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052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube
Autoren: Dämonenkiller
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mit festem Griff. »Komm mit mir«, flüsterte er ihr zu. »Mit dir habe ich etwas ganz Besonderes vor.«
    Er nahm Ramona auf die Arme und trug sie durch das tolle Durcheinander. Sie konnte kein Glied rühren, war dem Dämon hilflos ausgeliefert. Aber bei allen Angstschauern, die durch ihren Körper rasten, empfand sie auch eine satanische Lust, wie sie sie noch nie gekannt hatte.

    Dorian Hunter schlug die Augen auf. Er saß bei der alten Zarina im Wohnwagen und sah auf die Uhr. Es war keine Zeit vergangen. Trotzdem hatte er jenen Tag erlebt, an dem Ramona von dem Dämon Fayaz al Akbar, der auch der Schwarze Wesir genannt wurde, ein Kind empfangen hatte.
    Dorian hatte noch nie mit diesem Dämon zu tun gehabt, aber bei ein oder zwei Gelegenheiten von ihm gehört. Fayaz al Akbar war einer der engsten Vertrauten des früheren Fürsten der Finsternis, Asmodi, gewesen. Er stammte aus dem morgenländischen Kulturkreis.
    Nun sah Dorian klarer, was das Monster in der Amalfi-Sippe anging.
    »Du warst im Schwarzen Schloss?«, fragte die alte Zarina.
    Dorian nickte. Die Geräusche von draußen, die Umgebung des Rummelplatzes und die Rufe der spielenden Kinder kamen ihm unwirklich vor.
    »Es war ein Dämonensabbat, bei dem Ramona ihr Kind empfing«, sagte er. »Als der Dämon über sie kam, musste ich mich zurückziehen und abkapseln. Es war schlimm. Fast hätten seine Ausstrahlungen mich wahnsinnig gemacht.«
    »Ich habe es befürchtet«, sagte die Alte. Sie zeigte einen kleinen Eisendorn. »Er ist mit dem Gift von einer von Lucias Schlangen imprägniert. Wärst du wahnsinnig geworden oder vom Dämon besessen gewesen, hätte ich dich getötet. Aber es musste sein, damit wir endgültig Gewissheit haben.«
    »Wie ging es weiter? Meine letzte Erinnerung ist, dass der Dämon Ramona die Kleider vom Leib riss und sich auf sie stürzte. Ich glaube, sie war wirklich in einer furchtbaren Ekstase.«
    »Drei Tage später erst kam sie zurück«, erzählte die Alte. »Sie war am ganzen Körper zerkratzt und zerbissen und gebärdete sich wie eine Wahnsinnige oder eine Besessene. Sie stank nach Pech und Schwefel. In ihren Augen loderte die Hölle. Raffael fragte sie, wo sie gewesen sei, aber sie erwiderte ihm nur frech, dass sie es mit einem besonders tollen Kerl getrieben hätte. Raffael sperrte sie ein. Jeden Abend ging er zu ihr und fragte sie, wo sie gewesen wäre und ob sie sich besonnen hätte. In der ersten Woche benahm sich Ramona wie eine Furie. Sie spie Raffael an und hätte ihm fast die Augen ausgekratzt.« Die alte Zarina starrte vor sich hin. Es war, als erlebte sie die Zeit damals in der Türkei noch einmal. »Dann wichen der Wahnsinn oder die Besessenheit allmählich von ihr. Wir zogen weiter. Ramona vertraute Louretta an, ein reicher und angesehener Mann hätte ihr große Versprechungen gemacht und dann wie eine Hündin davongejagt. Louretta erzählte es Raffael. Ramona bestätigte ihm die Geschichte, als er sie darauf ansprach, und sie weinte ein wenig. Sie ist bildschön. Vielleicht glaubte Raffael ihr deshalb. Er ist schließlich auch nur ein Mann. Oder er wollte die Geschichte glauben, weil er den ganzen Aufruhr leid war und sich wieder Ruhe und Frieden wünschte. Ramona trat erneut als Seiltänzerin auf. Nach einiger Zeit stellte sie fest, dass sie schwanger war. Natalie riet zu einer Abtreibung. Auch Louretta hätte nichts dagegen gehabt. Aber Raffael sagte, das sei eine Sünde, und er wollte es nicht dulden.«
    Wieder schwieg die Alte eine Weile. Der einäugige Rabe Ahasver schaute Dorian starr an.
    »Dann kam Hervio Masto«, sagte Zarina. »Er stieß zu uns, nachdem wir den Bosporus überquert hatten. Ramona hatte sich bis dahin recht manierlich benommen, wie man es von ihr gar nicht gewohnt war. Dann aber erwischte Raffael sie mit einem Mann – Hervio Masto. Er brachte ihn so weit, dass er Ramona heiratete. Ramona wurde nicht groß gefragt. Sie hatte schon genug Scherereien gemacht. Ramonas Schwangerschaft wurde bei dieser Gelegenheit gleich Hervio Masto untergeschoben. Nur wenige in der Sippe wussten, wie es sich wirklich verhielt. Lucia zum Beispiel glaubt heute noch, dass Ramona von Hervio Masto ein Kind bekommen hat.«
    »Was war mit diesem Kind?«
    »Das ist eine merkwürdige Sache. Ramona wurde dicker und dicker. Selbst ihre Beine und ihr Gesicht quollen auf. Sie sah sich nicht mehr ähnlich, war scheußlich entstellt. Eines Nachts, ganz unverhofft, kam das Kind im Wohnwagen zur Welt. Wir waren alle bei einem
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