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052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube
Autoren: Dämonenkiller
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Zigeunertreffen. Nur Hervio Masto war bei seiner Frau. Statt Hilfe zu holen, wie es vereinbart war, leistete er ihr allein bei der Entbindung Beistand. Es war eine Totgeburt, so erzählte er später, und das Kind wäre ein missgebildetes Scheusal gewesen. Er vergrub es gleich an einer geheim gehaltenen Stelle, weil er sich schämte, so etwas gezeugt zu haben. Ramona bestätigte seine Geschichte. Es gab einige Gerüchte. Einige gingen sogar so weit zu behaupten, Hervio Masto habe sein eigenes Kind aufgefressen.«
    »Niemand hat dieses Kind also je gesehen«, sagte Dorian Hunter. »Außer Ramona und Hervio. Was Ramona auch immer getan haben mag, Hervio Masto war nicht der richtige Mann für sie.«
    »Sonst hätte sie doch keiner mehr genommen. Sie war in allen Sippen als Hure verrufen.«
    »Wann verschwand zum ersten Mal ein Mensch? Wie lange von der Geburt des Kindes an gerechnet?«
    »Ein halbes Jahr später in Italien. Dann zwei oder drei Monate darauf eine Frau auf Sizilien. Wir setzten nach Tunesien über. In Algerien hatten wir zwei und in Marokko einen Fall, bei dem Menschen verschwanden. Über Gibraltar kamen wir nach Spanien.«
    »Von da an weiß ich Bescheid. Was habt ihr getan, um den Dämon zu finden und unschädlich zu machen?«
    »Frag lieber, was wir nicht getan haben. Mit Weihwasser und heiligen Messen haben wir es versucht, mit Zigeunerriten und mohammedanischen Zeremonien, mit Hexerei und Gegenzauber. Sogar ein Magier hat in Frankreich sein Glück versucht. Er verschwand spurlos, wurde ein Opfer des Monsters.«
    »So? Das wusste ich gar nicht.«
    »Wir hatten keinen Grund, es an die große Glocke zu hängen. Wir haben den Dämon zu beschwören und mit einem Pendel auszupendeln versucht. Wir haben ein Medium zu Rate gezogen und ihn mit der Wünschelrute gesucht. Alles vergebens. Meine hellseherischen Fähigkeiten vermochten ihn auch nicht zu entdecken.«
    »Ich sehe langsam klar, Zarina. Um das Bild abzurunden und mich zu informieren, möchte ich noch über den Freak Bescheid wissen – über den Nadelkopf Pancho Seguila.«
    »Dabei kann ich dir helfen, wenn er auch tot ist. Ihm wollte ich ebenso wenig genau nachspüren wie dir. Aber wenn du keine Angst hast, dann können wir noch einen Versuch wagen.«
    Ein Wagen fuhr herbei und parkte draußen. Es war der Mini Cooper, den Coco Zamis meistens benutzte. Sie stieg aus, sprach kurz mit Matteo und kam dann zum Wohnwagen der alten Zarina. Coco trug einen hellen Mantel. Er stand ihr sehr gut.
    »Bist du schon weitergekommen, Dorian?«, fragte sie. »Das Gastmahl ist fertig. Es beginnt gleich.«
    Es war Mittag geworden.
    »Wir kommen in ein paar Minuten«, antwortete Dorian. »Es ist noch etwas zu erledigen. Geh schon voraus!«
    Coco wusste inzwischen von Dorian, dass Zarinas Prophezeiung sich nicht auf ihren Sohn bezog.
    Die Alte betrachtete sie freundlich. »Du bist sehr schön, mein Kind, aber es sind gerade die Schönen, die oft mehr auszustehen haben als andere.«
    »Trotzdem finde ich es besser, attraktiv zu sein als hässlich«, sagte Coco lachend. »Dorian ist der gleichen Ansicht, was mich angeht.«
    Sie schloss die Tür des Wohnwagens von außen. Dorian sah sie über den Platz gehen. Er liebte sie, wenn ihr Verhältnis auch nicht immer ungetrübt war.
    Madame Zarina nahm einen Knopf aus der Kiste. »Der gehörte Pancho Seguila«, murmelte sie, »dem Nadelkopf.« Wieder nahm sie ihre Kristallkugel. »Pancho Seguila!«, sagte sie mehrmals.

    Pancho Seguila wurde in Sevilla als jüngster Sohn einer Dämonenfamilie geboren. Er war ein Spätling, keck und aufsässig. Wie alle aus der Seguila-Familie war er ein Vampir, doch während sein Vater, die Mutter und die Brüder finstere Geschöpfe waren, die in halb zerfallenen Gebäuden hausten und sich nur bei Nacht sehen ließen, liebte er den Prunk und das gesellschaftliche Treiben.
    Er wurde 1930 geboren. Da nicht zu viele Vampire an einem Ort sein durften, weilte er mit seinem Vater allein in Sevilla. Er entwickelte sportlichen Ehrgeiz und tat sich als Torero hervor. In den fünfziger Jahren war er der Star der Arena. Die Zeitungen waren voll von dem bleichen jungen Mann mit dem hageren, asketischen Gesicht. Es hieß, dass er die Stiere mit seinem Blick bannen konnte. Trotzdem richtete ihn einmal ein Stier übel zu. Es war ein mächtiges Tier, das eine Blesse in Form eines Kreuzes auf der Stirn hatte. Pancho Seguila überlebte Verletzungen, die er nicht hätte überleben dürfen. Es gab Gerede. Um es zu
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