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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anzupaddeln, konnte er vergessen. Wenn der Tank leer war, ging’s zu Fuß weiter. Er hoffte, daß er dann nahe genug an einer Straße war.
    ***
    Blanchette sah ein Boot nahen. Es kam von Süden herauf, von Jennings. Für ein paar Sekunden hoffte sie, daß es Rainier war, der zurückkehrte -vielleicht ausnahmsweise nicht betrunken und mit Hehlerware, mit Diebesgut, das er umarbeitete, um es zu verkaufen, sondern mit ehrlich erarbeitetem Geld. Aber dann sah sie, daß jener Mann viel größer und breite schultriger war, und er war viel teurer gekleidet. Er stand aufrecht im Boot.
    Seltsam, man hört den Motor gar nicht tuckern, dachte Blanchette. Es ist, als wenn er mit der Strömung treibt… aber er fährt doch gegen den Strom!
    Als das Boot näher kam, glaubte sie flüsternde Stimmen in ihrer Nähe zu hören. Das Gras raschelte seltsam. Und dann begann eines der Hühner Lärm zu schlagen, Augenblicke später ein zweites.
    Blanchette fuhr erschrocken herum. Die Hühner liefen frei, weil sich Raubtiere nicht hierher wagten. Nicht einmal Alligatoren hatten sich jemals gezeigt. Warum das so war, wußte sie nicht, aber Rainier hatte damals behauptet, die Hütte nicht umsonst an gerade dieser Stelle erbaut zu haben. Er hätte sie mit der Wünschelrute ausgemessen, hatte er gesagt, und festgestellt, daß dieser Ort sicher war. Vor allem Getier und vor allen sonstigen Nachstellungen.
    Aber dann starben die Hühner, und als das siebte tot war, lag das Boot vertäut am Steg, und mit langsamen Schritten näherte sich der unheimliche Fremde, der eine unfaßbare, böse Macht ausstrahlte.
    »Er war hier«, sagte er.
    Blanchette zuckte zusammen. Sie stand noch unter dem schrecklichen Eindruck, daß die Hühner ohne erkennbaren Grund gestorben waren. Und sie fühlte wieder die flüsternden Stimmen und die Nähe von unzähligen, unsichtbaren Wesen, die durch die Umgebung der Hütte strichen und auch in das Holzhaus eindrangen. Ein Kloß schnürte ihr die Kehle zu. Was geschieht hier? fragte sie sich. Was, bei Gott, geschieht hier? Wer ist dieser unheimliche Fremde? Was will er hier?
    »Antworte. Er war hier. Wohin ging er?«
    Der Fremde schien zu lauschen. Blanchette sah die häßliche Schußnarbe auf seiner Stirn, und allmählich griff das kalte Entsetzen nach ihr. Und als sie den Schatten sah, den der Fremde warf, sah sie, daß dieser Schatten nicht mit seiner Körperform übereinstimmte…, Sie schrie auf.
    Eine unsichtbare Hand schlug sie. »Ich sehe die Wahrheit in deinen Gedanken. Ombre war hier.«
    »Nein«, keuchte sie. Sie erinnerte sich, was Ombre gesagt hatte. Es sei besser für sie beide, wenn er nicht hier sei. Er sei nicht hier gewesen.
    »Du lügst.« Der Unheimliche kam auf sie zu und blieb unmitelbar vor ihr stehen. Er roch nach… nein, er stank nach Schwefel. »Du bist der Teufel«, keuchte sie. »Der Teufel selbst!«
    Er grinste diabolisch. »Wenn du so willst - nenne mich den Fürsten der Finsternis. IN DEN STAUB MIT DIR!«
    Eine unsichtbare Kraft zog ihr die Beine unter dem Körper weg. Sie stürzte auf die Knie, konnte sich kaum mit den Händen abstützen. In unwürdiger Haltung kauerte sie da, und der Fürst der Finsternis setzte ihr den Fuß auf den Nacken.
    »Du gehörst mir, schöne Lügnerin«, sagte er.
    »Er - war - nicht - hier«, keuchte sie verzweifelt. Warum war Rainier nicht hier, um ihr zu helfen? Plötzlich hörte sie abermals das Flüstern unsichtbarer Wesen, und diesmal konnte sie verstehen, was die Unsichtbaren sagten. »Ein Frühstückstisch, gedeckt für zwei, aber eines der Gedecke scheint unbenutzt. Ein Ei ist unberührt.«
    Der Fuß stand immer noch auf ihr, drückte leicht zu.
    »Wo ist er? Wo ist Ombre? Er ist nicht im Haus, aber er muß da sein, denn du hast für ihn gedeckt.«
    »Nein«, keuchte sie. »Für meinen Mann… Rainier… er wird gleich kommen…«
    »Du lügst schlecht«, sagte der Fürst der Finsternis. »Ich werde die Wahrheit herausfinden.«
    »Es ist die Wahrheit«, schrie sie. »Ich habe für Rainier gedeckt…«, und mit aller Kraft ihrer Gedanken redete sie sich selbst ein, daß es so war.
    Der Druck ließ nach.
    »Vielleicht stimmt es tatsächlich«, murmelte der Fürst der Finsternis. »Ja, du glaubst, was du sagst.«
    Hörte sie nicht einen Motor? Oder bildete sie sich das Geräusch nur ein?
    Der Fürst der Finsternis lachte auf. »Dennoch gehörst du jetzt mir«, sagte er, und sie fühlte, wie Dutzende winziger, krallenbewehrter Hände sich an ihrer Kleidung zu
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