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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
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mir blieb er stehen. Solange sie das Mädchen in Ruhe ließen, sollte es mir recht sein. Ich sah ihm in die Augen. Sie waren groß und blutunterlaufen.
    Der Sender arbeitete bestimmt nicht mehr. Sag was! schoß es mir durch den Kopf. Sag verdammt noch mal endlich was, und wenn’s nur fünf Sekunden dauert!
    »Für Kidnapping gibt es die Todesstrafe«, krächzte ich. »Und du wirst der erste sein, den sie auf dem Stuhl festschnallen. Denn du warst so gescheit, deine Fingerspuren im Buick zurückzulassen.«
    Er runzelte die Stirn. Denken mochte nicht seine starke Seite sein. Aber es verwirrte ihn, daß er sich verraten haben sollte.
    »Wir haben den ganzen Wagen abgewischt«, grunzte er dumpf.
    »Bis auf den Rückspiegel«, sagte ich kalt. »Das ist der Fehler, an dem viele Idioten scheitern. Ein ganz einfacher Denkfehler. Sie glauben, sie könnten das perfekte Ding drehen, aber es gibt keine vollkommenen Menschen.«
    »Willst du mit dem Kerl ein paar Stunden diskutieren?« fragte Mockton. Seine Stimme war leise und giftig wie das unheimliche Zischen einer Klapperschlange. »Schlag ihn zusammen, aber laß ihn bei Verstand. Er kann zusehen, wenn wir uns um das blonde Luder kümmern.«
    Eine kalte Faust legte sich wie ein stählerner Ring um mein Herz. In mir war jedes Gefühl erloschen. Okay, sagte eine Stimme in meinem Gehirn. Okay. Die Fronten sind klar. Du stehst hier, und da stehen sie. Die Tür ist zu. Der Sender arbeitet nicht mehr.
    Du bist ein G-man, du bist allein, du wirst jetzt kämpfen. Denk an Pete O'Connor, den G-man, den sie mit sechzehn Messerstichen aus der Bucht von San Franzisco fischten. An den G-man William Anderson, der mit sechs Kugeln im Bauch auf einem Highway hinter Chicago starb. An Walter Rushmoore und Stanislaus Croszinski. Denk an die vielen Namen, die in der Bronzetafel in Washington stehen. Denk an sie, denn du bist ja gar nicht allein.
    Der Lastwagen war dunkelblau gestrichen. In großen, weißen Buchstaben trug er den Namen einer großen Speditionsfirma. Er war der Maschinenwagen von einem Möbelfernlastzug, und im Führerhaus hockte ein junger Fahrer in Cordhose und Lederjoppe. Die Radio-Antenne war ausgefahren, aber der Fahrer hatte das Radio nicht eingeschaltet.
    In dem geschlossenen Ladeabteil war die Luft heiß, trocken und verbraucht. Mr. High, Steve Dillaggio, Phil Decker und vier Techniker von der Nachrichten-Abteilung des FBI hockten auf grauen Decken. Peilgeräte, Empfänger, tragbare Sprechfunkgeräte und andere Apparate standen herum, mit denen nur die Techniker etwas anzufangen wußten. Aus einem Lautsprecher quarrte eine männliche Stimme:
    »Lincoln vier an Lincoln! Peilton nicht mehr empfangen. Wiederhole: Peilton nicht mehr empfangen! Ende!«
    Phil hatte eine Karte von Harlem vor sich liegen. Hinter ihm türmten sich Karten für ein Gebiet, das zweihundertfünfzig Quadratmeilen umfaßte. Im Licht der beiden aufgehängten Gitterlampen fuhr er mit dem Zeigefinger ein Quadrat von Häusern ab.
    »Irgendwo hier«, sagte er rauh.
    »Lincoln sechzehn an Lincoln!« sagte eine andere Stimme im Lautsprecher. Lincoln sechzehn war der Deckname für den dritten Hubschrauber. »Peilton wird nicht mehr empfangen!«
    Sie hörten schon kaum noch zu. Wenn drei Meldungen eingehen, daß der verfolgte Peilton nicht mehr gehört wird, dann gibt es nur die Folgerung, daß der angepeilte Sender nicht mehr arbeitet. Mr. High hatte den Hörer eines tragbaren Sprechfunkgerätes in der Hand.
    »Lincoln ruft Harlem zwei«, sagte er. Harlem zwei war der Deckname für eins der Polizeireviere. Es meldete sich, denn in diesen Minuten warteten zweihundertachtzehn Sprechstellen nur auf einen solchen Ruf, um sofort in Aktion zu treten. »Schicken Sie mir schnellstens einen ortskundigen Mann für die Gegend zwischen der 104. und 108. Straße. Offenbar haben sie unseren Sender zerstört. Irgendwo zwischen der 104. und 108. Straße.«
    Der Chef legte den Hörer zurück und griff nach einem Mikrofon.
    »Lincoln an alle«, sagte er. »Lincoln an alle…«
    Er wartete einen Augenblick. Wenn Sie den Sender gefunden hatten, mußte man alle Rücksicht fallen lassen. Der Chef zog die unumgänglichen Folgerungen. Er war sich absolut darüber klar, daß er jetzt die Verantwortung für zwei Menschenleben trug.
    »Lincoln an alle! Es ergeht Weisung eins an Lincoln elf und zwölf: Sie besetzen die Straßenkreuzung Ecke 104. Straße und Dritte Avenue. Weisung zwei an Lincoln acht: Ecke 105. Straße und Dritte Avenue.
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