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052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube
Autoren: Dämonenkiller
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setzte sich zu Tisch. Auserlesene Köstlichkeiten wurden Ramona vorgesetzt. Die anderen Gäste aßen kaum etwas.
    »Unsere Hauptmahlzeit kommt später«, sagte der weißhaarige alte Herr im Abendanzug und mit dem Orden am Band, der an Ramonas rechter Seite saß.
    Sie aß und trank mit gutem Appetit. Der Festsaal erstrahlte im Licht von vielen hundert Kerzen. Ramona trank einen Becher Wein. Eine berauschende Essenz musste darin enthalten sein. Sie schaute in die funkelnden Augen des alten Mannes mit dem Orden. Der Orden schien plötzlich ein drittes großes, glotzendes Auge zu sein.
    Das blonde Mädchen fühlte sich auf einmal so toll und ausgelassen, dass sie am liebsten auf dem Tisch getanzt hätte. Sie hatte keine Hemmungen mehr, alles über ihr Liebesleben zum Besten zu geben; sie unterhielt damit die ganze Tafel. Die Gäste wollten alles wissen, und Ramona hatte eine Menge zu erzählen.
    Die Gäste an der Tafel amüsierten sich königlich.
    »Du lebst nur einmal, Kindchen«, sagte die Üppige zu ihrer Linken. »Solche Mädchen wie du sind uns lieb.«
    Nach dem Essen wurde getanzt. Ramona wirbelte von einem Tänzer zum anderen. Jetzt erst fiel ihr auf, dass einige Szenen des Deckengemäldes blasphemische Verhöhnungen darstellten.
    Plötzlich wurde es dunkler. Ein Beben ging durch das Schloss. Es gab einen Knall, stank nach Pech und Schwefel, und dann stand der Gastgeber in der Mitte der Tanzfläche.
    Es war ein effektvoller Auftritt. Die Gäste klatschten Beifall. Ramona sah zum ersten Mal das Gesicht des Fremden, der sie in mehreren Nächten aufgesucht hatte. Er trug einen Umhang, der außen schwarz und innen blutrot war, und hatte die Gestalt eines gut proportionierten, schlanken jungen Mannes, der offensichtlich über eine stählerne Natur und große Kräfte verfügte. Sein Gesicht war schwarz wie Ofenruß. Er hatte ein spitzes Kinn mit einem Bocksbart und eine seltsam verdrehte Nase. Seine Ohren waren spitz, das Gebiss bestand aus kreuz und quer stehenden mörderischen Zähnen. Die Augen glühten wie brennende Kohlen. Auf dem Kopf wucherte struppiges Borstenhaar, und er hatte zwei Hörner. Es stank im Saal durchdringend nach Pech und Schwefel. An einer Kette vor der Brust trug der Schreckliche einen faustgroßen Rubin, in dem es glühte und pulsierte. Zu Ramonas Erstaunen wurde aus dem Rubin plötzlich ein Maul mit Zähnen, die denen des Trägers kaum nachstanden.
    »Fayaz al Akbar!«, schrien die Gäste. »Heil dem Schwarzen Wesir.«
    Al Akbar aber verneigte sich vor Ramona Condez. »Ich begrüße dich als Königin des Festes, meine schöne und lasterhafte kleine Ramona«, sagte er mit sonorer Stimme. »Komm, lass uns den Ehrentanz des Abends anführen und dann zum Höhepunkt des Festes kommen!«
    Ramonas Wangen glühten vom Tanz und von den obszönen Komplimenten, die ihr die Männer zugeflüstert hatten. Sie stürzte einen Becher mit einem kühlen Getränk hinunter. Etwas musste beigemischt gewesen sein, denn jetzt drehte sich alles vor ihren Augen.
    Der Schwarze Wesir packte sie und begann den Tanz. Im Vorbeitanzen ergriff er einen schwarzen Turban von einem Tischchen und stülpte ihn über seine Hörner. An den Turban war ein Rubin geheftet, ebenso groß wie der an der Kette auf dem schwarzgoldenen Seidenhemd. Das Orchester produzierte eine Kakophonie schriller Misstöne.
    Plötzlich veränderte sich alles vor Ramonas Augen. Statt der Musiker des Orchesters sah sie Skelette. Sie fiedelten und bliesen auf Instrumenten aus Knochen, Katzendärmen und -sehnen. Ein misstönender Tusch gellte durch den Saal. Die Burschen und Mädchen, die Ramona schon im Schlosshof gesehen hatte, wurden wie eine Hammelherde hereingetrieben. Und mit den Gästen ging eine schreckliche Verwandlung vor sich.
    Ramona sah sich von Schreckensgestalten umringt. Der Alte mit dem Orden hatte plötzlich Haare im Gesicht; lange Reißzähne wuchsen ihm. Er sank auf alle viere nieder und heulte schaurig. Sein Gesicht wurde zu einer spitzen wölfischen Schnauze.
    Der dicken Dame wuchsen Schlangen aus dem Kopf. Als Medusa stürzte sie sich auf einen jungen Mann und begann ihn zu würgen. Andere Gäste wurden zu Leichenfressern und Vampiren. Alle möglichen Schauergestalten bevölkerten den Raum, Dämonen von schrecklichem Aussehen tobten in einer Blutorgie.
    Ramona schrie gellend auf. Ihre Schreie mischten sich mit denen der Burschen und Mädchen. Blut floss. Dämonische Monster brüllten in teuflischer Lust.
    Der Schwarze Wesir packte Ramona
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