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Melina und das Geheimnis aus Stein

Melina und das Geheimnis aus Stein

Titel: Melina und das Geheimnis aus Stein
Autoren: Marlene Röder
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Wie ein erster Schultag nicht aussehen sollte
    Ich renne die Treppe runter und freue mich, weil der erste Tag an einer neuen Schule ein besonderer Tag ist. Aber es stehen keine Blumen auf dem Frühstückstisch. Der Tisch ist noch nicht mal gedeckt. Plötzlich fühlen sich meine Beine ganz schwer an und auch meine Arme und der ganze Rest von mir. Mama hat es vergessen.
    Sie hat einfach vergessen aufzustehen. Ich versuche verständnisvoll zu sein, wie Paps das will. „Mama wird es bald wieder besser gehen. Wir müssen Geduld haben“, sage ich in unsere leere Küche hinein. Ich sage es extra laut, damit sie es vielleicht doch hört und merkt, was für eine große, verständnisvolle Tochter sie hat.
    Aber die Einzige, die mich hört, ist Pippa. „Super, dann gibt’s heute Nutella!“, ruft sie und klettert auf die Anrichte. Keuchend schiebt sie das Glas in meine Richtung.
    Meine Eltern finden, dass zu viel Schokolade ungesund ist, deshalb gibt es bei uns nur am Wochenende Nutella. Zumindest früher war das so. Denn seit der Sache mit Jonas gibt es ziemlich viele Nutella-Tage.
    Pippa hantiert mit dem Messer, das viel zu groß für sie ist. Ich scheuche sie weg, und sie läuft kichernd davon und hinterlässt kleine, schokoladige Fußabdrücke quer über der Arbeitsplatte.
    Ich esse im Stehen. Enttäuschung und das zu süße Brot verkleben mir den Mund. „Ich hab irgendwie gehofft, mit der neuen Schule wird es anders“, sage ich zu Pippa. „Ganz schön blöd, oder?“
    „Hoffnung ist nichts Blödes.“ Pippa, die wieder herangekommen ist, legt ihre Plastikhand auf meine. „Das wird schon, Maus.“ Mama hätte das sagen müssen. Es ist nicht dasselbe, es aus Pippas kleinem Mund zu hören, der immer lächelt.
    Ich atme lange aus, um das Steingefühl aus meinem Körper zu pusten. „Also los“, sage ich zu Pippa und stecke sie vorne in die Brusttasche meines Jeanskleides. Ich mache mir noch ein Nutella-Pausenbrot und packe es in meinen neuen, coolen Schulrucksack.
    Die Blumen draußen im Vorgarten wirken erschöpft. Im Haselnussstrauch hängen noch immer die ausgebleichten Plastikeier. Mama hatte sie zu Ostern aufgehängt, damals, als noch alles in Ordnung war. Sie schaukeln im Septemberwind.
    Oben im ersten Stock bewegt sich eine Gardine. „Guck mal, sie winkt“, sagt Pippa.
    „Nee, das ist nur der Wind“, antworte ich und drehe mich weg.
    Dann bringe ich mich zur Schule.
    An der Ecke wartet Jessica Muth auf mich, genau so wie mein Paps es mit ihrer Mutter abgemacht hat. Jessica und ich sind nicht gefragt worden, denn sonst hätten wir beide gesagt, dass wir allein zur Schule gehen wollen. Obwohl wir Nachbarn sind, spielen wir nicht miteinander. Nicht seit dem Nachmittag mit den Monster-Barbies.
    Paps hatte mich da abgegeben, kurz nach der Sache mit Jonas. Er hatte leise mit Jessicas Mutter geredet und ich hatte seine warme Hand im Rücken gespürt, die mich in den fremden Flur schob. Dann war die Hand weg gewesen und Paps auch.
    Jessica hatte ihre Barbies mit in den Garten gebracht. Aber das waren keine gewöhnlichen Barbies mit rosa Tüllkleidern und mit wallendem Goldhaar. Nein, ihre Haare waren zu verfilzten Kurzhaarfrisuren gestutzt, weil Jessicas Frisierversuche danebengegangen waren.
    Diese Barbies hatten mit Schlamm Tigerstreifen auf ihre Körper gemalt bekommen. Sie waren durch Regentonnen geschwommen. Sie waren mit Fallschirmen aus Taschentüchern aus dem Fenster gestürzt. Sogar ihr Lächeln war wild.
    „Du darfst mich Jessie nennen“, hatte Jessica großzügig angeboten und mir eine einarmige Barbie hingehalten. „Hast du Lust, Expedition zu spielen?“ Obwohl Pippa, die Expeditionen liebt, vor Aufregung in meiner Tasche zappelte, hatte ich den Kopf geschüttelt. Die Barbie sah einfach zu unheimlich aus. Dann war ich zu Jessies Mutter ins Wohnzimmer gerannt. Dort hatte ich Zeichentrickserien im Fernsehen geschaut, bis Paps mich wieder abholen kam.
    Seit dem Barbie-Tag hält Jessie mich garantiert für eine Langweilerin.
    Mit Puppen spielt sie jetzt bestimmt nicht mehr, dafür hat sie einen Fußball dabei, den sie vor sich herdribbelt. Barbie-blonde Locken kräuseln sich aus dem dicken Zopf, der ihr im Nacken schwingt. Mich ignoriert sie, bis wir am Schultor ankommen.
    „Da sind wir. Erwarte nicht, dass ich deine Babysitterin spiele!“ Mit diesen Abschiedsworten schießt sie ihren Ball auf den Schulhof und stürzt sich ins Getümmel.
    Gestern war ich schon mal mit Paps hier. Es hatte eine
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