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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside
Autoren: Jo Zybell
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Hemd auf. Er fröstelte. Die Pistole, die er sich in den Hosenbund gesteckt hatte, drückte sich in seinen Bauch.
    Immer deutlicher sah er die Rücklichter. Um sie herum traten Konturen eines Personenwagens aus der Dunkelheit. In den Scheinwerferkegeln eines entgegenkommenden Trucks erkannte er: ein Cabriolet. Näher und näher schob sich seine Maschine heran.
    Ohne Vorwarnung leuchteten die Bremslichter des Wagens auf. Ein Schild kam in den Strahl seines eigenen Scheinwerfers: Die Abzweigung nach El Cerrito ! Doch statt nach links, in den Ort, bog das Cabriolet nach rechts ab, Richtung Wald.
    Simon ging vom Gas. Trotzdem fegte er an der Abzweigung vorbei. Er wendete. Von Riverside her näherten sich Rotlichter. Endlich! Simon sah die Rücklichter des Cabriolets im Wald verschwinden. Er bog in den Forstweg ein, drehte noch einmal am Gas und tauchte in die dunkle Wand ein. Sein Scheinwerferstrahl traf Stämme, Büsche, Stapel gefällten Holzes - und schließlich ein Cabriolet, einen Benz. Colin sprang aus dem Wagen. Zwischen den Stämmen erkannte Simon die erleuchteten Fenster einer Blockhütte.
    »Warte auf mich, Colin«, flüsterte er. »Warte auf mich…«
    Colins Schatten wankte an den Stämmen vorbei. Er drehte sich um, weil er den Lichtkegel bemerkte, aber natürlich hörte er Simon nicht. Blitzschnell tauchte er im Unterholz ab.
    Sekunden später blitzte Mündungsfeuer auf. Eine Kugel pfiff dicht an Simon vorbei. Er stoppte, ließ die Maschine fallen, warf sich ins Gestrüpp. »Ich bins, Colin!«, brüllte er. »Nicht schießen! Warte auf mich!«
    Der Scheinwerferstrahl der Maschine bohrte sich durch Blattwerk und an Baumstämmen entlang bis ins Geäst hinauf. Im Unterholz war es jetzt dunkel. Nichts mehr zu sehen von Colin.
    Simon zog die Pistole aus dem Hosenbund. In geduckter Haltung schlich er auf die Lichtflecken zwischen den Stämmen zu, auf die Blockhütte. Simon kannte sie; er sammelte hin und wieder Pilze und Beeren in dieser Gegend.
    Achtzig Schritte vor ihm raschelte es im Unterholz. Kurz darauf zeichneten sich die Umrisse eines Mannes vor den erleuchteten Fenstern ab. Die Gestalt huschte der Hütte entgegen.
    »Idiot«, zischte Simon. »Sie werden dich abknallen wie einen Hasen.« Er rannte los, schlug einen Bogen und näherte sich der Hütte von der Seite. Sie stand an einem Teich; bis auf dreißig oder vierzig Schritte reichte der Waldrand an das Gewässer heran.
    Bassrhythmen stampften durch die Dunkelheit, das Kreischen von Gitarren, Trommeln und stakkatoartiger Gesang.
    Simon ging hinter einem Haselnussstrauch in Deckung. Die Musik drang aus der Hütte, höllisch laut. Vermutlich hatten die Burschen Colins Schuss nicht einmal gehört. Zum Glück! Zwischen dem Bassgedonner glaubte Simon Schreie zu hören. »Bitte nicht…« Er zog das Gewehr von der Schulter und lud durch.
    »Kathleen!« Etwa sechzig Meter entfernt von Simons Deckung brach Colin aus dem Waldrand. »Gebt mir meine Tochter zurück!«
    Er rannte zur Hütte, schoss blindlings auf Fenster und Eingangstür. Glas splitterte.
    Außenlicht flammte auf, durch einen Bewegungsmelder. »Ich mach euch fertig…!«
    Auch Simon rannte los, überquerte den baumlosen Platz zwischen Wald und Hütte und drückte sich unter einem Fenster mit dem Rücken gegen die seitliche Fassade.
    Colin war stehen geblieben. Seine Dienstwaffe mit beiden Händen im Anschlag, blinzelte er in Simons Richtung. Das Außenlicht blendete ihn. Simon legte den Finger auf die Lippen. Er konnte sehen, wie Colins Schultern und sein Brustkorb sich hoben und senkten. Und als auf einmal die Musik verstummte, hörte er seine keuchenden Atemzüge. Im Inneren der Hütte wimmerte eine Frauenstimme. Schritte polterten dem Eingang entgegen.
    Simons Hirn arbeitete auf Hochtouren, und eiskalt. Colin hatte so kopflos durch die Gegend geschossen, dass er noch höchstens ein oder zwei Kugeln im Magazin haben konnte. Simon packte seine Waffe vorn am Lauf, schob sich rücklings an der Fassade entlang bis zur Hausecke und warf Colin die Pistole zu. Danach huschte er aus der Deckung, legte das Gewehr an und zerschoss den Außen- scheinwerfer der Hütte. Im selben Moment wurde die Tür aufgerissen.
    Schüsse peitschten durch die Nacht: aus dem Eingangsbereich der Hütte und auch von Colin. Simon sah sein Mündungsfeuer dicht über dem Boden. Er rannte hinter das Haus, ging hinter einem Stapel Feuerholz in Deckung und sah zwei Schatten, die über eine Stiege von der Terrasse ins Gras
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