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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erfolgreich diesem Ombre in die Schuhe hatte schieben können.
    Der Fürst der Finsternis wollte diese Straße des Triumphes nicht mehr verlassen.
    ***
    Eine Straße gab es im Umkreis von drei Meilen um die kleine Hütte nicht, und drei Meilen durch dichtesten Sumpfwald zu stapfen, war alles andere als nach Yves Cascals Geschmack. Aber es gab den Bayou Nexpique, und den konnte er noch ein paar Meilen hinauf fahren in Richtung Norden. Vermutlich bis über das Nest Barber hinaus, aber bis dahin kreuzte er noch ein paar Straßen, an denen er das Verkehrsmittel wechseln konnte, wenn es ihm zu eintönig wurde.
    Er beendete sein morgendliches Erfrischungsbad im Bayou, zog sich an und betrat die Blockhütte mit Grasdach wieder, in der ès so erfrischend kühl war, während draußen die unnatürliche Hitze brütete. Drinnen hatte Blanchette bereits den Frühstückstisch gedeckt. Süß sah sie aus mit dem bunten Schürzchen und der dünnen Bluse. Noch süßer hatte sie in der Nacht ausgesehen. Yves lächelte bei der Erinnerung. Das hübsche Cajun-Mädchen hatte nicht lange gefragt. Seit ein paar Tagen war Blanchette allein; ihr Mann war zu einer ausgedehnten Sauftour mit Kameraden aufgebrochen, bei der nebenbei noch so einiges an Geld aufgetrieben werden sollte - legal oder illegal, wie es sich gerade anbot. Und Blanchette war jung, temperamentvoll und herzlich unausgelastet. Sie brauchte einen Mann, und Ombre kam ihr gerade recht. So hatte sie ihm das beste Quartier angeboten, das für die Nacht zur Verfügung stand.
    »He, wo hast du denn die Frühstückseier her?« fragte er. »Hier gibt’s doch weit und breit keine Hühner.«
    »Natürlich gibt’s die. Sieben Stück haben wir. Sind ziemlich fleißig und wechseln sich beim Eierlegen in erfreulicher Regelmäßigkeit ab. So gibt’s jeden Tag ein Ei. Das hier ist die Beute von gestern und heute.«
    Yves lächelte. »Was sagt denn dein Rainier dazu, daß du so freigiebig Frühstückseier an fremde Männer verteilst?«
    Sie winkte ab. »Bleibst du noch bis morgen? Der Tag ist so verflixt lang…«
    »Und die Nacht erst«, grinste er. »Nein, Blanchette. Ich muß weiter. Außerdem habe ich nicht vor, mich von deinem vergötterten Gatterich bei dessen Rückkehr überraschen und erschlagen zu lassen. Alligatorfutter zu spielen, war noch nie meine Traumrolle.«
    Sie lachte. »Bis Rainier wiederkommt, kann’s noch ein paar Tage dauern…«
    »Trotzdem. Es ist nicht gut, wenn ich zu lange an einer Stelle verweile.« Er war nicht sicher, ob sein Feind ihn wirklich vernichtet glaubte, nach dem Flugzeugabsturz an der Tankstelle des Truck Stops. Erst mußten ein paar Tage oder Wochen vergehen, bis er sich wieder wirklich sicher fühlen konnte. Er war nur ein kurzes Stück mit Sheila Dalton weitergefahren, als sie ihren Sattelschlepper endlich wieder in Bewegung setzte. Als das Gewitter kam und die Blitze und der Sturm tobten, hatte er erst gefürchtet, die Jagd ginge wieder los, weil die Blitze sehr dicht neben dem Truck einschlugen. Aber dann traf doch keiner, und das Unwetter ging vorüber. Er war bis Jennings mitgefahren, einer kleineren Stadt im nach dem einstigen Präsidenten Jefferson Davids benannten County, und hatte dort ein kleines Motorboot gefunden, mit dem er seinen Weg rechtwinklig zur bisherigen Richtung auf dem Bayou Nexpique fortgesetzt hatte. Um den Besitz dieses Bootes hatten sich zwei Männer mit Messern gestritten, die in Cascals Augen beide nicht die wirklichen Eigentümer waren. Kurz entschlossen war er eingestiegen und hatte den Grund ihres Streites entfernt - worauf sie vermutlich in der Lage waren, Frieden zu schließen und sich in der nächsten Spelunke gemeinsam den Kummer von der Seele zu trinken. Irgendwann würde er das Boot mit der Strömung zurücktreiben lassen; der Name des Besitzers war auf einem Metallschild eingeprägt, und wer das Boot fand, konnte es heim nach Jennings expedieren. Unterwegs hatte Cascal einen kleinen Alligator erlegt; dessen Schuppenhaut zu Schuhen, Gürteln oder Handtaschen zu verarbeiten und in diesem Landstrich auch nicht gesetzlich geschützt, erschien ihm als eine angemessene Leihgebühr für den kleinen Kahn.
    Er war bis zu dieser Hütte gekommen, als es dunkel wurde, und die hübsche Blanchette hatte ihm Tür, Tor und Schlafzimmer geöffnet, ohne Fragen nach dem Woher und Wohin zu stellen. Und jetzt genoß er das Frühstück.
    Blanchette sah ihm lächelnd zu.
    »Was bist du eigentlich für ein Mann, Ombre?« fragte sie.
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