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0581 - Der Blutstein

0581 - Der Blutstein

Titel: 0581 - Der Blutstein
Autoren: Jason Dark
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und schob mich behutsam an der Klinge vorbei.
    Wer immer diese teuflische Folterkreation erfunden hatte, er war ein Meister seines Fachs gewesen und lebte wahrscheinlich seit vielen, vielen Jahren nicht mehr.
    Oder hatte die Hexe dafür gesorgt?
    Zischend stieß ich den Atem aus. Ein Ausdruck der Erleichterung durchströmte mich. Zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit war ich dem Tod um Haaresbreite entgangen.
    Die Klinge befand sich jetzt in Höhe meiner Hüfte, denn ich hatte mittlerweile die nächste Sprosse erreicht, leuchtete wieder in die Höhe und sah die anderen über mir.
    Die Distanz bis zum Schachtrand war eigentlich kein Thema, darüber hätte ich im Normalfall nur lachen können. Das hier war leider nicht der normale Fall.
    Wieder klomm ich weiter. Diesmal passierte nichts. Ich dachte daran, was geschehen würde, wenn zwei oder drei Klingen zugleich aus dem Mauerwerk stießen.
    Dann wurde ich bestimmt zu einem Schaschlik!
    Über meinen Galgenhumor mußte ich selbst grinsen. Schweiß war mir von der Stirn her über die Brauen in die Augen geperlt. Mit dem Handrücken wischte ich sie sauber.
    Verdammt – zwei Drittel der Strecke lagen bereits hinter mir. Ich mußte auch noch das letzte Drittel schaffen. Doch der Gedanke an die zugleich aus den Wänden stoßenden Klingen ließ mich nicht los.
    Er bohrte weiter, er war nicht aufzuhalten. Bisher hatte ich die Schwerter noch sehen können. Was aber war, wenn sie hinter meinem Rücken erschienen und mich durchbohrten?
    Eis perlte meinem letzten Wirbel entgegen. Der Magen hatte sich zusammengezogen. Er lag wie ein Klumpen in der Körpermitte. Lieber hätte ich vom Hubschrauber aus an einem dünnen Drahtseil gehangen und wäre durch die Gegend geschaukelt worden, als diesen verdammten Weg weiterzugehen.
    Ich kletterte weiter. Sacht berührte ich das Eisen der Sprosse, bevor ich Druck gab und dabei auch auf nicht passende Geräusche achtete.
    Ich hörte das Kratzen, aber nicht vor, sondern hinter mir. Ich reagierte rein reflexhaft und ging dabei auch das volle Risiko ein.
    Mit einem blitzschnellen Klimmzug zog ich mich hoch, winkelte gleichzeitig die Beine an und hoffte, daß ich meinen Rücken weit genug von den zustoßenden Schwertern entfernt hatte.
    Es war der Fall!
    Sie knirschten und krachten mit ihren Spitzen unter mir vor die gegenüberliegende Wand. Ich hatte noch einen Ruck an der linken Hacke gespürt, das war alles.
    Lieber ein Stück Schuh zerfetzt, als die Wade ab.
    Zwei lange Klingen steckten mit ihren Spitzen in der Wand. Sie zitterten noch leicht nach, so immens stark war die Kraft gewesen, die sie aus dem Gestein getrieben hatte.
    Ich besaß einfach nicht mehr die Nerven, so langsam wie bisher weiterzuklettern. Die restliche Distanz überwand ich mit hastigen Schritten, wuchtete mich über den Rand des Schachts hinweg, blieb wie ausgepumpt auf dem feuchten Waldboden liegen und atmete zunächst einmal tief durch.
    Verdammt, das war um Haaresbreite gegangen. Die Ruhepause dauerte nicht lange. Ich war innerlich einfach zu aufgeputscht. Es gab noch andere Dinge zu erledigen.
    Den Blutstein hatte ich, aber im Hintergrund lauerte, ähnlich einem gewaltigen Schatten, Will Mallmann, der Vampir, und er hatte meine Mutter. Ich dachte auch an Suko und daran, ob er den Weg ebenfalls gefunden hatte? Wenn ja, hätte er sich eigentlich zeigen müssen.
    Die Gegend um das Schloß herum kam mir leer und verlassen vor.
    Von Dennis war ebenfalls nichts zu sehen. Der nahe Wald bot ihm Verstecke genug, da kam ich nicht mit.
    Naßgeschwitzt und mit noch immer zitternden Knien machte ich mich auf den Weg.
    Ich rechnete damit, daß von Ginas Seite keine Gefahr mehr drohte.
    Ihr letzter Angriff war verpufft. Auch den Schädel hatte ich nicht mehr gesehen, mein Kreuz war für sie zu mächtig gewesen.
    Jetzt ging es eigentlich um Dennis. Wie hatte der Junge die Dinge verkraftet. Wo war er hingelaufen? Einfach nur weg, oder hatte auch er von Mallmann gewußt?
    Am Waldrand blieb ich stehen. Mit der Lampe leuchtete ich gegen das Unterholz, weil ich eine Lücke suchte.
    Es war zu dicht.
    Aber es stoppte die Akustik nicht. Entweder im Wald oder dahinter waren die Schreie aufgeklungen. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte mein Vater so gebrüllt…
    ***
    Horace F. Sinclair ballte die Hände zu Fäusten. Er starrte Suko an.
    »Orth hat uns reingelegt. Wir hätten diesem verdammten Blutsauger nicht trauen dürfen.« Wild nickte er und sah aus, als würde er Suko die Schuld geben.
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