Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
schaffen machten.
    Nein, dachte sie entsetzt. Nicht… das nicht… und sie schrie und schnellte sich empor, und eine unsichtbare Faust schleuderte sie aüf den Boden zurück. Breitbeinig stand der Fürst der Finsternis über ihr.
    »Du gehörst mir - jetzt!« donnerte er.
    Es klang wie ein tödlicher Schuß.
    ***
    Dadurch, daß die Straße hinter Opelousas schmaler geworden war, kam Zamorra jetzt etwas langsamer voran. Dennoch ging es zügig vorwärts; je näher die Mittagsstunde rückte, desto dünner wurde der Verkehr. Offenbar suchte nahezu jeder schon frühzeitig eine Raststätte oder einen Schnellimbiß auf, oder fuhr nach Hause…
    Wie dem auch sei, Zamorra hatte nichts dagegen einzuwenden. Nicole und er verspürten kein Interesse an einer Mittagspause, weil sie im Hotel sehr reichhaltig gefrühstückt hatten, aber nach drei Stunden Fahrt gingen ihm allmählich die Windgeräusche des Wagens auf die Nerven. Außerdem störte ihn die ungewohnt hohe Sitzposition; er saß fast wie in einem Lastwagen hinter einem relativ flach stehenden Lenkrad. Für einen Mann, der flache, schnelle Sportwagen und Limousinen gewohnt war, war es schwer, sich an dieses andere Fahren zu gewöhnen.
    Vor ihnen tauchte bereits das erste Hinweisschild auf Basile am Straßenrand auf; eine Autowerkstatt warb für ihren ausgezeichneten Service, den es in dieser Qualität nur in Basile geben sollte. Kurz dahinter warben drei Restaurants, ein Hotel und ein Versandgeschäft. Die aufdringliche Art der Straßenrandwerbung begann Zamorra allmählich auf die Nerven zu gehen, obgleich er lange genug und oft genug in den Staaten gewesen war, um daran eigentlich gewöhnt zu sein. Aber die Schilder an europäischen Autobahnen, die immerhin nur auf Sehenswürdigkeiten neben der Strecke hinwiesen, waren ihm da viel lieber, und als er hinter einem dieser großen Schilder einen Polizeiwagen mit Radarkontrollgerät entdeckte, sank seine Laune auf den Nullpunkt. Er hatte nichts gegen die Geschwindigkeitsüberwachung, und ihn traf es ja auch nicht, weil er sich an die Beschränkung hielt - ihm gefiel nur nicht die Art, wie es gemacht wurde. Es gab mit Sicherheit im Ort genug Unfallschwerpunkte, an denen Kontrollen wesentlich sinnvoller waren als hier auf dem freien, schnurgeraden Highway, auf dem es nur um das Durchsetzen von Autorität um der Autorität willen ging. Währenddessen konnten die Raser in der Stadt nahezu ungehindert und ungestraft Jagd auf Fußgänger machen…
    »Er ist entschieden langsamer geworden«, sagte Nicole. »Direkt vor Basile biegt eine Straße links ab. Die nimmst du. Wir müssen ihm entgegenkommen und ihn überraschen. Ich kann ihn fast vor mir sehen.«
    »Dein Zugvogel-Instinkt ist ja ganz schön optimistisch«, sagte Zamorra. »Kannst du zufällig auch ein Bild von ihm malen?«
    »Er steigt gerade aus einem Boot, dem er einen Stoß versetzt. Er befindet sich am Rand eines Bayous«, sagte Nicole.
    »Hör mir bloß auf mit den Bayous«, drohte Zamorra mit erhobenem Zeigefinger. »Seit gestern habe ich die Nase von diesen alligatorhaltigen Bächen gestrichen voll.«
    Nicole ging nicht darauf ein. »Nexpique heißt er, wenn die Karte stimmt. Komm, bieg ab. Wir werden dann eine Meile fahren, vielleicht etwas mehr, und quer zum Bayou vorstoßen.«
    »Durch die Wälder?«
    »Es gibt einen Weg. Ich weiß es. Aber ich habe das Gefühl, daß wir uns beeilen sollten…«
    ***
    Cascals Bootsfahrt war schneller zu Ende gegangen, als er gedacht hatte. Er war nicht mehr sehr weit gekommen.
    Nun, was sollte es? Es war zwar ägerlich, daß er die nächste große Straße nicht mehr erreicht hatte, wie es eigentlich geplant gewesen war, aber sehr weit konnte sie nicht mehr entfernt sein.
    Er strengte sich nicht an.
    Er ließ das Boot, als der Motor endgültig erstorben war und sich nicht mehr wieder an werfen ließ, einfach treiben und lenkte es dem Ostufer zu. Nach gut zwanzig Metern blieb es an der dicht bewachsenen Uferkante hängen.
    Cascal stieg aus und versetzte dem Boot wieder einen Stoß, daß es in die Mitte des Bayous zurücktrieb. Er hoffte, daß die Strömung es weit genug mitnahm, ehe es wieder an einer Uferböschung hängenblieb, aber damit war zu rechnen. Was sich einmal dort befand, wo das Wasser am schnellsten strömte, blieb auch meistens dort, und der Schwung, den er dem Boot mit der Alligatorhaut als ›Leihgebühr‹ gegeben hatte, reichte aus, die Mitte zu erreichen.
    Cascal kletterte an der Böschung hinauf und sah sich um.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher