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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside
Autoren: Jo Zybell
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Schalen, bevor sie fielen, noch ein Weilchen zuckten und endlich reglos liegen blieben.
    Sämtliche Drakullen saßen oder standen um das tragische Schauspiel herum. Sie schlugen die Klauen gegen ihre Gesichter, schabten sich die Schädelkämme, zerschürften sich die Brustschuppen.
    Manche taten das stumm, einige stießen an- und abschwellende Knacklaute aus, viele aber grunzten, und röhrten in höchsten Tönen. Sie weinten, ohne Zweifel.
    Matt und Aruula beobachteten, wie die Gestalten der geschlüpften - vermutlich viel zu früh geschlüpften - Drakullen sich auflösten. Es war, als würden die noch weichen Schuppen sich verflüssigen. Am Schluss lagen nur noch formlose, schleimige Fleischklumpen zwischen den Eierschalen. Alle starben sie, alle.
    Der Kristall hat sie ausgebrütet, dachte Matt. Ohne ihn können sie nicht überleben. Er begriff das Phänomen nicht, kühlen Geistes registrierte er es lediglich.
    Das letzte Drakullenbaby starb. Und mit ihm erstarb auch das Wehklagen der Echsen.
    Vollkommen still wurden sie. Und vollkommen still begruben sie ihre toten Kinder mitsamt der Eierschalen, luden ihre Sachen auf die unbeschädigten Wagen, spannten die Biisons davor. Im Morgengrauen brachen sie auf. Der Wagentross rollte den Berghängen entgegen.
    »Wohin zieht ihr?« Matt lief neben Papz Zsatars Wagen her. Der beachtete ihn nicht. Wie abgestorben schwankte er auf dem Kutschbock hin und her. Blut sickerte durch den Verband seines Armstumpfes.
    »Ihr wolltet doch ans Meer!«
    Keine Antwort. Matt blieb stehen. Wagen um Wagen zog an ihm vorbei. Auf dem Bock des letzten hockten Penzer und Zchonni. »Wohin fahrt ihr?« rief Matt ihnen zu. »Ihr wolltet doch ans Meer! Was habt ihr vor?«
    Penzer schlug mit der Peitsche auf die Biisons ein. Zchonni hob die Klaue und deutete auf die San Bernardino Mountains. »Befreiung von Tamurzartan. Jagd nach Herzen seiner Räuber.«
    Matt und'Aruula blickten der Kolonne hinterher, bis sie zwischen den Bäumen verschwand.
    Später verabschiedeten sie sich von Gracia Jurupa und ihren Taungards. Statt westwärts zu gehen, schlug Matt einen nordwestlichen Kurs ein. Sie hatten sich mit Proviant und Wasser eingedeckt. Es war kühl. Der blonde Mann aus der Vergangenheit legte sich eine Decke um die Schultern. Am Gurt seines Pilotenkombis baumelte die Scheide des kleinen Schwertes.
    Seine Gefährtin hatte ihm die erbeutete Waffe überlassen.
    »Wohin gehen wir?«, wollte Aruula wissen.
    »Dort hinauf.« Maddrax deutete auf die Gipfel der San Gabriel Mountains. »Von dort oben kann man ganz Los Angeles bis zum Pazifik überblicken. Ich will es sehen, und ich will, dass du es siehst.«
    Sie stiegen in den Hang des Mount Wilson hinein. Auf einem Kamm blieb Matt stehen, drehte sich um und blickte noch einmal zurück.
    Nebel lag über dem Gingkowald.
    »Deine Heimat ist nicht zu sehen.« Aruula stützte sich auf ihr Schwert.
    »Ich habe keine Heimat«, sagte Matt.
    ENDE
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