Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Schädel auf uns wartet?« stieß Nicole hervor. »Sind die anderen auch so wie ich hier aufgetaucht? Hast du sie auch hineingeschickt, wie du es bei Monsieur Bois und mir versucht hast?« fuhr sie die Hoffende an.
    Das Mädchen mit dem braunen, langen Haar zuckte zusammen. »Ja«, kam es leise über die blutleer gewordenen Lippen.
    »Warum?« schrie Nicole.
    Die Braunhaarige wand sich wie unter körperlichen Schmerzen. Unterdessen kamen die Zombies immer näher.
    »Warum?« wiederholte Nicole.
    Die Hoffende versuchte sichtlich, etwas zu sagen, brachte es aber nicht fertig. Sie sank unter krampfhaften Zuckungen in die Knie.
    »Töte sie«, stieß sie schließlich anstelle einer Antwort hervor. »Vernichte sie! Du kannst es doch mit deiner Silberscheibe!«
    Raffael hob beschwörend beide Hände. »Mademoiselle Nicole, wenn es Ihnen möglich ist… die haben sicher nichts Gutes mit uns vor! Aber…«
    Das »aber« war das Dilemma, aus dem Nicole keinen Ausweg fand. Pascal! Solange sie nicht hundertprozentig wußte, ob es nicht eine Möglichkeit gab, ihn zu retten, konnte sie doch nicht blindwütig zuschlagen. Sie faßte nach der Schulter der Brünetten. »Was geschieht mit diesen Menschen? Gibt es eine Möglichkeit, sie…«
    »… zu retten? Sie sind Verlorene. Sie waren die Falschen. Nun werden sie immer stärker…«
    Sie stöhnte auf.
    Im nächsten Moment waren die Zombies heran.
    Nicole wagte auch nicht, die anderen anzugreifen. Sie machte sich inzwischen sogar Vorwürfe, vorhin die anderen vier mit dem Amulett zerstört zu haben. Dabei klammerte sie sich an eine Hoffnung, die vielleicht gar keine war. Einen Zombie wieder zum Menschen zu machen, war noch nie gelungen. Warum sollte es ausgerechnet hier anders sein? Nur, weil einer von ihnen Pascal Lafitte war?
    Weil dies eine andere Welt mit anderen Gesetzmäßigkeiten ist.
    Hatte das Amulett es »gesagt«? Oder war es ihre eigene Überlegung gewesen? Sie vermochte es nicht mehr zu trennen. Sie wußte nur, daß sie sich und Raffael mit ihrem Zögern auf Gedeih und Verderb den Zombies ausgeliefert hatte.
    Sie griffen zu.
    Mit Raffael hatten sie leichtes Spiel; der alte Mann war leicht zu überwältigen. Er wehrte sich kaum, beschränkte sich vorwiegend auf lautstarke Proteste. Er besaß auch nicht die Körperkraft und Reaktionsschnelligkeit, um sich freizukämpfen.
    Nicole gelang es immerhin, sich die Zombies vom Leib zu halten. Aber die Seelenlosen mit den toten, starren Augen ließen nicht locker. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sie Nicole überwältigten. Nicoles Kraft ließ in der glühenden Hitze rasch nach; die Zombies würden bis zum Zusammenbruch kämpfen.
    Der Gavvroval, der den Mini-Bärtigen erwischt und in einem Stück verschluckt hatte, kreiste in der Luft über dem Kampfplatz. Weder er noch die Hoffende griffen ein.
    ***
    Alles zerstören? fragte das Teilbewußtsein, das einmal den Namen André getragen hatte. Gibt es keinen anderen Weg?
    Es gibt keinen. Der Verbündete der Destruktivität ist zu stark. Wir haben verloren. Was wir nicht gewinnen können, soll auch die andere Seite nicht erhalten. Wir zerstören alles.
    Aber wir sind gerade erst eingetroffen. Wir kennen noch nichts von dieser Welt, wandte André ein. Es ist noch zu früh, alles auszulöschen - uns miteingenommen. Du sprichst von dir selbst. Du scheinst dich noch nicht vollständig angeglichen zu haben. Du bist destruktiv.
    André wehrte sich gegen diese Behauptung. Ich meine uns alle, die wir neu hinzugekommen sind! Und wir sind nicht destruktiv!
    Er bekam unerwartete Unterstützung. Auch wir sind gegen eine Zerstörung. Es muß eine Lösung geben, meldete sich Pascal und Mostache zu Wort.
    Ihr habt euch nicht angeglichen. Ihr seid immer noch Individuen, die nur für sich denken und nicht im Gleichklang mit uns allen sind. Das Kollektiv der verlorenen Seelen rückte näher zusammen, aber drei von ihnen standen abseits. Auf sie konzentrierte sich jetzt die Masse.
    Gleicht euch an. Oder wir müssen euch zerstören. Ihr seid zu individuell, also destruktiv. Ihr schadet der Gemeinschaft.
    Hätte André noch seinen Körper besessen, er hätte jetzt spöttisch gelacht. So aber konnte er nur einen entsprechenden gedanklichen Impuls von sich geben, der leicht zu durchschauen war; sein Lachen war unecht. Was macht es für einen Unterschied, ob ihr zuerst uns vernichtet und dann euch und diese Welt, oder ob wir es alle gemeinsam tun? Vernichtet werden wir so oder so.
    Das ist Verrat! flammte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher