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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
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dort in der Gegend und um diese Zeit auftauchen muß. Und er hat sogar einen Schlüssel für den Wagen. Er will den Wagen auf die leichteste Tour stehlen, die es gibt, nämlich mit einem passenden Schlüssel.«
    »Hatte er wirklich den Schlüssel bei sich?«
    »Er wäre schön dumm, wenn er ihn noch gehabt hätte. Nichts ist einfacher, als so ein kleines Ding wie einen Autoschlüssel verschwinden zu lassen.«
    »Aber wie sollte er denn den Schlüssel bekommen haben?«
    »Zum Beispiel von Bill Mockton. Der wiederum könnte den Schlüssel von Ann Roach erhalten haben. Oder nicht den Schlüssel. Nur einen Wachsabdruck vom Originalschlüssel. Aber das ist ja so gut wie ein Schlüssel.«
    »Du meinst«, staunte Phil, »die ganze Geschichte wäre zwischen Mockton und Ann Roach organisiert? Sie besorgte sich Wachsabdrücke von den Autoschlüsseln ihrer Mitschülerinnen oder deren Eltern und gab sie an Mockton weiter, der dann die Wagen mit nachgemachten Schlüsseln stehlen ließ? Das meinst du?«
    »Das meine ich«, sagte ich.
    »Es ist möglich«, sinnierte Phil laut. »Es wäre durchaus möglich. Ein Mann wie Mockton hat das Kapital für ein solches -Geschäft. Er kann Werkstätten bezahlen, wo die Wagen umgespritzt werden. Wo die Motornummern überprägt werden. Vielleicht arbeiten sogar ein paar Fälscher für ihn, die neue Papiere für die Wagen herstellen.«
    Ich sah auf die elektrische Uhr über der Tür. Es war schon nach fünf. Ich schloß die Augen und stützte den Kopf in die Hände. Wo mochte Sue jetzt sein? Ob sie weinte? Wahrscheinlich würde sie es tun. Obgleich ich es mir kaum vorstellen konnte. Es paßte irgendwie nicht zu ihr. Nicht zu dem übermütigen Funkeln in ihren blauen Augen. Aber was wußte ich denn schon von ihr? Was weiß man je von einem Menschen?
    Der Luftzug zeigte mir, daß jemand die Tür geöffnet hatte. Ich hob den Kopf.
    Mr. High kam herein. Er folgte einem hochgewachsenen schlanken Mann, der knapp an fünfzig Jahre zählen mochte. Sein Gesicht war so sonnengebräunt, wie man es von einem einzigen Urlaub im Jahr nicht kriegen kann. Sein Gang war federnd und dennoch energisch. Der Chef stellte uns vor. Der Mann hieß Robert G. Barrington und war Sues Vater.
    »Also Sie sind Cotton«, sagte er, während er mir die Hand drückte.
    »Ja«, brachte ich heraus. Und keinen Ton mehr.
    Seine stahlgrauen Augen musterten mich lange.
    »Wir wollen nicht um den heißen Brei herumreden«, sagte er. »Welche Chancen räumen Sie meiner Tochter ein, Cotton?«
    Ebenso gut hätte er mich nach der Quadratur des Kreises fragen können. Ich zuckte einfach mit den Achseln. Es gab überhaupt keine Antwort auf diese Frage, und jeder Versuch einer Antwort wäre alberrffc Spekulation gewesen, beeinflußt von Hoffnungen und Wünschen und Gefühlen.
    Er nickte. Dieser Bursche mit den silbernen Fäden in dem glatt zurückgekämmten schwarzen Haar hatte Nerven aus Stahl.
    »Ich versuche, mich zusammenzunehmen«, sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Mit hysterischem Geschrei können wir ihr nicht helfen. Ich will mich auch nicht in Ihre Arbeit einmischen. Dies ist Ihr Job, und Sie werden wissen, wie man ihn zu tun hat. Ihr Chef hat mir erzählt, wie die Dinge stehen. Beantworten Sie mir eine Frage, Cotton?«
    »Selbstverständlich.«
    »Hat man meine Tochter gekidnappt, weil man in Wahrheit Sie haben will?« Seine Augen waren nicht nur stahlgrau, seine Seele war es auch. Ich hatte das Gefühl, als ob mir jemand die Luft abschnüre. Er hatte den Finger genau auf die richtige Stelle gelegt. Auf Anhieb. In meinem ganzen Leben war mir so etwas noch nicht passiert.
    »Ich bin der Meinung, das es so ist, Mr. Barrington«, sagte ich.
    Offenbar wollte mir Phil helfen.
    »Aber —«, sagte er.
    Weiter kam er nicht. Barrington widmete ihm einen Blick von der Dauer einer Zehntelsekunde.
    »Es geht um meine Tochter, Mr. Decker«, sagte er. Seine Stimme klang immer noch gefaßt, aber dieser Mann hätte mit der ruhigsten Stimme der Welt das Ungeheuerlichste aussprechen können. Ohne sich einen Augenblick von seinem logischen und eiskalten Gedankengang abbringen zu lassen, fuhr er zu mir gewandt fort: »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, Cotton, denn ich habe trotz dieser verfluchten Geschichte noch nicht meinen Verstand verloren. Und wahrscheinlich ist es völlig überflüssig, was ich Ihnen sagen möchte. Bei Ihnen glaub ich es, daß es überflüssig ist. Aber ich muß ein bißchen Druck ablassen. Ich bin auch nur ein
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