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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verwegen dünnen Bluse und warf sich Zamorra an den Hals, um ihn zu küssen. Dann lockerte sie die Umarmung wieder und verknotete die Bluse erneut knapp unter dem Bauchnabel.
    Zamorra schluckte. »Mädchen, bist du tatsächlich so ’rangegangen?«
    »Nicht ganz so, aber ähnlich«, sagte sie. »Es war ein junger Bursche am Schalter, der voll auf mich abfuhr. Seine typisch männliche Dummheit hat mir dann vieles erleichtert.«
    »Paß nur auf, daß man dich nicht beim nächstenmal wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festnimmt«, warnte Zamorra. »Vergiß bei aller Freizügigkeit und Hitzewelle nicht, daß wir uns in Amerika befinden und nicht in Frankreich oder Deutschland.«
    »Das war kein Ärgernis. Der Junge hat sich gefreut«, versicherte Nicole, mit der garantiert knopffreien Bluse, mehr als hautengen Shorts und Sandalen bekleidet. »Die Bluse habe ich mir unterwegs extra für diesen Zweck gekauft. Und da war er wegen des demolierten Mercedes gar nicht mehr böse. Er hat versprochen, das versicherungstechnisch irgendwie als unvermeidbaren Sturmschaden hinzubiegen. Und dann hat er den Cherokee ’rausgerückt. Sicher, wie ein Cabrio sieht er nicht aus, und fährt sich auch nicht wie der SL, aber man kann ja die Fenster öffnen, und außerdem kommt er als Geländewagen überall durch, wo der SL garantiert endgültig steckengeblieben wäre.«
    »Nici«, drohte Zamorra. »Nicht noch so ein alligatorträchtiges Bayou-Abenteuer…«
    »Zumindest nicht bei Gewitter«, beschwichtigte sie. »Außerdem ist der Cherokee ziemlich schnell. Auf jeden Fall wenigstens doppelt so schnell, wie die hiesige Polizei erlaubt.«
    Und die erlaubte, wie Zaorra wußte, in Louisiana neuerdings etwa 100 km/h auf den Schnellstraßen - nach der US-Rechnung 65 Meilen. Daß der große und schwere Geländewagen doppelt so schnell sein sollte, glaubte Zanorra zwar trotz des bulligen Achtzylinder-Motors nicht; dafür waren der Luftwiderstand und das Gewicht viel zu groß. Aber 150 oder 160 km/h würde er schon bringen. Doch wozu, wenn nur 100 erlaubt waren?
    »Und jetzt?«
    »Setzt du dich ans Lenkrad, und ich gebe den Kurs an. Vorher läßt du unser Gepäck zum Wagen bringen, und ich erledige das Auschecken an der Rezeption.« Hüftwiegend schritt sie in den unglaublich engen Shorts auf endlos langen, sonnengebräunten Beinen an ihm vorbei ins Hotel. Zamorra hob die Brauen.
    »Die Hitze«, murmelte er. »Die Hitze macht’s. Sie beginnt auszuflippen.«
    Eine Viertelstunde später waren sie mit dem ›neuen‹ Mietwagen unterwegs.
    »Über den Mississippi und weiter nach Westen«, sagte Nicole. »Leicht nördlich halten.«
    Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. »Wieso kannst du so absolut sicher sein? Dein FLAMMENSCHWERT-Kontakt war heute nacht, wenn es wirklich einer war. Inzwischen kann Ombre schon ganz woanders sein.«
    »Ich weiß den Weg zu ihm trotzdem«, sagte Nicole. Sie schloß die Augen. »Wir sind noch heute bei ihm.«
    ***
    Der schwere Cadillac verließ den Highway und fuhr in die Ortschaft hinein. ›Jennings‹ stand auf dem Hinweisschild. Crowley hatte dem Fahrer des Wagens besser gefallen; eine bleibende Erinnerung an den Namen jenes Satanisten und Hexenmeisters Aleister Crowley, der dem Bösen gedient hatte wie nur wenige andere vor ihm.
    Direkt hinter der Highway-Ausfahrt hatte der Cadillac gestoppt. Dem Fahrer mußte etwas aufgefallen sein. Eine Tür öffnete sich, und es war, als würden erneut unsichtbare Geister ausschwärmen und nach Spuren suchen und Informationen einholen. Als sie zurückkehrten, lauschte der Dunkelgekleidete wieder unhörbaren Stimmen, und hinter seiner Stirn zeichnete sich ein Bild ab. Ein Truck, aus dem ein Neger stieg und dann zu Fuß nach Jennings hineinging.
    Der schwarze Cadillac vollzog diesen Weg im Schrittempo nach. Hin zu einer Brücke, die über den innerhalb der Ortschaft mit Uferbefestigungen gebändigten Bayou führte. Dort verharrte der Cadillac eine Weile, setzte dann zurück und fuhr über eine Nebenstraße bis hinunter zum Ufer.
    An den Landestegen waren Boote vertäut.
    Der Dunkle mit der Stirnnarbe stieg aus und trat an die Kante. Eingehend betrachtete er die Boote.
    Ein Mann im mehrfach geflickten Hemd näherte sich ihm. »Möchten Sie eines mieten, Sir? Ich fahre Sie gern hinaus, wenn Sie eine Flußfahrt genießen oder Angeln möchten. Ich weiß, wo die meisten und größten Fische beißen.«
    »Ich jage größeres Wild«, sagte der Dunkle kalt.
    Der Cajun grinste.
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