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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
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Weisung drei an Lincoln dreizehn: Ecke 106. Straße und Dritte Avenue. Weisung vier…«
    Sechsundachtzig Streifenwagen der Stadtpolizei, neunzehn Fahrzeuge des FBI, acht Mannschaftswagen mit Bereitschaften aus dem Hauptquartier, zwei Lautsprecherwagen, vier Fahrzeuge mit Sanitätspersonal, sechs Motorräder mit Sprechfunkverbindungen für Kurierdienste und elf Lastwagen für alle erdenklichen Spezialzwecke riegelten das Quadrat ab, das von der Dritten Avenue, der 108. Straße, der Ersten Avenue und der 104. Straße gebildet wurde. Während Mr. High noch diese gigantische Maschinerie kommandierte, schob der Fahrer des getarnten Befehlsstandes das kleine Fenster hinter seinem Rücken auf, durch das er in den Laderaum blicken konnte. Er hörte die Stimme von Mr. High und rief dennoch leise dazwischen:
    »Phil! Phil, komm her!«
    Phil kroch nach vorn zu dem kleinen Fenster. Neben dem G-man hinter dem Steuer saß ein junger Farbiger. Er war ungefähr zwanzig Jahre alt, aber in seinem Gesicht gab es Linien, wie von einem Vierzigjährigen.
    »Ja?« fragte Phil hastig.
    Der junge Neger ließ seine Zähne blitzen.
    »Hallo, Chef«, sagte er selbstbewußt. »Sie sind ’n G-man?«
    »Ja. Um was geht es? Beeilen Sie sich, bitte.«
    Der Farbige grinste wieder.
    »Ich bin Doüble-J«, sagte er. Es klang etwas wie Stolz in seiner Stimme mit. Phil erinnerte sich dunkel, daß er diesen typisch amerikanischen Spitznamen schon irgendwann gehört hatte, aber er nahm sich nicht die Zeit, darüber nachzudenken.
    »Ja?« wiederholte er ungeduldig. »Ja, was ist?«
    »Ich habe einen Schwager unten im Süden«, sagte der junge Neger ernst. »Er war der Erste von uns, der in Alabama eine Universität besuchen wollte, auf der es bis dahin nur Weiße gegeben hatte. Das verhetzte Volk da unten wollte ihn lynchen. Es waren G-men, die mit meinem Schwager zusammen achtundneunzig Tage lang in die Universität gegangen sind. Achtundneunzig Tage! Bis sie ihn endlich in Ruhe studieren ließen.«
    Er machte eine Pause. Phil wartete, denn jetzt wußte er, daß es sich lohnen würde zu warten. In fünfzig Bundesstaaten der USA macht das FBI täglich die mitunter überraschende Erfahrung, daß er Hilfe von Leuten erhält, mit deren Hilfe er nie gerechnet hätte. Und immer haben sie ihre guten Gründe, warum sie dem FBI loyal zur Seite stehen.
    »Ich dachte«, fuhr Double-J fort, »ich dachte, ich wäre es meinem Schwager schuldig, daß ich jetzt mal was für die G-men tue. Einer von euch fährt einen roten Jaguar, richtig?«
    »Stimmt.«
    »Und ihr sucht ihn?«
    »Woher wissen Sie das?«
    Double-J lachte wie ein fröhlicher Schuljunge.
    »Mann«, sagte er selbstbewußt, »ich weiß seit einer Stunde, daß ihr mit diesem fahrenden Kommandostand unterwegs seid. Ein paar Freunde haben euren gesamten Sprechfunkverkehr mitgehört. In diesem Abschnitt von Harlem gibt es nichts, was ich nicht erfahre, wenn ich es erfahren will.«
    »Wissen Sie, wo unser Mann sein könnte?«
    »Sicher doch. In der 106. Straße. Da gibt es einen Hof mit einer Garagenreihe...«
    ***
    Ich sah seine Faust wie in Großaufnahme, und ich ließ mich im letzten Augenblick einfach fallen. Ich rutschte an der Tür weg und tauchte im Blitztempo hinunter. Auf dem Fußboden kam ich nicht gerade sanft an, aber seine Faust landete über mir an der Metalltür. Er schrie mit einer sich vor Schmerz überschlagenden Stimme.
    Ich legte ihm meine linke, gekrümmte Hand um seinen rechten Absatz. Mit der rechten packte ich seine Fußspitze. Ich holte tief Luft, und dann riß ich ihm den Fuß weg.
    Er kam herunter wie eine Lawine von tausend Tonnen. Ich zerrte mein Bein unter seinem Oberkörper hervor und stieß seine Hand weg, als er mich packen wollte. Aber als ich hochkam, blieb mir das Herz stehen.
    Mockton saß auf der Couch. Er hielt ein Messer in der Hand, und die Spitze drückte eine winzig kleine Vertiefung in den weißen Hals von Sue.
    »Bleib stehen«, sagte er mit seiner leisen Stimme. »Bleib stehen, Cotton!«
    Ich blieb stehen. Und ich sah zu, wie der Gorilla wieder auf die Füße kam. Ich sah zu, wie er ausholte. Rückwärts flog ich über den Schreibtisch. Als ich hochkommen wollte, stieß er mir die Lehne des Drehstuhls ins Gesicht. Mir lief das Blut in den Mund. Aber ich sah die Beine des Schreibtisches, ich sah meine Hände, stützte sie auf den Boden, und ich drückte mich hoch. Von der Hockstellung aus leg'te ich die Hände auf die Schreibtischkante und zog mich hoch. Ich wog zehn
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