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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra unversehens auf die Schulter und riß ihn aus seiner Konzentration. Er fuhr herum - und stand Großonkel Isenbart gegenüber.
    Der war nicht mehr unterarmlang, sondern ein ausgewachsenes Mannsbild, auf dem Kopf die eigenartige Mütze. Stechende Augen musterten Zamorra, der mit dem Dhyarra-Kristall die matte Helligkeit wieder etwas verstärkte. Isenbart schüttelte den Kopf und deutete auf den Dhyarra.
    »Das solltest du hier nicht tun. Du könntest mir damit eine ganze Menge kaputtmachen. Kannst du dir vorstellen, daß auch andere Leute Pläne haben - Sklave?«
    Zamorras Augen wurden schmal. Er hob eine Hand und spreizte nacheinander die Finger.
    »Erstens: Wenn du mich noch einmal als Sklaven bezeichnest, sorge ich dafür, daß du materiell stabil und schmerzempfindlich wirst und prügle dich windelweich. Vielleicht ist das die Sprache, die du und deinesgleichen verstehen, wild und verrückt, wie ihr euch aufführt. Zweitens: Wie bist du hier hereingekommen? Drittens: Wessen ›Großonkel‹ bist du eigentlich? Viertens: Was für ein Plan? Fünftens…«
    »Nun gib endlich Ruhe«, knurrte Großonkel Isenbart. »Ich glaube nicht, daß es für die Weltgeschichte von Belang ist, wenn du erfährst, wessen Großonkel ich bin. Außerdem weiß ich das selbst nicht. Der Gavvroval hat mir diesen Namen gegeben. Außerdem bin ich nicht hier, um deine dummen Fragen zu beantworten, sondern um dich an dem größten Unsinn aller Zeiten zu hindern. Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn du mit deinem Sternenstein diesen Tempel auseinandersprengst?«
    Sternenstein, dachte Zamorra. Er kennt sich also mit Dhyarras aus. Das brachte ihn auf einen anderen Gedanken: Isenbart und Eysenbeiß! War diese Ähnlichkeit der Namen Zufall? Immerhin war Magnus Friedensreich Eysenbeiß derzeit der Beherrscher der DYNASTIE DER EWIGEN, und deren Hauptwaffen und -Werkzeuge waren eben Dhyarra-Kristalle…
    »Schön, daß ich so ganz nebenbei erfahre, mich in einem Tempel zu befinden. Wie soll ich mir etwas vorstellen können, wenn mir niemand Antworten auf meine Fragen gibt?« fuhr er Isenbart an.
    Der legte den Kopf schräg. »Du siehst doch so aus, als wärst du ein kluges Kerlchen. Wortgewaltig bist du jedenfalls. Warum gibst du dir dann die Antworten nicht selbst?«
    Er ging zur Steinwand hinüber, drehte sich um und wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Zamorra. »Weißt du, warum eure Saurier vor fünfundsechzig Millionen Jahren ausgestorben sind? - Die haben einen Blick in die Zukunft geworfen, die Entstehung der Menschheit gesehen und wollten das Elend nicht mehr miterleben. Ich gebe dir einen Tip, wie man hier rein und raus kommt. So.«
    Sprach’s und schritt einfach durch die Wand hindurch nach draußen.
    Verblüfft sah Zamorra ihm nach. Dann erinnerte er sich daran, daß das seltsame Vehikel des Suchenden durch die feste Wand hindurch ins Château Montagne hinein gerast war. Natürlich war es danach verschwunden gewesen, um erst später als Flugschlitten wieder aufzutauchen. Aber das war im Château gewesen. Dies hier war vermutlich eine andere Welt, und andere Welten hatten zuweilen die fatale Eigenschaft, mit anderen Naturgesetzen aufzuwarten. Woher sollte Zamorra wissen, was jenseits der Wand auf ihn wartete, wenn er überhaupt in der Lage war, sie zu durchschreiten? Wo dieser seltsame »Großonkel« existieren konnte, mußten nicht zwangsläufig auch für Menschen geeignete Lebensbedingungen existieren.
    Immerhin nahm Zamorra die Warnung ernst. So flapsig und verrückt dieses seltsame Wesen sich auch verhielt, es mußte mit seinem Auftritt etwas bezweckt haben, da er ausgerechnet in dem Augenblick erfolgt war, in dem Zamorra den Dhyarra-Kristall einsetzen wollte. Du könntest mir damit eine ganze Menge kaputtmachen, hatte er gesagt, und: Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn du diesen Tempel auseinandersprengst?
    Zamorra hatte nicht vor, etwas zu sprengen. Er hatte nur versuchen wollen, Wirklichkeit von Illusion zu trennen und für sich einen Ausgang aus diesem endlosen gemauerten Schacht zu schaffen. Warum befürchtete Isenbart, daß daraus eine Sprengung resultieren würde?
    Verhielt sich die Dhyarra-Energie etwa konträr zu der Magie, die hier wirkte?
    In diesem Fall konnte es wirklich fatal werden. Zamorra kannte das von seinem Amulett her. Es gab Energien, die sich nicht miteinander vertrugen; wenn er die Kräfte des Amuletts mit dem Dhyarra-Kristall verstärken wollte, mußte er beide Instrumente erst in
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