehen, daß er, wie sein Name schon sagt, nur bei Mondschein erscheint und seine blutige Spur hinterläßt.«
    »Ja.«
    »Bald ist wieder Vollmond.« Ich zeigte zum Himmel.
    »Da möchte ich dann wieder in London sein.«
    »Das kannst du auch, John. In Aibon weiß man jetzt, daß der Plan schiefgelaufen ist. Du bist am Ball.«
    Ich blickte ins Leere und nickte nachdenklich. »Ja, ich habe den Schwarzen Peter, mal wieder.«
    »Ist das nicht dein Job?«
    »Hör auf, aber eine Frage habe ich noch. Hättest du die Harfensaiten lebend überstanden?«
    Es dauerte etwas, bis er eine Antwort gab. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich glaube nicht, daß ich es überstanden hätte. Ich bin mir sogar sicher, daß sie mich zumindest gefangengenommen und in Guywanos Welt geschleppt hätten.«
    »Nun ja, dann hat sich meine weite Fahrt wenigstens gelohnt.« Ich stand auf und deutete auf die Rückseite des Halses. »Da haben die Saiten ein Andenken hinterlassen. Dafür werde ich mich noch auf meine Art und Weise bedanken.«
    »Ich werde dich bestimmt nicht daran hindern, John.«
    »Das glaube ich.« Zum Abschied reichte ich dem roten Ryan die Hand. »Morgen bin ich wieder in London, mein Freund.«
    Er ließ meine Hand nicht los. Sein Gesicht hatte dabei einen ernsten Ausdruck angenommen. »Und vergiß bitte nicht, daß der Mondschein-Mörder in London bekannt sein muß. Jemand hat bestimmt von ihm gehört. Er fällt auf.«
    »Zu irgendwelchen Untaten ist es bisher noch nicht gekommen.«
    »Hoffentlich bleibt das so.«
    »Mal sehen.«
    Der Freund aus Aibon brachte mich bis zum Wagen. Ich lehnte mich auf den Rand der offenstehenden Wagentür und lächelte ihn an. »Grüße Aibon von mir, deine Welt, und auch Miriam di Carlo.«
    »Das werde ich machen.«
    Ich stieg ein und ließ den Motor kommen. Es tat mir etwas leid, den roten Ryan verlassen zu müssen. Aber er hatte recht. Er war keine Person für diese Welt. Seine Heimat lag, wie man so schön sagt, hinter dem Regenbogen.
    Dennoch wurde ich den Eindruck nicht los, daß er mir etwas sehr Wichtiges verschwiegen hatte…
    ***
    Sie lebte nicht in einem Wohnwagen, sie schaute auch nicht in geheimnisvolle Glaskugeln oder las aus dem Kaffeesatz. Sie war auch nicht gekleidet wie eine festlich geschmückte Zigeunerin und trug ebenfalls keine lange Kutte, nein, sie war eine ganz normale Frau, arbeitete in einem völlig normalen Büro, in dem ein Computer mit zwei Monitoren stand, und übte einen
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