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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
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»Vielen Dank.«
    Noch im Hinausgehen spürte ich die Blicke des jungen Farbigen in meinem Rücken.
    Sie trieben ihr Spiel eine'anderthalbe Stunde mit mir. Quer durch fünf Lokale. Und dann waren wir wieder in Harlem. In der 106. Straße. Aber dort stimmte ihre Beschreibung nicht, denn dort gab es in der bezeichneten Gegend keine Kneipen. Ich ging den Gehsteig hin und zurück.
    Und plötzlich stand der Riese vor mir. Mocktons Gorilla. Er lächelte süffisant.
    »Hallo, G-man«, sagte er.
    Ich sagte nichts. Ich sah ihn nur an.
    »Knöpf dein Jackett auf«, sagte er gedehnt.
    Ich tat es und zog es weit genug auseinander, daß er sehen konnte, wie leer meine Achselhöhlen waren. Es interessierte ihn gar nicht. Er schlug mir einfach die Faust in den Magen.
    Ich knickte ein wie ein Taschenmesser. Zehn Sekunden blieb ich mit dem Kopfe unten. Dann kam ich wieder hoch. Seine Augen funkelten.
    »Na?« erkundigte er sich.
    Ich sagte nichts.
    »Da ’rein«, knurrte er unbefriedigt.
    Ich ging vor ihm her in die Einfahrt hinein.
    Ein Hof öffnete sich vor mir, und an seiner Rückwand gab es eine Reihe von wenigstens sechzehn Garagen. Der Gorilla schob mich auf die vierte von links zu. Sie stand leer. Wir gingen hinein, und der Riese kippte die Wellblechtür hinter uns zu. Er hantierte an der Aufhängung eines Feuerlöschers. Ein dumpfes Brummen wurde laut, und der Fußboden sank unter uns weg.
    Die Halle unten reichte für ungefähr zwanzig Wagen. Im Augenblick standen nur sechs herum, ein Cadillac, ein Facell, ein Mercedes, ein Thunderbird und zwei große Chrysler.
    Hinten gab es eine abgetrennte Glaskabine. Darin führte eine Metalltür weiter. Der Gorilla klopfte ein Signal: zweimal kurz, dreimal lang, viermal kurz. Ich registrierte es fast mechanisch. Die Tür ging auf.
    Es gab eine Art Vorzimmer, und hier saßen sechs Männer herum. Zwei von ihnen waren Farbige. Wir durchquerten es, und ich spürte die neugierigen Blicke der Männer auf mir ruhen. Eine zweite Metalltür brachte uns ans Ziel.
    Ich überflog mit einem Blick die Einrichtung:'Ein von Zigaretten-Brandstellen übersäter heller Schreibtisch mit einem Drehstuhl dahinter, eine eingesessene Ledercouch auf der rechten Seite, ein großer Aktenschrank links, in der Ecke ein runder Tisch mit vier schalenförmigen Sesseln.
    Sue Bar rington lag auf der Couch. Ihr Kleid war in Ordnung. Aber ihre Fußund Handgelenke waren mit einer blauen Nylonschnur zusammengebunden. In ihren schönen blauen Augen flackerte die Angst.
    Ich wollte zu ihr gehen. Der Riese trat mir in den Weg. Ich wollte an ihm Vorbeigehen. Er schob mir ein Bein vor und schlug mir die flache Hand ins Genick, so daß ich über sein Bein stürzte und mit der Schulter gegen die Wand flog. Ich rutschte zu Boden, atmete zweimal tief und stand wieder auf. Sue hatte leise geschrien. Ich ging zu ihr, grinste mit mehr Vertrauen, als ich in Wahrheit hatte, und sagte:
    »Okay, Sue. Es wird alles gut werden. Fürchten Sie nichts.«
    Ich versuchte, ihr etwas mit den Augen zu erklären, aber ich war nicht sicher, daß sie mich verstand. Trotzdem lächelte sie tapfer.
    »Hallo, Mr. Cotton. Ich bin froh, daß ich wenigstens nicht mehr so allein hier bin.«
    Ich spürte die Pranke des Gorillas auf meiner Schulter und drehte mich um.
    Bill Mockton thronte in dem Drehstuhl hinter dem Schreibtisch. Mit seinem Vierhundert-Döllar-Anzug, dem weißseidenen Hemd und der großen Perle in der Krawatte mochte er bei den Typen Eindruck schinden, die im Vorzimmer herumsaßen, um sein kostbares Leben zu schützen. Auf mich wirkte er nur wie ein plötzlich zu Geld gekommener Ganove.
    »Such ihn ab«, sagte er halblaut.
    Die Finger des Gorillas krochen Zoll für Zoll über meine Kleidung. Er ließ nichts aus. Er legte meine Autoschlüssel auf den Schreibtisch, das Feuerzeug, die Zigarettenschachtel, das kleine Etui mit Kamm und Nagelschere, die Brieftasche mit Führerschein, die durchsichtige Cellophantasche mit dem Dienstausweis, das Kleingeld aus meiner Hosentasche und zum Schluß das Etui mit dem blaugoldenen Stern des FBI. Mockton klappte es neugierig auf und nahm den Stern heraus.
    »United States Department of Justice — Federal Bureau of Investigation«, las er die Inschrift aus dem Kreis vor, der das Landeswappen umgibt. »Klingt recht großkotzig.«
    »Sie werden sich noch wundern«, sagte ich. Ich konnte den Mund nicht mehr halten, als ich sah, wie dieser Dreckskerl den Stern des FBI abfummelte, als wollte er prüfen, wie hoch
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