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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside
Autoren: Jo Zybell
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kletterten.
    Er wartete, bis sie an ihm vorbei geschlichen waren. Im Streulicht der Fenster konnte er ihre Pumpguns erkennen.
    Dem ersten schlug er den Gewehrkolben mit voller Wucht auf den Hinterkopf, dem zweiten rammte er den Lauf erst in den Bauch, dann gegen die Schläfe. Er nahm den Bewusstlosen die Waffen ab und stieg auf die Terrasse. Noch auf der Stiege lauschte er einen Augenblick. Im Haus weinte jemand leise. Von fern näherten sich wieder die allgegenwärtigen Sirenen. Der Schusslärm auf der anderen Seite des Hauses war verstummt. »Komm rein und hol sie dir!«, rief eine Männerstimme.
    Simon spähte durch ein Fenster. Eins der Mädchen lag gefesselt und geknebelt auf einer Matratze. Es rührte sich nicht, starrte nur aus entsetzten Augen an die Decke. Kathleen kniete mit zerrissenen Kleidern in der Mitte des Raumes, sodass sie zur offenen Tür blicken musste. Hinter ihr, mit dem Rücken zum Fenster, stand ein bulliger Junge, kahlköpfig, an Nacken und Oberarmen tätowiert, eine Lederweste auf dem nackten Oberkörper. Mit der Linken hielt er Kathleen den Mund zu, mit der Rechten presste er ihr einen Revolver gegen die Schläfe.
    Rechts und links der Tür drückten sich vier Burschen in Motorradkluft gegen die Wand. Sie lauschten nach draußen.
    In ihren erhobenen Fäusten hielten sie Totschläger und Elektroschocker. Keiner von ihnen schien eine Schusswaffe zu haben. Simon erkannte seine Chance.
    »Los, komm und hol dir die Schlampen!«, tönte es von der anderen Seite des Hauses. Simon erkannte die Stimme des Ziegenbärtigen namens Ricky. Er ging in die Knie, legte Petes Gewehr und eine der Pumpguns ab. Wieder aufgerichtet, zielte er mit der zweiten Pumpgun auf den Rücken des Tätowierten, schräg nach unten, um Kathleen möglichst wenig zu gefährden. Der Schuss zerfetzte die Scheibe und traf das Steißbein des jungen Burschen. Er schrie auf und fiel zur Seite. Die Waffe ließ er nicht los, sondern richtete sie auf das Fenster. So traf ihn Simons zweiter Schuss in die Brust.
    Kathleen schrie laut.
    »Flach auf den Boden, Mädchen!« Simon nahm die Kerle an der Wand ins Visier. Doch er brauchte nicht noch einmal abzudrücken.
    Die Kerle gaben Fersengeld und verschwanden durch die Tür. Vor dem Haus krachten Schüsse. Sekunden später war alles still.
    ***
    Muniport, November 2517
    »Gott ließ einen Stern auf die Erde fallen«, sagte der Alte mit dem Kruzifix. »Und eine große Flut zerstörte die Sündenstädte der Alten.«
    Sie hockten im Mittelteil der ehemaligen Boing: Gracia Jurupa, Zchonni, Aruula und der Priester. Papz Zsatar und seine Adjutantin waren längst in die Wagenburg zurückgekehrt, doch Zchonni schien so eine Art Forschergeist unter den Echsen zu sein. Aufmerksam lauschte er den Erzählungen des Priesters.
    »Nein.« Aruula schüttelte energisch den Kopf. Ihre Mähne wirbelte. »Nicht Wudan hat Kristofluu auf die Erde geworfen ! Hört mir zu…«
    Ihr Eifer und ihr Widerspruchsgeist amüsierten Matt. Aufmerksam beobachtete er die Kriegerin und ihre Gesprächspartner. Eine Öllampe flackerte auf dem Tisch, um den sie saßen. Die Wasserflasche kreiste. Schnarchen erfüllte das zu einem Gemeinschaftshaus umgebaute Flugzeugwrack. Es roch nach Fußschweiß, ranzigem Fett und verbranntem Öl.
    »Orguudoo, der Herrscher der finsteren Tiefen schleuderte den Todesstern auf die Städte der Alten. So berichten es ungezählte Überlieferung aus Euree…«
    »Und wer hat es Orguudoo gestattet, das zu tun?«, unterbrach sie der Greis. »Wer, frage ich! ? Gott selbst, den du Wudan nennst, hat es dem Satan gestattet! Nichts geschieht ohne seinen Willen. Um Gericht zu halten über die Frevel der Alten, ließ er Orguudoo freie Hand…« Der Zeigefinger seiner Rechten durchschnitt die Luft. Er lief rot an vor Eifer.
    »Und als Gott den Fluten gebot, sich zurückzuziehen, da stiegen unsere Mütter und Väter von den Bergen herab und begannen wieder zu säen und zu ernten, zu bauen und Kinder zu zeugen…« Sein Statement uferte in eine wortreiche Predigt aus.
    Matt verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Die Theologie schien sich in diesen Zeiten neuer Bilder und Mythen zu bedienen - große Fortschritte hatte sie aber offensichtlich nicht gemacht. Wenn er den Versammelten erzählt hätte,, dass der »Todesstern« nichts weiter gewesen war als ein kosmischer Wanderer auf einem zufälligen Kollisionskurs mit der Erde, hätten sie ihn vermutlich als Ketzer verschrien.
    Er lächelte müde. Seine Gedanken
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