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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside
Autoren: Jo Zybell
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die Tragfläche einfach als Dach integriert.
    Muniport…
    Er blickte in die Dunkelheit. Ich bin zu Hause, dachte er. Ich bin auf dem Riverside Municipal Airport…
    Matt lief in die Nacht hinaus. Viel sah er nicht mehr, nur Umrisse von Gestrüpp und Gebüsch und da und dort die Silhouette eines Baumes.
    Aber es gab keinen Zweifel. Die Norton Air Force Base lag viel weiter nördlich, und auf ihrem Rollfeld lagen sicher keine Wracks von Passagiermaschinen. Und der Los Angeles International Airport lag direkt an der Küste.
    Was er für eine Lichtung gehalten hatte, war das von der Natur zurückeroberte Rollfeld des städtischen Flughafens seines Heimatortes!
    Ich bin zu Hause…
    Er versuchte sich zu orientieren und wandte sich in die Richtung, in der nach seinem Gefühl Norden liegen musste.
    Dort verlief die Central Avenue… früher jedenfalls. Er drehte sich nach Westen.
    Dort irgendwo der Van Buren Boulevard…
    und im Süden die Lincoln Avenue.
    Die Straße, in der Matthew Drax aufgewachsen war. Wo sein Elternhaus stand.
    Gestanden hatte, vor über fünfhundert Jahren…
    ***
    Riverside, Kalifornien, 24. Dezember 2011
    Simon raste den Van Buren Boulevard hinauf. Die Bilder wühlten sein Hirn auf: die weinenden Menschen auf der Terrasse, Pete, wie er auf seinen Enkel schoss, und Colin, der den blonden Burschen schüttelte.
    So viele Schüsse waren abgefeuert worden in der vergangenen halben Stunde. Simon hörte immer nur den einen: den, mit dem Colin den Blonden getötet hatte…
    Die Auffahrt zum Riverside Freeway. Simon legte sich in die Kurve. Ein Lieferwagen aus der Gegenrichtung bremste scharf, ein Streifenwagen wich ihm aus und touchierte dabei die Leitplanken. Simon gab Gas.
    Er hat ihn erschossen… Simon sah den gebrochenen Blick des Blonden im Gras. Colin hat ihr Versteck aus ihm herausgeprügelt und ihn dann erschossen…
    Auf dem Freeway herrschte kaum Verkehr. Simon blickte auf den Tacho: Auf hundertvier Meilen kletterte die Digitalanzeige. Rechts glitt das beleuchtete Universitätsgelände vorbei. Irgendeine Weihnachtsfeier fand dort statt; Simon hatte davon gelesen. Bald erreichte er die Stadtgrenze und raste nach Corona hinein.
    Keine Spur von Polizeisperren. Natürlich nicht - Simon wusste, dass die Polizei- dienststellen von San Bernardino County heillos überfordert waren. Hatten sie Anfang des Monats noch in Los Angeles und Orange County aushelfen müssen, breiteten sich die bürgerkriegsähnlichen Zustände längst von L.A. über die Countygrenzen aus. Nach Ontario, nach Fontana, ja bis nach San Bernardino hinauf. Sie hatten einfach nicht genügend Personal, um sich um jeden Überfall, jede Schießerei zu kümmern. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Nationalgarde das Kommando übernehmen würde.
    Simon überholte einen Linienbus und zwei Trucks. Auf der Gegenfahrbahn reihte sich eine endlose Kette von Scheinwerferpaaren aneinander. Dort rollten Armeebusse und Truppentransporter vorbei. Flüchtlinge, die vom Los Angeles International Airport in die Flüchtlingslager östlich der San Bernardino Mountains gebracht wurden. Bunte Weih- nachtsbäumchen strahlten auf den Fahrerkabinen. Auch Campingwagen und Möbeltransporter registrierte Simon beiläufig. Sogar an Weihnachten flohen die Leute aus dem Gebiet.
    Endlich erreichte er die große Kreuzung mit der Interstate 15, dem Corona Freeway. Simon nahm Gas weg, bremste ab und bog nach Süden in den Freeway 1 ein. Er drehte wieder auf. Rasch kletterte der Tacho auf über hundertzwanzig Meilen. Konturen von Häusern, Neonreklamen und Autos auf der Gegenfahrbahn flogen vorbei. Rücklichter näherten sich, Scheinwerfer entfernten sich im Rückspiegel. Doch den Benz von Colin überholte er nicht. Er fragte sich, wie schnell das deutsche Oldtimer-Gerät war.
    Hin und wieder flackerten Warnlichter irgendwo in den Straßen seitlich des Freeways, manchmal hörte Simon Sirenen, aber nirgends war eine Straßensperre, nirgends Streifenwagen auf der Interstate.
    Die Lichter und Häuser wurden spärlicher. Eine dunkle Wand schob sich von Südosten heran - der Cleveland National Forest. Und dann tauchte zum ersten Mal ein Hinweisschild mit dem Namen »El Cerrito« auf. Noch vier Meilen.
    Rücklichter in der Ferne! Simon duckte sich über den Tank. Der Fahrtwind zerwühlte sein schütteres weißes Haar. Die Digitalanzeige kletterte auf einhundertzweiunddreißig Meilen pro Stunde.
    Die Rücklichter kamen näher. Seine Augen tränten. Der Wind blähte sein
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