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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Informationen, die sie benötigte, um etwas zu unternehmen.
    Sie hoffte, daß sie mit ihrer Kapitulation nicht alle Chancen verspielt hatte. Aber - bewußtlos geschlagen, hätte sie erst recht nichts mehr unternehmen können. Sie wechselte einen Blick mit Raffael, der neben ihr vorwärts gestoßen wurde. Der alte Mann lächelte fatalistisch.
    »Nichts ist so schlimm, daß es nicht schlimmer hätte sein können«, philosophierte er. Hoffentlich kam es nicht tatsächlich noch schlimmer…
    Das dunkle Schädeltor nahm sie auf.
    ***
    Ein Zittern ging durch das mächtige Gebilde. Das schwache Leuchten in den Augenhöhlen verlosch. Nach einem weiteren Ruck begann der Schädel zu sinken. Er zog sich in den Wüstenboden zurück, aus dem er aufgestiegen war.
    Der Gavvroval landete wieder auf der Hand des Mädchens. »Zu spät«, krächzte er. »Sie haben wieder einmal eine Runde dieses tödlichen Spiels gewonnen. Dabei war ich überzeugt, daß ich den richtigen gefunden hätte. Aber nun müssen wir wieder auf die nächste Periode warten.« Er ließ die lederhäutigen Flügel hängen.
    »Das seltsame Zittern gefällt mir nicht«, sagte das Mädchen. »So war es noch nie, wenn der Tempel sich zurückzog.«
    »Zittern? Hab’ ich nicht gesehen«, fuhr der Gavvroval überrascht auf. »Bist du sicher?«
    »Absolut.« Sie schritt langsam auf den Schädel zu. Sie würde das Tor noch erreichen, ehe der Boden es verschluckte, und in den Schädeltempel zurückkehren können. Sie mußte es; es war ein Zwang, gegen den es keine Auflehnung gab.
    »Sie wollen zerstören!« schrie der Gavvroval nervös. »Das zittern bedeutet, daß sie die Zerstörung eingeleitet haben! Sie sehen ihre Sache als verloren an! Schnell, wir müssen es verhindern!«
    »Wie denn?« fragte die Hoffende hoffnungslos. »Nur der Richtige könnte es. Aber du hast ihn nicht mitgebracht.«
    »Ja, wirf’s mir nur immer wieder vor«, fauchte der Gavvroval. »Beeil dich! Oder ich erledige es ohne dich!«
    »Dazu besitzt du doch nicht genug Kraft«, sagte die Braunhaarige mutlos. Aber sie ging jetzt schneller. Abermals zitterte der allmählich versinkende Schädel. Jetzt erkannte es auch die Flugechse. »Dann gib sie mir!« schrie der Gavvroval. »Gib mir die Kraft!«
    »Du kannst die Vernichtung ja doch nicht mehr verhindern«, sagte das Mädchen, aber der Gavvroval nahm einen gewaltigen Strom kosmischer Energie auf, die von dem Mädchen auf ihn überging.
    Er schnellte sich von der ausgestreckten Hand und raste durch das schwarze Tor.
    ***
    Die Gemeinschaft erkannte, daß sie nur Erfolg haben konnte, wenn sie sich auf eine bestimmte Sache konzentrierte. Es war sinnlos, den Individuellen André vernichten zu wollen, wenn die Vernichtung des gesamten Weltkomplexes wichtiger war. Damit würde André auch nicht weiterexistieren können, ebensowenig wie die beiden anderen Neuzugänge Pascal und Mostache oder gar jene rebellische Jeanette, die sich ihrem Zugriff einfach entzogen hatte.
    Das Seelenkollektiv kümmerte sich nicht mehr um jene, die sich noch nicht völlig angeglichen hatten. Es ignorierte sie einfach.
    Was nicht erobert werden kann, muß zerstört werden, damit das Destruktive es nicht für sich gewinnen kann. Wenn nicht wir, dann soll niemand diese Welt bekommen.
    Die Zerstörungsimpulse breiteten sich aus. Trotz der Nähe des Destruktiven, dessen innere Kraft von einer Zeiteinheit zur anderen stärker zu spüren war. Er näherte sich der Erkenntnis. Verrat war im Spiel.
    ***
    Kurz bevor Zamorra und Jeanette/Isenbart das Ende des Korridors erreichten, spürte der Parapsychologe ein heftiges Zittern des Bodens unter seinen Füßen. Unwillkürlich blieb er stehen. »Was ist das?« fragte er mißtrauisch.
    »Der Zerstörungsprozeß ist eingeleitet«, stieß Jeanette/Isenbart erschrocken hervor. »Das bedeutet…«
    »Was?« fragte Zamorra. Er bekam den »Großonkel« bei der Schulter zu fassen und schüttelte ihn. »Was bedeutet es?«
    »Die ganze Welt wird vernichtet werden«, murmelte Jeanette. »Die alte Prophezeiung erfüllt sich. Aber der Wächter hat doch versprochen…«
    »Welcher Wächter?« hakte Zamorra nach, als sie abermals verstummte. »Nun reden Sie schon, Jeanette. Was wissen Sie? Haben Sie Zugriff auf die Erinnerungen Isenbarts?«
    Das seltsame Geschöpf nickte.
    »Wer ist der Wächter?« drängte Zamorra.
    »Der Wächter der Schicksalswaage«, flüsterte Jeanette/Isenbart. »Glaube ich wenigstens. Der Sucher… ein Gleichgewicht sollte geschaffen
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