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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dhyarra-Kristalls, konnte die Decke dieses finsteren Raumes aber trotzdem noch nicht sehen. Es schien sich um einen Schacht zu handeln, der schier in die Unendlichkeit führte. Immerhin hatte diese unglaubliche Höhe auch einen Vorteil: trotz fehlender Fensteröffnung konnte der Sauerstoff nicht so schnell knapp werden. Das Raumvolumen reichte allemal für Tage aus.
    Aber was dann?
    Vielleicht war dieses Verlies aber auch nur eine Illusion, so wie die anderen Effekte…?
    Entschlossen versuchte Zamorra, seine Umgebung zu »entzaubern«.
    ***
    Unwillkürlich zuckte Nicole zurück und sah sich um. Aber der bärtige Hüne war nirgends zu sehen. Der Gavvroval war während des »Landeanflugs« auf Rabengröße geschrumpft. Auf der offenen Handfläche des Mädchens sitzend, flatterte und kreischte er jetzt wild.
    »Du bist also wieder nicht fündig geworden«, sagte die Brünette traurig.
    »Ha!« kreischte der Gavvroval. »Du irrst! Ich habe gefunden! Die lange Suche ist beendet. Du brauchst mich nicht noch einmal in diese regenkalte Welt zu schicken mit ihrer Luft, die man nicht richtig atmen kann, weil sie stinkt und ätzt!«
    »Der kann ja sprechen!« entfuhr es Nicole überrascht.
    Der Kopf des Gavvrovals zuckte in ihre Richtung. »Ist das so etwas Besonderes, eh? Schließlich kannst du es ja auch! Aber kannst du denken - Sklavin?« Ein brüllendes Gelächter folgte, wie es der Sucher nicht besser hinbekommen hätte. Fehlt nur noch, daß dieser Gavvroval jetzt auch noch zu zaubern anfängt und mir die Kleidung klaut wie sein bärtiger Herr …
    »Eine großartige Idee«, keckerte der Gavvroval. »So würdest du auch mit den hiesigen Temperaturen besser zurechtkommen. He, du kannst ja tatsächlich denken!«
    »Und ich kann dir den Hals umdrehen und dich rupfen und in die Suppe tun, wenn du es wagst«, drohte Nicole.
    »Schauderhaft!« kreischte der Gavvroval. »Barbarisch! Das ist mal wieder typisch für diese Menschen. Daß sie ihre Welt restlos ruinieren, versuchen sie mit unglaublicher Frechheit auszugleichen. Brrr!« Er wandte sich wieder der Hoffenden zu. »Und ob ich gefunden habe! Da!«
    Er riß den Schnabel weit auf, rülpste mit einer Urgewalt, die dem geschrumpften Flugdrachenvogelkörper kaum zuzutrauen war - und klappte den Schnabel wieder zu. »Äh, Mist. Das war falsch«, krächzte er.
    Beim nächsten Schnabelaufreißen spie er den Bärtigen aus. Der war gerade mal so groß wie eine Barbie-Puppe und stürzte zu Boden; die zugreifende Hand des Mädchens war zu langsam. Der Mini-Sucher landete federnd im Sand und drohte dem Gavvroval mit der Faust. »Bestie! Mach das nicht noch einmal, sonst…«
    »Ach, halt die Klappe!« schnatterte ihm der Gavvroval in die Parade. »Wenn du mir drohst, werfe ich dich Großonkel Isenbart zum Fraß vor! Äh«, wandte er sich wieder an die Hoffende, »das war auch falsch. Aber jetzt kommt’s.«
    Er würgte angestrengt, piepste und japste schrill - und spie Raffael Bois aus.
    »Das ist er«, verküñdete er dann heiter und mit wildem Flügelschlag. »Der Retter dieser Welt!«
    ***
    Von einem Moment zum anderen hörte der Druck auf Jeanette Brancard auf. Die unheimliche, kollektive Kraft, die bestrebt war, ihren Geist aufzulösen und auszulöschen, zog sich zurück. Aber es hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre als Nichts im Nichts verweht…
    Sie nahm ihre Umgebung nur noch verschwommen wahr und hatte Mühe, in der Reihe der Seelenlosen ihren eigenen Körper noch zu entdecken. Auch diesmal gelang es ihr nicht, ihn zu erreichen und wieder eins mit ihm zu werden. Ihr blieb vorerst nur die Flucht. Was auch immer die anderen dazu bewogen hatte, von ihr abzulassen - sie durfte nicht damit rechnen, daß man sie fortan in Ruhe lassen würde. Die Absicht, sie zu vernichten, weil sie sich nicht anpassen wollte, war zu stark formuliert gewesen. Vermutlich gab es im Moment nur eine Störung, eine vorübergehende Ablenkung, und sobald die anderen mit jenem Problem fertig waren, würden sie sich wieder Jeanette zuwenden…
    Aber sie wollte überleben.
    Was auch immer es darstellte, wohin sie geraten war: sie wollte nicht hier enden. Sie wollte wieder in ihren Körper zurück und mit ihrem Körper nach Hause, zurück in ihre eigene, vertraute Welt.
    Irgendwie mußte sie sich den Zugriffsmöglichkeiten der anderen entziehen. Ihr körperloser Geist irrte durch den großen Raum, fand schließlich eine Öffnung und schlüpfte hindurch.
    Und in einen fremden Körper…
    ***
    Jemand tippte
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