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1735 - Haus der Verfluchten

1735 - Haus der Verfluchten

Titel: 1735 - Haus der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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Die Frau sah keine menschliche Gestalt, die etwas gegen die Scheibe geworfen hätte. Es war wirklich ein Klopfen gewesen.
    Sie konzentrierte sich, atmete dabei schneller als sonst und schien in ihrem Sessel zu kleben. Das Herz in ihrer Brust pumpte, in ihrer Kehle war es trocken geworden. Den Geschmack im Mund konnte sie ebenfalls vergessen.
    All dies waren die Begleitumstände einer Angst, die sie erfasst hatte. Fiona Ross hatte gedacht, einen ruhigen Abend zu verbringen, endlich mal wieder. Seit einigen Tagen – oder waren es schon Wochen? – lebte sie allein. Ihr Mann hatte sie verlassen, und sie war nicht in der Lage gewesen, diese Tatsache zu kompensieren, nun spürte sie den Druck besonders intensiv.
    Was tun?
    Sie hatte keine Ahnung. Alles, was ihr durch den Kopf schoss, konnte verkehrt sein. Aber sie wollte auch nicht nur im Sessel hocken und abwarten. Dass hier gegen die Scheibe geklopft worden war, das hatte sie sich nicht eingebildet.
    Das Fenster war weit nach unten gezogen, sodass die Fläche recht groß war.
    Und wieder klopfte es.
    Diesmal sogar härter, und das Geräusch sorgte dafür, dass die Frau noch stärker zusammenzuckte. Vor dem Klopfen hatte sie für einen Moment auf den Boden geschaut. Jetzt riss sie ihren Blick in die Höhe, starrte auf die Scheibe – und saugte die Luft scharf ein.
    Dort stand jemand.
    Und sie sah auch, wer es war.
    Gary, ihr Mann!
    ***
    Fiona Ross stand nicht auf, um zum Fenster zu laufen. Sie war einfach nicht fähig, so zu handeln, sie musste zunächst mit diesem Anblick fertig werden.
    Gerechnet hatte sie damit nicht. Ihr Mann war seit einiger Zeit verschwunden. Er hatte sie verlassen, ohne einen Abschiedsgruß. Sie und ihr Sohn Benny waren allein zurückgeblieben.
    Nach zwei Tagen hatte Fiona Ross eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Gebracht hatte sie nichts. Gary war und blieb verschwunden. Er meldete sich auch nicht durch einen Telefonanruf. Und so hatte sich Fiona mit dem Gedanken abgefunden, verlassen worden zu sein, weil Gary es zu Hause nicht mehr ausgehalten hatte.
    Es gab auch noch eine zweite Möglichkeit, mit der sie sich beschäftigt hatte. Gary konnte nicht mehr zurückkommen, weil er nicht mehr lebte. Irgendjemand hatte ihn umgebracht. Vielleicht war er auch verunglückt, genau darüber hatte Fiona intensiver nachgedacht, und dieses Thema hatte auch zu diesen Schlafstörungen geführt.
    Und jetzt war er da. Gary war zwar nicht deutlich zu sehen, sie erkannte ihn einzig und allein am Umriss seiner Gestalt. Seine kantigen Schultern fielen auf.
    Eigentlich hätte sie aufstehen und hinrennen müssen, was sie nicht tat. Zunächst nicht. So blieb sie in ihrem Sessel sitzen und wartete ab.
    Gary Ross tat nichts. Er bewegte sich nicht, er hämmerte auch nicht mehr gegen die Scheibe. Er stand einfach nur da und glotzte ins Innere des Zimmers. Jetzt schob er sein Gesicht näher an die Scheibe heran und war deshalb deutlicher zu sehen. Das lag an seiner Blässe, die ihr sofort auffiel.
    Fiona Ross wusste nicht, was sie tun sollte. Zu überraschend war ihr Mann wieder aufgetaucht. Eigentlich hätte sie jubeln müssen, nun kam er ihr vor wie ein Fremder, und sie hockte weiterhin im Sessel und tat nichts.
    Sie rannte nicht zur Tür, um Gary zu öffnen. Sie trat auch nicht ans Fenster, stattdessen blieb sie starr im Sessel hocken, ohne was zu tun.
    Und dann tat sich doch etwas. Nicht bei Fiona. Dafür bei ihrem Mann. Zuerst zuckte sein Körper nur, dann ging er einen Schritt nach vorn auf die Scheibe zu. Dabei geriet er ins Stolpern. Er fiel nach vorn, fand keinen Halt mehr und prallte gegen das Glas. Er wollte sich noch abstützen, zu spät, es war nicht zu schaffen, und so drückte er sein Gesicht gegen die Scheibe, das auf Fiona wie ein teigiger Fleck wirkte.
    Es war die Bewegung ihres Mannes, die sie aus ihrer Erstarrung riss. Plötzlich war ihr klar, dass sie helfen musste, und sie raffte sich auf. Es war kein normales Aufstehen. Sie kam nur schwerfällig auf die Beine, aber sie schaffte es und behielt dabei das Fenster im Blick.
    Ihre Knie zitterten, als sie sich der Scheibe näherte. Eigentlich hätte sie sich über die Rückkehr ihres Mannes freuen müssen. Das war bei ihr leider nicht der Fall. Sie fürchtete sich sogar.
    Gary hatte sich jetzt abgestützt, sodass sein Gesicht nicht mehr die Scheibe berührte. Seine Augen waren weit geöffnet. Er hielt auch den Mund nicht geschlossen, und sie sah, dass seine Wangen zuckten.
    Es war ihr Mann, daran gab es
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