Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0604 - Stunden der Angst

0604 - Stunden der Angst

Titel: 0604 - Stunden der Angst
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
keuchen und dachte trotzdem noch daran, daß es ihm tatsächlich gelungen war, den anderen aus seinem Platz im Gebälk zu zerren.
    Wie ein gewaltiger Klumpen lag der zusammengerollte Körper neben ihm im Gang.
    Aber Bill dachte nicht nur an sich. Irgendwann wurde ihm klar, daß er noch eine Aufgabe zu verfolgen hatte. Er war nicht aus Spaß zu diesem leeren Gehöft gefahren.
    Bill streckte im Sitzen die Arme aus, weil er sich an der Wand abstützen wollte. Er hatte dabei das Gefühl, in eine sich bewegende und schwankende Masse zu fassen. Er bekam keinen Kontakt, glaubte er. Dennoch stemmte er sich auf die Füße.
    Wie ihm das gelungen war, konnte er nicht sagen. Nur blieb er nicht lange auf den Beinen stehen. Nicht einmal zwei Sekunden. Alles um ihn herum kreiste, und da war plötzlich der Trichter, der ihn in die Tiefe riß. Bill Conolly fiel um und landete über dem Körper des anderen.
    Es war einfach zuviel für ihn gewesen. An seinen Auftrag dachte er nicht mehr, die Kraft hatte ihn hineingezerrt in die dunkle Bewußtlosigkeit…
    ***
    Manchmal kam ihr die Waffe so schwer vor, als hätte sie ein doppeltes Gewicht bekommen. Lydia Farell konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, mit ihr ausgerüstet zu sein.
    Sie war zurückgeblieben, sie hoffte, und sie wünschte es sich mit aller Kraft, daß es John Sinclair schaffte. Versagte er, war auch ihr Leben nichts wert.
    Lydia hatte sich mit dem Rücken gegen die Mauer gelehnt. Sie brauchte die Stütze, denn die Beine wollten nicht mehr so recht mitmachen. Sie schienen einer Greisin zu gehören, aber nicht ihr.
    Immer wieder sackte sie ein, und immer wieder riß sie sich zusammen. Nur nicht schlappmachen, lautete ihre Devise, nur nicht verlieren, dann ist alles vorbei.
    Den Gang wollte sie unter Kontrolle behalten. Natürlich dachte sie an die Damions. Wenn eines dieser Monster erschien, sollte sie schießen. Das hatte ihr John gesagt.
    Aber schaffte sie es auch? Würde sie den Druckpunkt überwinden können? Nur eine winzige Bewegung des rechten Zeigefingers, mehr war es nicht, aber es kam ihr vor wie eine meilenweite Strecke.
    Längst rann der Schweiß ihren Rücken hinab. Hin und wieder zwinkerte sie mit den Augen. Sie spürte den Druck als eine ungemein starke Belastung, der alles zusammenpreßte. Manchmal kam ihr die Enge des Ganges vor wie ein Gefängnis.
    John Sinclair sah sie nicht mehr, aber sie hörte ihn. Er sprach mit jemandem.
    Zwar verstand sie die Worte nicht, weil die Mauer viel vom Klang der Stimme dämpfte, aber sie hörte doch heraus, daß er nicht allein war. Irgend jemand mußte bei ihm sein.
    Bestimmt kein Freund…
    Lydia überkam wieder das große Zittern. Wechselbäder aus Hitze und Kälte durchströmten ihren Körper. Sie ahnte längst, daß John Sinclair etwas begegnet war, mit dem er nicht gerechnet hatte.
    Steckte er in einer Falle?
    »O Gott!« stieß sie hervor. »Nein, laß es nicht sein. Bitte, ich… ich will es nicht …« Ein Gefühl sagte Lydia, daß sie nicht außen vorbleiben konnte. Etwas geschah mit Sinclair, sie mußte sich darum kümmern und nachschauen.
    In der rechten Hand hielt sie die Pistole. Sehr mühsam hob sie die Waffe an. Schwer vorstellbar, daß man damit einen Menschen töten konnte. War es denn nötig?
    Die innere Stimme verstärkte sich zu einer regelrechten Warnung, und sie trieb die junge Frau an.
    Mit zitternden Bewegungen ging sie vor. Mit der rechten Schulter streifte sie dabei an der Wand entlang. Ihr Blick wirkte so, als würden die Pupillen aus gebrochenem Glas bestehen. Die Lippen zuckten ebenso wie die Augenbrauen.
    Wie eine Holzpuppe schritt sie daher, den Mund spaltbreit geöffnet, tief ein- und ausatmend.
    Ihre Wangen bewegten sich. Sie konnte das Zucken einfach nicht unter Kontrolle halten. Schwer wie Eisen waren die Füße, der Weg bis zum Ende des Ganges kam ihr unendlich lang und gleichzeitig wieder viel zu kurz vor.
    Dann blieb sie stehen. Von dieser Position her vernahm sie die Stimmen deutlicher, verstand auch einige Worte, die sie erschreckten. Himmel, da wurde über ein Mord gesprochen, und John Sinclair sollte das Opfer sein. Er war also in die Falle gelaufen!
    Über ihren Rücken rann ein Schauer. Mit ihm zusammen kam auch das Wissen. Lydia war klar, daß es allein auf sie ankam, ob sich die Lage entschärfte oder nicht.
    Um das herauszufinden, brauchte sie eine Unmenge an Kraft. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals etwas Ähnliches in ihrem Leben hinter sich gebracht zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher