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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside
Autoren: Jo Zybell
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stakkatoartige Zisch- und Kacklaute aus. »Was ist geschehen?«, fragte Matt.
    »Angriff von Schwarzmänteln und Schwarzkapuzen.« Der Echsenpatriarch wiegte seinen gelbschuppigen Schädel. »Sieben Stahlschwinger. Unglück und Gefährlichkeit.«
    Seine rechte Klaue wies zum Gelegewagen.
    Etwa zwölf Echsenmänner umgaben ihn mit aufgepflanzten Doppelklingen. Hinter ihnen drängten sich die Jungen der Drakullen aneinander. Einige hatten sich unter den Wagen verkrochen. Die Plane war aufgeschlitzt worden und hing zur Hälfte über den Holzrahmen des Gefährts.
    Ein grünlicher Schimmer hing über den Eiern. Matt kam es vor, als würde das Licht pulsieren. Von der Seite fasste Aruula seinen Arm. » Wudan fa wee sheltee …«, entfuhr es ihr in der Sprache der Wandernden Völker. Bleich war sie auf einmal, und ihre dunklen Augen weiteten sich entsetzt.
    »Wudan beschütze uns…«
    Drei Echsenfrauen machten sich an den Eiern zu schaffen.
    »Unglück und Gefährlichkeit!« Papz Zsatar schlug sich die Krallen gegen den Schädelkamm. Es klang, als würde man eine Stahlbürste über ein Autodach ziehen.
    »Betrachtung von Nahem.«
    Hinter ihm her gingen Matt und Aruula zum Wagen. Die Klingenträger öffneten ihre Reihe, um sie durchzulassen. Die Jung-Drakullen huschten zur Seite.
    Aruula hielt sich am Seitenverschlag des Wagens fest, ging auf die Zehenspitzen und starrte auf die blauen Rieseneier. Neben ihr klaffte eine Kerbe im Holz. Eine Kerbe mit glatten Rändern, wie mit einer elektrischen Stichsäge geschnitten. Fast bis zur Ladefläche hinunter durchtrennte sie die Seitenklappe.
    Papz Zsatars Klaue fuhr ihr nach. »Scharfer Schwertstahl«, grunzte er.
    Die Echsenfrauen reichten einander die Eier und legten sie auf den Kutschbock oder vor den schwarz ausgepolsterten Lederkasten. »Was tun sie da?«, wollte Matt wissen.
    »Zählung von Brut.«
    Aruula winkte Matt an ihre Seite. An einer Stelle hatten die Echsenfrauen so viele Eier aus dem Kasten genommen, dass man von ihrem Standort aus die Quelle des grünen Lichtes erkennen konnte.
    Matt sah seine Vermutung vom Mittag bestätigt. Ein Schauer lief über seinen Rücken, als er die wabenartige Oberfläche eines Kristalls erkannte, gut einen Meter groß und ellipsenförmig.
    Einer jener mysteriösen Kristalle aus dem Kometen, von denen sie in Euree einige gesehen hatten und die stets verantwortlich gewesen waren für irgendwelche dramatischen Vorkommnisse.
    Der Stamm der »Ausgestoßenen« in Norditalien. Der heilkräftige See in den Alpen.
    Die Schlangenkreatur im falschen Paradies von München. Die genetischen Monster der »Heiligen Drei Könige« in Köln. Die Insektenherrschaft im Dom zu Aachen. Der zwergenhafte Telekinet im Kanaltunnel. Die mutierten Libellen auf Island…
    Die Wissenschaftler der Communities in England hegten den Verdacht, dass die Kristalle nicht nur die »CF-Strahlung« genannten Störwellen aussandten, die eine Funkverbindung über weite Strecken unmöglich machte, sondern dass sie auch für die Degeneration und Mutation irdischen Lebens verantwortlich waren.
    Hier in Meeraka waren Matt und Aruula bislang auf keinen der Kristalle gestoßen. Was wohl daran lag, dass die Hauptmasse
    »Christopher-Floyds« auf den eurasischen Kontinent gestürzt war. Dass Amerika aber keineswegs von der Plage verschont geblieben war, sahen sie jetzt bestätigt.
    Nur dass die Drakullen den Kristall wohl keineswegs als »Plage« ansahen; im Gegenteil.
    Was verband sie mit dem grün leuchtenden Brocken aus dem All?
    ***
    Riverside, Kalifornien, 15. Januar 2012
    Eine Woche, nachdem Pete sich das Hirn aus dem Schädel geblasen hatte, rief Matt an. Seine Stimme klang heiser und gepresst. Die Stimmen vieler Menschen klangen in diesen Wochen so.
    »Pete Armagosa hat sich mit seiner Jagdflinte in den Mund geschossen«, sagte Simon Drax. Nur Matts Atemzüge drangen aus dem Hörer.
    »Deine Mutter hat den Schuss gehört. Sie ist hinüber gelaufen und hat ihn im Keller gefunden. Ist nicht viel übrig geblieben von seinem Kopf.«
    Simon saß in seinem Lesesessel im Wohnzimmer. Seine gestiefelten Füße ruhten auf dem Couchtisch. Er hatte seinen Pilotenanzug der US Air Force ausgegraben und angezogen. Ein automatisches Gewehr lag auf seinen Schenkeln.
    »Armer Pete«, sagte Matt, und: »Scheiß- komet.«
    »Sein Schatten liegt längst auf uns. Und wird größer und größer. Hab ich dir erzählt, dass fast zweitausend Leute auf Ginas Beerdigung waren?« Matt bejahte. Sie
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