Flora Segundas magische Missgeschicke

Crackpot Hall: Das Heim der Fyrdraaca-Familie
    E ine Rede von Flora Nemain Fyrdraaca ov Fyrdraaca zur Feier ihres vierzehnten Geburtstags.

    Verflixt und zugenäht! Ich muss meine Catorcena-Rede schreiben, mit der ich eigentlich die Pracht meines Hauses lobpreisen soll, den Ruhm meiner Familie und die Herrlichkeit meiner Zukunft. Aber mir fällt einfach nichts ein, denn Crackpot Hall ist nicht prächtig und die Familie Fyrdraaca ist auch nicht mehr besonders ruhmreich. Was meine Zukunft betrifft: Die wird alles andere als fantastisch sein. Und ich soll in meiner Rede doch die Wahrheit sagen.
    Also schön, hier ist ein Teil der Wahrheit.

    Fangen wir mit der Pracht meines Hauses an. Es gibt vier große Häuser in Califa, und jedes von ihnen hat einen magischen Butler; jedes außer Crackpot Hall. In Saeta House wird einem der Hut von Furfurs schwebenden Händen abgenommen. In der Sanctuary School gleitet Erzengel Bob durch die Korridore, wobei seine roten Flügel wie zwei Bettlaken hinter ihm herflattern. Kein Staubflöckchen und nicht der kleinste Schmutzfleck entgehen seinen Augen. Bilskinir House ist geschlossen, seit die Hađraađa-Familie vor Jahren ausstarb, aber man sagt, dass Paimon immer noch da ist und auf eine Familie wartet, die nie wieder heimkommen wird.
    Und dann ist da noch unser Haus, Crackpot Hall.
    In Crackpot Hall nehme ich die Hüte entgegen und versuche – meist erfolglos – die Staubflocken wegzuwischen, und ich sorge dafür, dass am Abend die Lampen angezündet werden. Kein Butler, nur ich, Flora Nemain Fyrdraaca ov Fyrdraaca, die Letzte der Fyrdraaca-Linie, die von früh bis spät mit Arbeiten geknechtet wird, die eigentlich Aufgabe unseres Butlers wären. Aber dank der Generalin – meiner Mutter – haben wir keinen Butler mehr.
    Man nennt meine Mutter nicht umsonst den »Fels von Califa«. Die Generalin mag unberechenbare Möbel und launische Zimmer ebenso wenig, wie sie unberechenbare Kleidung oder launische Menschen mag. Sie bevorzugt Dinge, die sich nicht verändern, und ein Haus, das seinen eigenen Willen hat, verändert sich ziemlich oft. Außerdem hasst sie Magie; sie sagt, das seien nur Tricks und Betrügereien, ein bequemer Weg, schwierige Dinge zu erledigen. Bei meiner
Mutter dreht sich alles um die schwierigen Dinge. Also hat sie unseren Butler verbannt, und jetzt ist Crackpot Hall still und friedlich.
    Still und friedlich und verfallen.
    Ayah , diese Stille ist zwar gut für Mamas Seelenfrieden, aber für uns andere ist es eine Tortur. Wenn es regnet, strömt Wasser durch die Fenster und sammelt sich in Pfützen auf dem Boden. Die riesigen, reich verzierten Eingangstore von Crackpot sind viel zu schwer, als dass wir sie öffnen könnten, also müssen wir den Lieferanteneingang benutzen, wie Dienstboten, und unser Garten ist nur noch ein zugewucherter Dschungel. Ein Großteil des Hauses ist überhaupt nicht begehbar: Türen lassen sich nicht öffnen, Treppen enden nach der ersten Stufe, Korridore führen in nachtschwarze Dunkelheit. Es gibt elftausend Zimmer in Crackpot Hall, und meine Familie bewohnt nur eine Handvoll davon. Die einzige Toilette, die wir benutzen können, läuft ständig über, und dann müssen wir hinaus aufs Plumpsklo gehen, wo es dunkel und kalt ist und man sich an dem Holzsitz Splitter einzieht.
    Unser Butler wurde verbannt, bevor ich geboren wurde, also kann ich mich an die glanzvolle Zeit von Crackpot Hall nicht mehr erinnern, wohl aber meine Schwester Idden. Sie erzählte mir, dass das Licht anging, sobald man ein Zimmer betrat, und immer ein Feuer im Kamin prasselte, das einen willkommen hieß. Wenn man nach einem Handtuch griff, war es sauber und weich und duftete nach Sonne und Zitrone. Köstliche Speisen standen auf dem Tisch, wenn man es wollte, und schmutziges Geschirr verschwand
wie von Geisterhand. Die Zimmer bewegten sich mit den eigenen Wünschen, man musste nie weit laufen, um zur Toilette zu kommen, und Dutzende von Badezimmern standen zur Auswahl. All das ist Vergangenheit. Das ist die Wahrheit über Crackpot Hall.
    Nun zur Wahrheit über meine ruhmreiche Familie. Von außen betrachtet, wirken die Fyrdraacas vermutlich immer noch ziemlich beeindruckend – jedenfalls einige Fyrdraacas. Früher gab es viel mehr von uns, aber unsere Familie ist zusammengeschrumpft, genauso wie das Haus. Jetzt sind wir nur noch zu viert.
    Mama, Generalin Juliet Buchanan Fyrdraaca ov Fyrdraaca, ist Oberbefehlshaberin der Armee des Warlord. Sie hat geholfen, den